Wie unsere Damen wohnen

Weibliche Wohnvorlieben – und was Frauen und Männer beim Immobilienkauf unterscheidet
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Das Wohnverhalten der Österreicherinnen wird durch eine Vielzahl von Faktoren geprägt – sei es der persönliche Wohntraum, das Gefühl von Sicherheit oder der finanzielle Aspekt. „Nur 36 Prozent der befragten Frauen sind mit ihrer aktuellen Wohnsituation hundertprozentig zufrieden“, sagt FindMyHome.at Geschäftsführer Bernd Gabel-Hlawa. „Während fast die Hälfte (46 Prozent) vom Leben im kleinen Häuschen träumt, konnten sich bislang nur 26 Prozent diesen Wunsch auch tatsächlich erfüllen. Stattdessen wohnen knapp drei Viertel aller Befragten (74 Prozent) in Wohnungen, obwohl es sich nur 53 Prozent ausdrücklich wünschen.“

Außerdem kann bei vielen Österreicherinnen das dringende Bedürfnis nach privaten Freiflächen wie Terrasse, Garten oder Balkon nicht gestillt werden: Obwohl 95 Prozent davon träumen, haben lediglich 75 Prozent tatsächlich Zugang dazu. Vor allem während der Covid-19 Pandemie wächst das Bedürfnis nach einem Garten oder einem Zweitwohnsitz im Grünen: Allerdings sind nur neun Prozent diesem Wunsch nachgegangen und haben ihre Wohnsituation dahingehend verändert.

© PantherMedia/Imilian
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Fast 60 Prozent der bei einer Umfrage im Frühling dieses Jahres befragten österreichischen Frauen sind der Meinung, dass es vor allem für die weibliche Bevölkerungsgruppe schwierig ist, eine adäquate Bankfinanzierung zu erhalten.

Wertanlage und Sicherheit

Im Durchschnitt geben die Österreicherinnen zwischen 30 und 40 Prozent ihres Monatsgehaltes für ihre Wohnobjekte aus. Gleichzeitig wird bei einem Anteil von beinahe 60 Prozent eindeutig sichtbar, dass sich Eigentumsimmobilien immer größerer Beliebtheit erfreuen. Gründe sind vor allem die gute Möglichkeit für Wertanlagen, das Gefühl von Sicherheit und die günstigere Wohnform im Vergleich zu Mietimmobilien genannt. Mieterinnen dagegen sehen oftmals keine andere Möglichkeit für ihre Wohnsituation. Sie verfügen häufig nicht über die benötigten Eigenmittel für eine Eigentumsimmobilie, wollen keinen Kredit aufnehmen oder äußern die Sorge, die Immobilie langfristig nicht finanzieren zu können.

Fast 60 Prozent der bei einer Umfrage im Frühling dieses Jahres befragten österreichischen Frauen sind der Meinung, dass es vor allem für die weibliche Bevölkerungsgruppe schwierig ist, eine adäquate Bankfinanzierung zu erhalten. Insgesamt 15 Prozent haben laut Umfrage bereits konkrete Benachteiligungen aufgrund ihres Geschlechtes erlebt. Sie geben an, dass vor allem alleinerziehende und ledige Frauen bei Verhandlungen nicht ernst genommen werden und Faktoren wie das im Durchschnitt geringere Einkommen oder eventuelle karenzbedingte Einkommensausfälle im Zusammenhang mit Finanzierungsoptionen negative Auswirkungen mit sich bringen.

74 Prozent gaben an, sich in ihren eigenen vier Wänden sehr sicher zu fühlen, 20 Prozent zumindest sicher. Dem Zufall überlassen wird dies allerdings nicht, kommentiert Gabel-Hlawa: „Bereits vorhandene Sicherheitstüren oder die Höhe des Stockwerks beeinflussen bei knapp der Hälfte aller Befragten die Auswahl ihres Wohnobjektes. 54 Prozent setzen zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie Gitter, Alarmanlagen oder Lichtschaltuhren, um sich zuhause wirklich gut aufgehoben zu fühlen.“

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Unter den Hauptantragstellenden einer Immobilienfinanzierung in Österreich und Deutschland, die ledig, geschieden, getrenntlebend oder verwitwet sind, liegt der Anteil der Frauen bei 35, der Anteil der Männer bei 65 Prozent.

Mehr Frauen wollen kaufen

„Wir sehen viele Frauen, die einen Hypothekarkredit abschließen“, sagt Mirjam Mohr, Interhyp-Vorständin für das Privatkundengeschäft. „Grundsätzlich sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Individuen oft größer als zwischen den Geschlechtern.“ Die Expertin will Mut machen: „Wohneigentum bringt Sicherheit und ist ein wichtiger Baustein der Altersvorsorge – das wünschen sich viele Frauen, wie unsere Daten zeigen.“ Das derzeit sehr günstige Zinsniveau erleichtere einen Immobilienkauf, dennoch sollte jede Immobilienfinanzierung wohlüberlegt sein.

Viele Kreditnehmer kommen als Paar in die Beratung und wollen einen Immobilienkauf oder Bau gemeinsam realisieren. Im Darlehensantrag wird in der Regel eine Hauptantragstellerin oder ein Hauptantragsteller erfasst, meist der oder die mit dem höheren Gehalt. Rund 60 Prozent der Hauptantragstellenden sind in einer Partnerschaft, viele sind verheiratet. „Die meisten Paare treten gemeinsam in den Darlehensvertrag ein, weil sie gemeinsam kaufen oder bauen“, erklärt Mohr. Gegenüber der Bank haften dann beide. Wer an welcher Stelle im Darlehensvertrag genannt sei, hat dabei keine Bedeutung. Die Expertin rät: „Paare sollten immer darüber sprechen, wie die Partner bei Tod oder Scheidung abgesichert sind.“ Das Risiko treffe vor allem den- oder diejenige mit dem niedrigeren Gehalt – und das sind oft die Frauen, wie Daten von Interhyp zeigen. Hier könne zum Beispiel der Abschluss einer Risikolebensversicherung sinnvoll sein.

Aber nicht nur Paare schließen eine Immobilienfinanzierung ab. Unter den Hauptantragstellenden in Österreich und Deutschland, die ledig, geschieden, getrenntlebend oder verwitwet sind, liegt der Anteil der Frauen bei 35, der Anteil der Männer bei 65 Prozent. „Rund drei Viertel dieser Frauen sind Eigennutzerinnen, ein Viertel kauft ausschließlich oder auch zur Vermietung als Kapitalanlage“, meint Mohr. Interessant: Die finanzierte Immobilie ist bei den Frauen etwas häufiger eine Wohnung als ein Haus, bei den Männern ist es umgekehrt. Bei der Finanzierung rät Interhyp zu hohen Tilgungen über drei Prozent und Zinsbindungen über zehn Jahren. Daran hält sich der Durchschnitt der Hauptantragstellenden – ob Frau oder Mann.

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