„Ein guter Finanzplaner setzt sich intensiv und genau mit den Bedürfnissen seiner Kunden auseinander. Das ist vor allem in Krisenzeiten gefragt. Durch die Erhebung bekommen wir einen tieferen Einblick in die finanziellen Wünsche und Sorgen der Österreicher. Dabei gab es durchaus einige Überraschungen“, kommentiert Mag. Helmut Siegler, Vorstandsvorsitzender des Verbandes Financial Planners. Wenig verwunderlich ist, dass sich beinahe alle Kunden (93 Prozent) mit finanziellen Ängsten an ihren Finanzberater gewandt haben. Mehr als zwei Drittel der Kunden (70 Prozent) bereitete die Verschuldungssituation der Nationalstaaten Kopfzerbrechen. Passend zum Klischee der Österreicher als fleißige Sparer, sorgten sich auch zwei von drei Konsumenten (63 Prozent) um ihr Geld auf der hohen Kante. Ebenso war die Sicherheit des Euros für gut jeden zweiten (55 Prozent) ein Thema. So manche böse Zunge würde behaupten, die Österreicher würden sich in finanzieller Sicherheit wiegen – oder hätten sehr großes Vertrauen in die heimische Politik. So fürchtet sich nur jeder Dritte (34 Prozent) vor der Einführung neuer Steuern und auch die Sorge vor der Deflation spielt keine große Rolle (8 Prozent). Die Umfrage des Verbandes zeigt mitunter ein zeitliches Angst-Barometer: Kunden waren mit Bekanntgabe des Lockdowns im März am besorgtesten um ihr Vermögen (73 Prozent), gefolgt von April (18 Prozent).
Österreicher trotzen lang gehegtem Klischee
Heimischen Investoren eilt üblicherweise der Ruf voraus, risikoscheue Aktien-Verweigerer zu sein. Diesem Bild wird in der Umfrage des Verbandes getrotzt: Immerhin gaben 92 Prozent der befragten Finanzplaner an, während der Covid-19-Krise zumindest gelegentlich von Kunden kontaktiert worden zu sein, um Zuzahlungen in Veranlagungsformen mit höherem Aktienanteil vorzunehmen. „Die Österreicher sind dafür bekannt, fleißige Sparer zu sein, aber eher auf renditeschwache Anlageformen wie das Sparbuch zu setzen. Wir beobachten, dass der Aktienanteil steigt. Es ist allerdings noch viel Aufklärungsarbeit im Bereich der Finanzbildung erforderlich, um zu verdeutlichen, dass die Börse auch für den Durchschnittsösterreicher Chancen bietet“, ist Siegler überzeugt. Wenige Finanzplaner (36 Prozent) wurden von ihren Kunden seit dem Lockdown im März kontaktiert, um Notverkäufe von Veranlagungspositionen vorzunehmen. Siegler zufolge ist das ein Indiz, dass Österreicher sattelfester in Geld-Fragen werden: „Anleger haben größtenteils einen kühlen Kopf bewahrt und keine emotionalen Kurzschluss-Entscheidungen getroffen. Diese Entwicklung hin zum mündigen Konsumenten ist eine Bestätigung unserer Arbeit als Verband.“
Rettungsringe dankend angenommen
Ein weiterer Teil der Befragung widmete sich finanziellen Engpässen. Das Konzept der Kurzarbeit in Österreich bot Medienberichten zufolge hierzulande für viele Unternehmen und Mitarbeiter Entlastung. Das bestätigt auch die Erhebung des Verbandes. Nämlich berieten mehr als zwei Drittel der Probanden (83 Prozent) ihre Klienten rund um das Thema Kurzarbeit für Mitarbeiter. Neben der Regierung waren allerdings auch heimische Banken gefragt, um die Liquidität für die Wirtschaft zu sichern. Die meisten kamen dieser Verantwortung nach, indem sie unter anderem Stundungen für Kredite zur Verfügung stellten. Dieses Angebot ist auch dankend angenommen worden – immerhin wurden 71 Prozent der befragten Finanzplaner zumindest gelegentlich auf eine Erweiterung des Kreditrahmens angesprochen.
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