Das Vertrauen der europäischen Verbraucher hat durch die Ukraine-Krise einen deutlichen Dämpfer erhalten. In der Folge könnte der Textilhandel aus der Mode kommen: Umsätze in Höhe von rund 4,85 Milliarden Euro könnte die Modebranche in Europa 2022 verlieren. Das zeigt eine Studie des Kreditversicherers Acredia in Zusammenarbeit mit Allianz Trade (eine Marke von Euler Hermes). Besonders hart dürfte es dabei den Mode-Einzelhandel in Italien (-1,45 Mrd. EUR) und in Deutschland (-1,12 Mrd. EUR) treffen. Die Konsumausgaben für Mode in Österreich dürften sich laut der Experten ähnlich entwickeln.
Hohes Insolvenzrisiko
„Die hohe Inflation belastet die Geldbörsen und es bleibt weniger für Mode über“, sagt Gudrun Meierschitz, Vorständin der Acredia. „Gleichzeitig kämpfen die Einzelhändler mit anhaltend hohen Rohstoffpreisen, was die Bruttomargen noch weiter unter Druck bringt. Nach über zwei Jahren Pandemie mit mehreren Lockdowns und den altbekannten strukturellen Problemen ist das für viele Modeunternehmen eine schwierige Situation. Wir gehen deshalb davon aus, dass das Insolvenzrisiko im textilen Einzelhandel auch in den kommenden zwei Jahren hoch bleibt.“
Beschleunigter Strukturwandel
Online, Secondhand und Sportbekleidung sind „in“. Die Pandemie hat die Textilbranche und das Verbraucherverhalten nachhaltig verändert und so den Strukturwandel noch weiter beschleunigt.
„Das Erbe der Pandemie ist für den spezialisierten Mode-Einzelhandel auch abseits der aktuellen Ereignisse schwierig genug“, analysiert Meierschitz. „Online-Vertrieb ist das neue Schwarz, Secondhand das neue Chic und Sportbekleidung das neue Must-Have.“ Vor allem der stationäre Mode-Einzelhandel ist von diesen veränderten Konsumgewohnheiten betroffen.
In Summe lagen die monatlichen Umsätze im europäischen Modehandel im 4. Quartal 2021 mehr als 10 Prozent beziehungsweise 1,7 Mrd. EUR unter dem Niveau von 2019. Die Aufholjagd der anderen Branchen ging am Textilhandel größtenteils vorbei, auch die österreichischen Modegeschäfte hat es hart getroffen: Hierzulande lagen die monatlichen Umsätze im 4. Quartal 2021 sogar -27 Prozent unter dem Niveau von 2019.