Fake News – eine Gefahr für Demokratie, Gesellschaft und Medien

Politik und Medien wollen künftig die Kräfte bündeln, um effektive Maßnahmen umsetzen zu können.
© Elisabeth Kessler
Fake News – eine Gefahr für Demokratie, Gesellschaft und Medien
Rut Morawetz, Präsidentin des interactive advertising bureau austria (iab austria).

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Mit der Kampagne „Trust Matters“ leistet die größte Interessensvertretung der österreichischen Digitalwirtschaft (interactive advertising bureau austria – iab austria – Anm. d. Red.) Aufklärungsarbeit und steigert das Vertrauen in die qualitätsvollen Inhalte der heimischen Digitalmedien.

Fake News, Deep Fakes und gezielte Desinformation nehmen auch durch die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz rasant zu und stellen sowohl Medienkonsumenten als auch Redaktionen vor große Herausforderungen. Mitunter nimmt der personelle Aufwand für Fakten-Checker deutlich zu. Fake News tragen zur Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft bei und werden vorsätzlich gestreut, um Menschen zu verunsichern oder Meinungen zu manipulieren.

Besonders groß ist das Problem bei jungen Menschen, von denen sich 80 Prozent regelmäßig in sozialen Medien informieren. Mit dem schwindenden Vertrauen in klassische Medien geht die Bereitschaft einher, alternativen Nachrichtenquellen Vertrauen zu schenken und sich von Desinformation beeinflussen zu lassen.

Fake News sind ein Angriff auf die gesellschaftliche Integrität in der digitalen Transformation und führen zu realitätsferner Meinungsbildung, indem sie den Filterblaseneffekt verstärken.

Gemeinsam gegen Fake News

Auf Initiative des IAB Austria kamen nun führende Medienvertreter und Politiker zu einem Round Table mit dem Titel „Gemeinsam gegen Fake News – Vertrauen in digitale Kommunikation stärken“ im österreichischen Parlament zusammen, um gemeinsam Positionen gegen die zunehmende Verbreitung von Fake News zu definieren und Synergien zu stärken.

„Fake News sind kein Medienproblem, sondern ein Gesellschaftsproblem. Deshalb braucht es gemeinsame Verantwortung – von Politik, Medien, Wirtschaft und den Plattformen selbst. Nur durch strukturierte, abgestimmte Maßnahmen lässt sich das Vertrauen in digitale Kommunikation langfristig stärken. Mir war es persönlich wichtig, die relevanten Akteurinnen und Akteure an einen Tisch zu bringen – nicht um Zuständigkeiten zu diskutieren, sondern um gemeinsam Lösungen zu finden, mit denen wir das Vertrauen der Menschen in digitale Medien zurückgewinnen“, verdeutlicht Rut Morawetz, Präsidentin des interactive advertising bureau austria (iab austria).

Vertrauenskrise etablierte Medienmarken

Der geänderte Medienkonsum und die starke Verschiebung zur digitalen Mediennutzung stellen die Gesellschaft vor Probleme.

Durch die massive Verbreitung von Fake News im digitalen Raum und den gleichzeitigen Wandel der sozialen Medien zu übermächtigen Entertainment-Plattformen, deren Algorithmen und Mechanismen polarisierende Inhalte befeuern, schwindet auch das Vertrauen in etablierte Medienmarken – für die Nutzer ist der Unterschied zwischen wahrheitsgemäßen, fundierten Nachrichten und manipulierten Inhalten zusehend schwierig.

Fake News – eine Gefahr für Demokratie, Gesellschaft und Medien
© smarterpix / HayDmitriy

Im Digital News Report 2024 geben bereits 39 Prozent der Befragten an, Schwierigkeiten bei der Unterscheidung von Fake News und realen Nachrichten zu haben. Nur mehr 34,9 Prozent vertrauen den Nachrichten etablierter Medienmarken, während ihnen 32 Prozent misstrauen. Die Zahl der Nachrichtenverweigerer ist konstant hoch und begründet sich mitunter aus der hohen Informationsflut, der die Menschen ausgesetzt sind.

