Wenn wir es richtig machen, haben wir eine großartige Zukunft

Christoph Leitl, Präsident der europäischen Wirtschaftskammer, Unternehmer und Co-Herausgeber von TOP LEADER über Werte, aktuelle und künftige Herausforderungen sowie die Rolle Europas.
© Kucera
Wenn wir es richtig machen, haben wir eine großartige Zukunft Christoph Leitl
Co-Herausgeber und Europa-Experte Christoph Leitl

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp

Herr Leitl, nicht nur als zweifacher Vater und Großvater liegt Ihnen eine „funktionierende“, friedliche Welt besonders am Herzen. Worauf liegt Ihr Fokus hinsichtlich einer gesicherten Zukunft vorrangig?

Am wichtigsten erscheinen mir Weltoffenheit, Toleranz, Respekt und Einfühlsamkeit in andere Denkungsarten und Kulturen.

Um bei Österreich zu bleiben: Was braucht es, um unsere Wirtschaft stabil zu halten und nachhaltiges Wachstum zu gewährleisten?

Talentorientierte Aus- und Weiterbildung, Förderung von Kreativität und Innovation sowie eine lösungsorientierte Sozialpartnerschaft.

In welchen Bereichen hat der „Wirtschaftsstandort Österreich“ Nachholbedarf?

Vor allem brauchen wir eine Revolution im Schulwesen. Von der Lernstofforientierung zur Talentfokussierung. Neigungen unterstützen, Eignungen fördern, um damit Erfolg und Freude zu vermitteln.

Ethik wurde als Pflichtgegenstand für alle SchülerInnen eingeführt, die keinen Religionsunterricht besuchen – wie stehen Sie dazu?

Ich stehe dazu sehr positiv, weil in einem Weltethos der verschiedenen Religionen ein gemeinsamer Kern liegt, der ja auch im Religionsunterricht angesprochen wird.

Wenn wir es richtig machen, haben wir eine großartige Zukunft Christoph Leitl
„Talente fördern statt Lernstoff abprüfen!”

Wo sollte in unserem Bildungssystem noch nachjustiert werden?

Revolution! Je früher desto besser!
Talente fördern statt Lernstoff abprüfen!

Stichwort „Werteverfall“: Fehlt es der modernen Gesellschaft an (den richtigen) Werten?

Die Werte wären schon da, sind aber allzu oft nur Lippenbekenntnisse. Wie steht es mit einer weltweiten Solidarität? Sind wir bereit, weltweite Probleme auch global zu lösen? Bekennen wir uns zu Partnerschaft oder lassen wir Egoismus freien Lauf?

Demut – die Qualität dieser Eigenschaft scheint oft nahezu vergessen bzw. als „uncool“ zu gelten. Ist Demut obsolet?

Wem es an Demut fehlt, dem empfehle ich einen Blick in den Mikro- und Makrokosmos. Innerhalb kurzer Zeit wird dann ein Verständnis wachsen für die Kleinheit und die Begrenztheit unserer Möglichkeiten und unseres Seins.

Was macht eine gute Führungspersönlichkeit aus und wie würden Sie Ihr Leadership beschreiben?

Mit Teams Ideen diskutieren, Menschen begeistern, zur Zielerreichung motivieren und dann Erfolge gemeinsam feiern.

Was sind die großen Herausforderungen, vor denen die Leader der nächsten Generation stehen?

Die erkennbaren globalen Brüche brauchen neue Formen von Brücken und Verständigung. Leader definieren diese Brücken und motivieren zum Beschreiten.

Wenn wir es richtig machen, haben wir eine großartige Zukunft Christoph Leitl
„Europa könnte im Streit zwischen anderen Ländern vermitteln und damit eine friedlichere und stabilere Welt gewährleisten.”

Bezüglich Europa: Wie sehen Sie die Zukunft Europas? Welche Allianzen können es stärken, welche werden sich negativ auswirken? 

Wenn wir es richtig machen, haben wir eine großartige Zukunft. Mit unserer Fähigkeit, vorhandenes Wissen zu kombinieren, mit unserer Fantasie, daraus Neues zu machen und mit unserer Fähigkeit, mit anderen dabei zu kooperieren haben wir einen European Spirit, der einzigartig ist.

Europa könnte im Streit zwischen anderen Ländern vermitteln und damit eine friedlichere und stabilere Welt gewährleisten. Nicht Drohungen und Sanktionen, sondern nur Kooperationen führen weiter. Und nur eine globale Solidarität bewirkt auch eine globale Stabilität. Daran mitzuwirken könnte eine der vornehmsten Aufgaben Europas sein.

Sie engagieren sich leidenschaftlich und seit vielen Jahren für unser Land, sind nach wie vor Unternehmer und üben unterschiedliche und ehrenamtliche Funktionen aus. Was hat Sie davon überzeugt, zusätzlich auch die Position als Co-Herausgeber von TOP LEADER zu übernehmen?  

TOP LEADER ist ein spannendes Projekt, das von interessanten Leuten gestaltet wird. So wie ich Start-ups oder Wachstumsunternehmen begleite, so ist es mir auch ein Anliegen, mit TOP LEADER einen konstruktiven Beitrag zu den Fragen unserer Zeit zu leisten.

Wir möchten unseren LeserInnen die Gelegenheit geben, Sie auch als Privatperson etwas näher kennenlernen, abschließend daher noch ein paar persönliche Fragen:

Wie wichtig sind Mentoren/Förderer und welche waren das bei Ihnen?

Nach dem frühen Tod meines Vaters in einer sehr schwierigen unternehmerischen Zeit, war Hermann Bell mein Mentor, im politischen Bereich Josef Ratzenböck. Beide haben mir Klugheit, Lebensweisheit und Lebensfreude vermittelt.

Was bedeutet für Sie persönlich Glück?

Wer Dankbarkeit, Zufriedenheit und Freude miteinander verbinden kann, ist ein glücklicher Mensch.

Worauf könnten Sie in Ihrem Leben nicht verzichten?

Auf Herausforderungen und das Bewältigen von Problemlösungen. Das hält jung, geistig fit und macht Spaß.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?

Leben und leben lassen, miteinander statt gegeneinander.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?

Bei meinem Sonntagsstammtisch im Gasthaus Ochsenwirt in Neumarkt im Mühlviertel. Dort wird viel Blödes geredet, was aber im Kern sehr gescheit ist und zum Lachen genug Anlass gibt.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?

Alle, die mit ihren Visionen die Welt positiv verändern wollen. In meiner Jugendzeit war dies John F. Kennedy, zuletzt Michail Gorbatschow.

Sie können EIN Weltproblem lösen – welches wäre das?

Afrika eine Zukunftschance geben!

Das könnte Sie ebenfalls interessieren:

Melden Sie sich hier an

Sie sind noch nicht registriert?