Führungskräfte, die 30 Stunden oder weniger arbeiten sind noch immer rar. Doch im Wettbewerb um die besten Talente müssen sich Betriebe rasch an neue Gegebenheiten anpassen und attraktive Arbeitsbedingungen schaffen.
„Die Möglichkeit, Führungspositionen auch in Teilzeit ausüben zu können, spielt dabei eine immer größere Rolle. Eine aktuelle Studie im Rahmen der Initiative „News Ways of Work“ bietet Tipps für das erfolgreiche Einführen von Teilzeitführungsmodellen“, sagt Manfred Luger, Leiter der Abteilung Human Capital Management bei Business Upper Austria.
Durchgeführt wurde die Analyse von Martin Halla, Professor an der Johannes-Keppler-Universität Linz und von der Sozialforscherin Heidemarie Pöschko, Geschäftsführerin bei P und P Sozialforschung. Für seine Erhebungen führte das Forscher-Duo sowohl eine Arbeitsmarktanalyse für Oberösterreich und Österreich als auch 21 vertiefende Interviews mit Arbeitgeber:innen, Arbeitnehmer:innen und Arbeitsmarktexpert:innen durch.
Frauen und das Teilzeitmodell
Die quantitative Analyse auf Basis des österreichischen Mikrozensus zeigt, dass Teilzeit an sich in Oberösterreich hauptsächlich von Frauen in Anspruch genommen wird.
„2019 waren 57 % aller unselbstständig beschäftigten Frauen in Teilzeit tätig. Unter Männern betrug die Teilzeitquote nur sechs Prozent. Die Daten legen nahe, dass (junge) Kinder der Hauptgrund dafür sind. Bei Männern ist die Teilzeitquote durch Kinder unberührt. Bei Frauen betrug die Quote fast 91 % – im Gegensatz zu 53 % bei Frauen ohne junge Kinder“, erklärt Studienautor Martin Halla.
Akzeptanzproblem für Unternehmen
In einigen Unternehmen hat Führen in Teilzeit nach wie vor ein Akzeptanzproblem. Das Leitbild einer Führungskraft ist häufig von Präsenzkultur und uneingeschränkter Verfügbarkeit geprägt. Die Möglichkeit der Teilzeitführung sollte aktiv kommuniziert und in der Unternehmensstrategie verankert werden.
„Dezentrale, flexible und transparente Arbeitsstrukturen begünstigen das Konzept. Um Teilzeitführung erfolgreich im Unternehmen zu etablieren, bedarf es klarer Aufgabenbeschreibungen, die weniger zeitkritisch und komplex, dafür eher plan- und standardisierbar sind“, erklärt Studienautorin Heidemarie Pöschko.
Teilzeitführungsmodelle benötigen beim Implementieren eine systemische Prozessbegleitung. In weiterer Folge können Arbeitnehmer:innen mit Erfahrung in Teilzeitführung als Mentor:innen fungieren. Auch Manfred Luger bestätigt diese Erfahrung aus den Rückmeldungen der Unternehmen im Netzwerk.
„Es gibt eine Zurückhaltung bei den Unternehmen. Deshalb ist es wichtig, Führung in Teilzeit gesellschaftsfähig zu machen – etwa durch Best-Practice-Beispiele“.
Ein solches Beispiel ist Katrin Bointner, Leiterin Recht, HR und OE bei Resch & Frisch. Seit fünf Jahren übt sie ihre Führungsfunktion in einem Kadermodell mit Stellvertretung aus – und hat gute Erfahrungen damit gemacht. „Man darf nur nicht den Fehler machen, einen Vollzeitjob in Teilzeit zu pressen. Das funktioniert nicht.“
Beschleunigung durch Homeoffice
In ihren Handlungsempfehlungen kommen die Autoren zu dem Schluss, dass der in den vergangenen Jahren verstärkte Trend zum Homeoffice auch ein Türöffner für Teilzeitführung sein kann. „Die Präsenzkultur ist noch immer ein Haupthindernis für Führung in Teilzeit. Der Wandel von der Präsenz- zur Ergebniskultur schreitet aber voran und fördert die innerbetriebliche Akzeptanz einer Teilzeitführungskraft“, analysierte das Autoren-Duo abschließend.
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