Für jüngere Semester und Digital Natives sind soziale Medien häufig der erste Touchpoint mit dem Nachrichtengeschehen.

Vernetzte Arbeit und Umsetzung europäischen Rechts

Der intensive Dialog über die Branchengrenzen hinaus bestätigt ein immenses Interesse an dem Thema und zeugt vom dringenden Handlungsbedarf. Mit dem Round Table werden in einem ersten Schritt unterschiedliche Initiativen zusammengeführt und Kräfte gebündelt, um gemeinsam effektive Maßnahmen im Kampf gegen Fake News umzusetzen, die über die Grenzen des (hauptbetroffenen) Mediensektors hinausgehen und demokratie- sowie gesellschaftspolitische Ziele verfolgen.

In einem ersten Strategievorschlag und einer Maßnahmenempfehlung empfiehlt das iab austria die Einführung einer Taskforce, um das bestehende Recht – insbesondere Digital Services Act (DSA) und Digital Markets Act (DMA) – konsequent umzusetzen und die Plattformen in die Pflicht zu nehmen.

Wesentliche Möglichkeiten des EU-Rechts liegen in der Entflechtung des programmatischen Ökosystems und Transparenzpflichten der Plattformen. Sie soll Meldeverfahren („Notice and Action“-Mechanismus) bei den Big-Tech-Firmen überwachen und faire Wettbewerbsbedingungen durch die Einhaltung bestehenden Rechts sicherstellen. Expertise ist beispielsweise in der Kommunikationsbehörde Komm Austria, der RTR Austria und im Bundesministerium für Inneres bereits angesiedelt und könnte noch stärker vernetzt und verschränkt werden.

Förderung der Medienkompetenz

Als wesentlicher Faktor im Kampf gegen Fake News kristallisiert sich Medienkompetenz heraus, deren Vermittlung nicht vor Erwachsenen Halt machen und rein auf die Schule begrenzt sein darf. Positiv beurteilt wird von den Teilnehmern die Zusammenarbeit von „ORF“ und „Der Standard“, um die Medienkompetenz von jungen Menschen zu fördern.

Prebunking soll Menschen helfen, Manipulationen und Desinformation zu erkennen. Informationskampagnen, wie jene von Google im Vorfeld der EU-Wahl in Deutschland, können als Vorbild dienen, um Menschen gegen Fake News zu immunisieren und sie über Manipulationstechniken aufzuklären.

„Medienkompetenz betrifft die ganze Gesellschaft. Ältere Menschen müssen sie ebenso verinnerlichen, da die rasante technische Entwicklung für sie eine besondere Herausforderung darstellt“, betont der Nationalratsabgeordnete Nico Marchetti.

Strukturelle Maßnahmen

Einigkeit herrschte bei den Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Medien über die dringende Notwendigkeit effektiver struktureller Maßnahmen.

Diese umfassen sowohl die konsequente Durchsetzung europäischer Rechtsstandards wie DMA und DSA als auch die gezielte und nachhaltige Förderung von Qualitätsjournalismus sowie die Steigerung der Medienkompetenz über alle Altersgruppen hinweg. Besonderes Augenmerk kommt dabei dem Jugendschutz zu.

Seitens der Digitalwirtschaft werden Transparenz, offene Infrastruktur und technologische Zusammenarbeit als wesentliche Handlungspunkte bezeichnet. Politisch wird die verstärkte Zusammenarbeit der nationalen Medienanbieter thematisiert, wobei Projekte auch wissenschaftliche begleitet und evaluiert werden sollen.

Die digitale Souveränität Europas muss hinsichtlich der Gefahren, die von Künstlicher Intelligenz ausgehen, gewahrt bleiben. Mit dem AI Act hat Europa das Fundament für den verantwortungsvollen und gesellschaftlich gangbaren Umgang mit Künstlicher Intelligenz geschaffen und Rahmenbedingungen für künftige Entwicklungen definiert.

https://www.iab-austria.at

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