Für die Hersteller von Eigenheimen in Fertigteilbauweise entwickelte sich das vergangene Jahr überraschend positiv. Laut aktuellem „Branchenradar Fertigteilhäuser in Österreich“ erhöhten sich die Herstellererlöse 2020 um 6,0 Prozent gegenüber 2019 auf knapp 810 Millionen Euro. Die Anzahl der verkauften Häuser stieg um 3,0 Prozent auf insgesamt 4.132 Stück.
Die positive Entwicklung der Nachfrage war im Wesentlichen die Folge einer signifikant steigenden Fertigteilquote. Denn das Marktpotential – also die Baubeginne von Ein- und Zweifamilienhäusern insgesamt – stagniert auf Vorjahresniveau. Deshalb stieg der Anteil von Fertigteilhäusern an den insgesamt neu errichteten Eigenheimen (Fertighausquote) auf 27,4 Prozent. „Echte“ Zuwächse gab es jedoch nur bei Häusern in Holz-Riegelbauweise.
Die wieder wachsende Beliebtheit von Fertigteilhäusern war im Wesentlichen auf das sinkende Angebot an Baumeisterdienstleistungen zurückzuführen, schränkten doch viele Betriebe ihre Geschäftstätigkeit ein, nicht zuletzt wegen fehlender Personalkapazitäten ausländischer Beschäftigter. Und da mehr private Bauherren als in früheren Jahren ihr Bauprojekt möglichst rasch umsetzen wollten, fiel die Wahl wieder stärker auf ein Fertigteilhaus (mit garantiertem Liefertermin). Zudem profitierten speziell die bekannten Hersteller von Fertigteilhäusern vom generell in Krisenzeiten steigenden Sicherheitsbedürfnis in der Bevölkerung. Das zeigte sich auch in einer überdurchschnittlich starken Nachfrage nach schlüsselfertigen Häusern. 2020 wurden um nahezu acht Prozent mehr schlüsselfertige Häuser verkauft als 2019, womit deren Anteil erstmals seit 2015 wieder signifikant auf nunmehr deutlich über fünfzig Prozent stieg.
Auch im mittelfristigen Ausblick ist bei Fertigteilhäusern mit einem wachsenden Markt zu rechnen, wenngleich im kommenden Jahr der Aufschwung voraussichtlich deutlich an Fahrt verliert, weil für private Bauherren wieder das volle Baumeisterangebot zur Verfügung steht. Die Hersteller melden eine gute Auftragslage, einige Unternehmen sind sogar bis 2022 ausgebucht. Österreichweit beschäftigen die Fertighausproduzenten rund 2.500 Mitarbeiter. Niederösterreich ist traditionell das Bundesland mit dem höchsten Fertighausanteil: Hier steht etwa ein Drittel der 2020 produzierten Eigenheime.
Nachhaltigkeit gewinnt weiter an Bedeutung
Positive Perspektiven sieht auch die Wiener Unternehmensberatung Advicum Consulting für den Fertighausmarkt nach der Corona-Krise. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Fertighaus-Hersteller den drei großen Megatrends in vollem Umfang gerecht werden: modulare Individualisierung, smarte Convenience und konsequente Nachhaltigkeit. „Das Bewusstsein für die Bedeutung des Wohnens ist während der Krise deutlich gewachsen“, betont Advicum Equity-Partner Daniel Knuchel. „Das fördert – ebenso wie die günstige Zinssituation – die Bereitschaft vieler Haushalte zu Bauinvestments. Zugleich sind die Qualitätsansprüche hoch.“
Steigende Nachfrage und damit steigende Preise prognostiziert Advicum vor allem für ländliche Gebiete. Homeoffice und Teleworking-Möglichkeiten, die sich in der Krise bewährt haben, verlocken viele Menschen aufs Land zu ziehen, während der Bevölkerungszuwachs in den Großstädten primär von internationaler Zuwanderung getragen wird. „Der zunehmenden Individualisierung aller Lebensbereiche und damit auch des Wohnens kann die Fertighausindustrie flexibel und kostengünstig gerecht werden, der hohe Grad der Vorfertigung sichert dabei die Qualität“, so Knuchel. Grundrisse und Multifunktionsräume für variable Nutzung können mit einfachen baulichen Maßnahmen an neue Lebenssituationen angepasst werden.
Usability is King
Standen früher Designaspekte im Mittelpunkt, so heißt es heute „Usability is King“, wie die Advicum Analyse zeigt. Smart Home-Lösungen werden dementsprechend zu essentiellen Bestandteilen künftiger Bau- und Wohnkonzepte. Immerhin benutzt bereits jeder zweite Haushalt in Österreich Smart Home-Geräte, wie Studien ermittelten. Zur Customer Convenience zählen auch „Intelligente Fassaden“, die zugleich dem rasant wachsenden Nachhaltigkeits-Bedürfnis vieler Menschen entsprechen. Mit thermoaktiven Bauelementen, Photovoltaik und Recycling wird die Fassade zu einem ökologisch orientierten Bestandteil des Fertighauses. „Bauen nach ökologischen Maßstäben und mit natürlichen Baustoffen wird auch weiterhin an Bedeutung zulegen“, ist Knuchel überzeugt. Vorangetrieben werde dies nicht zuletzt durch eine entsprechende Förderungspolitik der öffentlichen Hand, ein nicht unwesentlicher Aspekt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.
