„Erneut haben Wetterextreme und der Borkenkäfer das vergangene Waldjahr bestimmt. Die Schadholzmenge bleibt mit rund 1,1 Millionen Festmetern weiterhin auf sehr hohem Niveau“, fasst Bundesforste-Vorstand Rudolf Freidhager zusammen. Der ungewöhnlich trockene und kühle Frühling setzte dem Wald zu: „Von der Niederschlagsarmut war vor allem der Osten Österreichs betroffen. Die Vegetation begann daher erst später zu wachsen“, erläutert Freidhager.
Trotz eines regional eher nassen Sommers mit vielen Starkregenereignissen liegt der durchschnittliche Jahresniederschlag in Österreich 10% unter dem langjährigen Mittel. Die anhaltende Trockenheit schwächt die Wälder und begünstigt Insekten wie den Borkenkäfer. Durch den Klimawandel breitet sich Österreichs größter Waldschädling bereits auch bis zur Waldgrenze auf rund 2.000 Meter Seehöhe aus.
Rund eine halbe Million Festmeter Borkenkäferholz
Mit 59% der gesamten Erntemenge bzw. rund 1,1 Millionen Erntefestmetern (Efm) bleibt das Schadholz 2021 auf dem hohen Niveau der Vorjahre (2020: rd. 1,4 Mio. Efm; 2019: rd. 1,1 Mio. Efm). „Rund die Hälfte des Schadholzes war 2021 Käferholz, der Rest stammt von Schäden durch Stürme und Schneebruch“, berichtet Freidhager. Die Schwerpunkte der Käferschäden verlagerten sich aus dem nördlichen Waldviertel in die Obersteiermark und das südliche Niederösterreich. Etwa 30% des Käferholzes mit in Summe rund 165.000 Erntefestmetern fiel allein auf einer Fläche von rund 45.000 Hektar an. „Damit konzentrieren sich die meisten Käferschäden auf rund neun Prozent der ÖBf-Waldfläche“, so Freidhager.
Deutliche Mehrkosten durch Klimawandel
Die Schadereignisse hinterlassen auch in der Bilanz deutliche Spuren. „Durch Mehrkosten bei Käferprävention und Holzernte sowie Mindererlöse durch Schadholz rechnen wir für 2021 mit Klimawandelkosten von rund 31,5 Millionen Euro“, beschreibt Georg Schöppl, ÖBf-Vorstand für Immobilien und Finanzen, das Ausmaß der Auswirkungen. Hinzu kommen Schäden an der Forstinfrastruktur von über fünf Millionen Euro, die Starkregenereignisse und Überschwemmungen im Sommer an Forststraßen, Brücken und Hangsicherungen verursachten.
11 Millionen Euro für Waldpflege und klimafitte Wälder
Nur vitale und gesunde Wälder können im Klimawandel bestehen. Daher wurden auch 2021 zahlreiche Waldpflegemaßnahmen gesetzt. „Die Investitionen in die Waldpflege müssen fortgesetzt werden, um die Bestände klimafit zu machen und den Waldumbau voranzutreiben. 2021 flossen 11 Millionen Euro in die Waldpflege, davon allein rund vier Millionen Euro in Käferprävention und -bekämpfung“, so Schöppl. Hinzu kommen Aufwendungen von mehr als fünf Millionen Euro in den Erhalt der Schutzwälder über die gesetzlichen Vorgaben hinaus.
Waldstrategie 2100: Naturnahe und nachhaltige Waldbewirtschaftung
Wälder sind nicht nur selbst von der Klimakrise betroffen, sie sind auch Teil der Lösung im Kampf gegen die Erderwärmung. Die Bundesforste haben daher für jedes ihrer 120 Forstreviere in ganz Österreich neue Zukunftskonzepte erstellt und die Waldbewirtschaftung bis 2100 bereits an zukünftige Klimabedingungen angepasst. 160.000 Waldstandorte wurden dafür gemeinsam mit WissenschaftlerInnen und ForscherInnen, unter anderem von der Wiener Universität für Bodenkultur, genau untersucht. Unter dem Szenario einer globalen Erderwärmung von plus zwei Grad laut Pariser Klimaabkommen wurden anschließend individuelle Bewirtschaftungspläne für die jeweiligen Regionen erstellt. „Damit wissen wir schon heute, welche Bäume im Wald der Zukunft am besten wachsen werden, weil sie die besten Voraussetzungen für die veränderten Bedingungen mitbringen. So können wir unser Wälder klimafit machen“, erläutert Freidhager. Ein besonderer Fokus wird dabei auf artenreiche Mischwälder und Naturverjüngung gelegt.
Wälder nützen und schützen
„Unsere Strategie basiert auf ökonomischen und ökologischen Zielen und schließt auch gesellschaftliche Aspekte mit ein. Wir wollen die Wälder weiterhin nachhaltig nützen, aber gleichzeitig auf denselben Waldflächen die Artenvielfalt schützen und fördern“, erklärt Freidhager. Die Bundesforste betreuen 850.000 Hektar Naturfläche in Österreich, rund 9% davon stehen bereits heute unter strengem Naturschutz (z. B. Nationalparke und Wildnisgebiete), für weitere 40% der ÖBf-Flächen gelten darüber hinaus naturschutzfachliche Bestimmungen.
„Strenger Naturschutz auf bestimmten Flächen ist wichtig, eine zusätzliche flächendeckende Außernutzung-Stellung sehen wir aber nicht als sinnvolle Herangehensweise. Vielmehr plädieren wir dafür, Naturschutz in die Waldarbeit zu integrieren. Wälder sind wichtige Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise – sie speichern CO2, liefern uns den nachwachsenden Rohstoff Holz, der in der Bioökonomie intelligent eingesetzt wird. Wälder schützen vor Naturgefahren, sind Lebensraum und gleichzeitig auch Freizeit- und Erholungsraum. Alle diese Leistungen können sie nur für uns Menschen erbringen, wenn wir sie mit Blick auf die kommenden Generationen nachhaltig und naturnah bewirtschaften. Dafür setzen wir uns mit aller Kraft ein. Wichtig ist und bleibt dabei aber, dass wir alle zusammenhelfen und unseren CO2-Ausstoß deutlich reduzieren – denn sonst kann uns auch der Wald nicht mehr retten“, betont Freidhager abschließend.