Dass Sport nach wie vor eine Männerdomäne ist, zeigt sich auf verschiedenen Ebenen, so auch bei der Zusammensetzung der Gremien von Sportverbänden und -vereinen. Noch immer gibt es Hürden, die Frauen eine aktive Beteiligung in Sportvereinen erschweren bzw. ein Mitwirken für sie unattraktiv machen. Dem möchte Sport Austria entgegenwirken.
Repräsentative Daten
So wurden 2017 im Rahmen der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung über 8.000 Personen Fragen zur Sportvereinsmitgliedschaft, Häufigkeit der Nutzung des Sportangebots im Sportverein, sowie Funktionen und Tätigkeiten im Sportverein gestellt. Dadurch lagen erstmals repräsentative Daten über die Sportvereinsaktivitäten der österreichischen Bevölkerung vor. Im 3. Quartal 2020 und 1. Quartal 2021 wurde diese Befragung nun wiederholt. Sie bestätigte erneut, dass das Geschlecht eine Rolle hinsichtlich der Mitgliedschaft im Sportverein spielt. Zwar sank sowohl bei den Männern als auch den Frauen der Anteil der Sportvereinsmitglieder (Männer: 2020: 22%, 2017: 31%, Frauen: 2020: 13%, 2017: 18%), die Differenz zwischen den beiden Geschlechtern blieb aber bestehen (2020: 9%, 2017: 13%).
Sport Austria hat sich zum Ziel gesetzt, den Frauenanteil im organisierten Sport – generell, aber insbesondere auf der Ebene der FunktionärInnen – zu steigern. Aktuell verfügen nur rund 15% der heimischen Sportverbände über Präsidentinnen. Um u.a. diese Zahl zu erhöhen und dafür konkrete Maßnahmen zu setzen, wurde per 21. Jänner 2021 unter der Leitung von Maria Rauch-Kallat, Präsidentin des Österreichischen Paralympischen Committees, und Brigitte Jank, Präsidentin des Österreichische Behindertensportverbands, der Sport Austria-Beirat “Frauen im Sport” ins Leben gerufen.
Sport Austria-Beirat
„Die Einrichtung des Beirates ist ein wichtiger, neuerlicher Versuch, den Anteil der Frauen in Sportfunktionen zu erhöhen. Wir wollen mehr Frauen in Sportgremien sehen und erarbeiten dafür konkrete Maßnahmen“, betonte Maria Rauch-Kallat im Rahmen des Summits. Beirat-Initiator und Sport Austria-Präsident Hans Niessl: „Frauen sind in vielen gesellschaftlichen Bereichen deutlich unterrepräsentiert. Das trifft auf die Politik (Stichwort BürgermeisterInnen, Anm.) ebenso zu wie auf Führungspositionen in der Wirtschaft, aber auch auf Spitzenpositionen im Sport. In unserem Bereich wollen wir gegensteuern, indem wir Frauen fördern und sie auch in Spitzenpositionen bringen. Dieser Summit war dazu ein wichtiger, bewusstseinsbildender Zwischenschritt.“
Mehr Gleichberechtigung im Sport
Mit der Tagung setzte Sport Austria ein weiteres Zeichen für mehr Gleichberechtigung im Sport. Das Event war einerseits als Veranstaltung mit bewusstseinsbildendem Charakter aufgesetzt und bot den 95 TeilnehmerInnen andererseits auch Raum für Partizipation. Dabei wurde Input von bzw. mit den TeilnehmerInnen erarbeitet, aus dem in weiterer Folge auch Maßnahmenempfehlungen abgeleitet werden.
Hans Niessl abschließend: „Meine Erfahrung ist, dass überall dort, wo Frauen mitwirken, letztlich auch die Ergebnisse besser sind. Man könnte es auch so sagen: Das Zusammenwirken von Frauen und Männern erhöht die kollektive Intelligenz.“
Ein Bekenntnis des organisierten Sports zu einem “Kulturwandel im Sport” soll durch den Beschluss der Good Governance- Verhaltensleitlinien am 5. November bei der Sport Austria-Generalversammlung erfolgen.