Ein wichtiger Faktor für die Fertighausindustrie ist schließlich auch die demographische Entwicklung, Stichwort „Silver Society“. Innovative Services müssen verstärkt auf eine flexible, einfache und intuitive Nutzung abzielen, neue Wohnmodelle sollten auch älteren Menschen eine selbständige Lebensführung mit hoher Lebensqualität im eigenen Heim ermöglichen.
Marktentwicklung Fertighäuser in Österreich
Fertiggaragen und Carports unter der Lupe
Die Märkte für Fertiggaragen und Carports entwickelten sich in Österreich laut aktuellem „Branchenradar“ gegenläufig. Während der Umsatz mit Fertiggaragen nochmals signifikant um nahezu drei Prozent auf 12,8 Millionen Euro sank, ging es bei Carports erlösseitig rasch nach oben. Im Jahresvergleich stieg der Umsatz um knapp zehn Prozent auf 6,5 Millionen Euro. Insgesamt erhöhten sich damit die Erlöse von Herstellern bzw. Generalimporteuren moderat um 1,2 Prozent gegenüber Vorjahr auf rund 19,3 Millionen Euro.
Die schwächelnde Geschäftslage bei Fertiggaragen hing ursächlich mit dem Marktrückzug von Schnauer zusammen, wurde doch dadurch das Angebot deutlich reduziert. Zwar stieg infolgedessen bei nahezu allen aktiven Anbietern wie Allianz Systembau, Bangerl, Garagenfuchs, Gardeon, Hellweg, Laumer, Leitl, RBW, Weissenböck oder Zapf die Nachfrage substanziell, vollständig konnte der Abgang jedoch nicht kompensiert werden.
Der Markt für Carports profitierte hingegen offenbar von der Umschichtung üblicher Konsumausgaben (etwa für Reisen oder Freizeiteinrichtungen) in Eigenheim-Investitionen, wodurch vor allem im Baustoffhandel und bei Baumärkten die Kassa ordentlich klingelte. Denn das Umsatzwachstum floss ausschließlich in diese beiden Vertriebskanäle.
Auch heuer und im kommenden Jahr ist mit einem expandierenden Markt zu rechnen; nicht zuletzt, weil wohl auch die Preise wieder anziehen werden. Alles in allem rechnet „Branchenradar“ mit einem Erlösplus um durchschnittlich etwa 3,5 Prozent pro Jahr. Zuwächse gibt es vermutlich sowohl bei Fertiggaragen als auch bei Carports, wenngleich die Marktexperten bei Fertiggaragen eine etwas dynamischere Entwicklung erwarten.
Raumklima ist wichtig
Vorteile einer Fertiggarage im Vergleich zu (meist gemauerten) „Einzelanfertigungen“ sind die meistens günstigeren Preise (oft durch Eigenleistung, z.B. beim Fundament), kurze Bauzeit, lange Garantien (bis zu fünf Jahren) etc.
Beton-Fertiggaragen können – witterungsunabhängig – innerhalb einer Stunde montiert werden. Da Beton kaum Feuchtigkeit aufnimmt, wird nicht nur die Garage selbst vor feuchten Mauern und Schimmelbefall geschützt, sondern auch das darin geparkte Fahrzeug vor Korrosionsschäden bewahrt. Ein Thema, das gerade auch Oldtimer-Liebhabern bestens bekannt ist –ihr „gutes Stück“ ist in einer Fertiggarage rundum gut geschützt und besonders auch im Winter über einen längeren Zeitraum bestens aufgehoben. Nicht zu vergessen sind neben dem Kfz auch die in der Fertiggarage eingestellten und gelagerten sonstigen Gegenstände wie Fahrräder oder Gartengeräte, Werkzeuge, Sonnenschirme oder Stuhlauflagen. Diesen kommt natürlich ein Weniger an Feuchtigkeit ebenfalls zugute.
Ein zusätzlicher Gewinn ist das Mehr an Raum, das eine Fertiggarage bietet. Denn die Betonmauern sparen bei gleichem Außenmaß im Innenraum rund 30 cm Breite ein. Und das schafft wiederum mehr (Stau-) Raum für anderweitige Nutzungs- und Unterstellmöglichkeiten.
Mit Stahl und Zink
Ein anderes häufig gebrauchtes Material für Fertiggaragen ist verputztes Stahlblech. Dabei verfügen die Wände über eine Dicke von nur 50 mm – somit erspart man sich mit einer montierten Garage rund einen halben Meter Platz gegenüber einer gemauerten Version. Dabei kann man aber selbstverständlich mit perfekter Stabilität und Festigkeit der Konstruktion rechnen, das wurde alles auch statisch überprüft. Für die üblichen europäischen Klimabedingungen ist die standardmäßige ungedämmte Konstruktion perfekt geeignet. Falls es jedoch im Winter z.B. mehr schneit, kann man die Garage z.B. mit Thermopaneelen (gefüllt mit einer Polyurethan-Isolierung) dämmen.
Anbieter wie das Familienunternehmen Gardeon liefern „schlüsselfertig“, d.h. die Fertiggarage (schon gesehen ab 2.690 Euro) besteht aus Paneelen, die man bei der Montage einfach nur noch zusammenstellen und ans Fundament verankern muss. Der Arbeitsaufwand ist bei diesen montierten Bauwerken jedenfalls um einiges niedriger als bei gemauerten Objekten.