Stefan Bruckbauer: Der Arbeitsmarkt ist besser als sein Ruf

Mehr Chancen als Risiken: Stefan Bruckbauer, Chef-Ökonom der Bank Austria, sieht Österreichs Wirtschaft gut aufgestellt. Gefahr droht aber durch Handelskriege.

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Eine positive Einschätzung der heimischen Wirtschaft gibt Stefan Bruckbauer, Chef-Ökonom der Bank Austria. „Es gibt für Österreichs Unternehmen mehr Chancen als Risiken“, so sein Fazit der SWOT-Analyse. Stärken sieht Bruckbauer in der Qualität der heimischen Arbeitskräfte. „Das ist ein Erfolg des dualen, berufsbegleitenden Bildungssystems.“

Österreichs Unternehmen haben die gute Auftragslage der vergangenen Jahre sehr stark für Investitionen genutzt, analysiert Bruckbauer, dadurch konnten sie ihren Anteil am internationalen Weltmarkt von rund einem Prozent halten, auch gegen starke Billigkonkurrenz aus den Emerging Markets. „Das ist eine wirkliche Leistung. Deutschland ist das nicht gelungen, sein Anteil ist von rund 9 auf 8 Prozent gesunken.“

Regulierungen kein Drama

Manche Probleme sieht der Experte weniger dramatisch, als sie in der öffentlichen Diskussion dargestellt werden. Beispiel Arbeitsmarkt: „Der Arbeitsmarkt ist besser als sein Ruf, die Flexibilität größer, als man glaubt.“ Generell seien mehr Menschen in stabilen Beschäftigungsverhältnissen und der Trend zu prekären Jobs sei rückläufig. Zudem sei mit der Möglichkeit eines Zwölfstundentags eine wichtige Forderung der Wirtschaft erfüllt. „Auch das Thema Überregulierung ist aus meiner Sicht nicht so schlimm, wie es oft dargestellt wird“, so Bruckbauer.

Schlechte Verkäufer

Natürlich sieht der Bank-Austria-Experte auch Verbesserungspotential. „Wir sind sehr gut bei der Optimierung von Prozessen, haben aber Mängel bei Produktinnovationen und Vermarktung. Die Amerikaner sind einfach bessere Verkäufer“, analysiert Bruckbauer. Gäbe es mehr Marketinggenies wie Red Bull, könnte Österreich seine Wertschöpfung erhöhen und stärker aus der Rolle als Zulieferer herauskommen. „Das Land ist sehr stark einerseits vom Tourismus und andererseits von der Kfz-Branche abhängig, und darin stecken natürlich auch Risiken.“ Schwächeln beispielsweise die deutschen Autobauer, wäre Österreich davon überproportional betroffen.

Und auch bei der Wettbewerbsfähigkeit gibt es Potenzial. „Österreich liegt beim Lohnniveau international in den Top 10, bei der Wettbewerbsfähigkeit aber nicht unter den besten 20. Das ist ein Ungleichgewicht, das behoben werden sollte.“

Bruckbauers Fazit
Bei allen Faktoren, die wir beeinflussen können, mache ich mir wenig Sorgen. Kritischer sind äußere Faktoren wie Handelskriege oder auch die politische Entwicklungen in CEE. Diese können die wirtschaftliche Entwicklung in Österreich beeinträchtigen.

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