Gleichzeitig zum Ausbau der erneuerbaren Energie muss die Strominfrastruktur um- und ausgebaut werden, damit die nachhaltige Energie für alle Akteure des Energiesystems von der APG (Austrian Power Grid AG) gemanagt werden können: Erste Analysen gehen von einer nahezu Verdoppelung an Leitungskapazitäten bis 2030 aus.
Die Energiewende und Elektrifizierung von Wirtschaft, Industrie und der Gesellschaft ist eine Mammutaufgabe: Während bis 2030 der gesamte Strombedarf nachhaltig werden soll, ist es bis 2040 der gesamte Energiebedarf Österreichs. Damit das gelingt, benötigt Österreich bis 2030 insgesamt 27 TWh. Bis 2040 werden sogar rund 200 TWh mehr grüner Strom benötigt, um den Bedarf zu decken.
Doch das ist erst der erste Schritt: Gleichzeitig zum Ausbau der erneuerbaren Energie muss die Strominfrastruktur um- und ausgebaut werden, damit die nachhaltige Energie für alle Akteure des Energiesystems von der APG gemanagt werden können. Diese Strominfrastruktur und deren zukünftig verfügbare Kapazitäten bilden die Grundlage der sicheren Stromversorgung und somit der sicheren Transformation des Gesamtsystems.
Technologischer Systemumbau bis 2040 nötig
Gerhard Christiner, technischer Vorstand von APG: „Es ist höchste Zeit den Stromnetzen die gleiche Bedeutung zu geben wie den Erzeugungsanlagen. Von einer leistungsfähigen Netzinfrastruktur hängt der Erfolg jedes Windrads sowie die Dekarbonisierung jedes Kunden ab. Unsere Analysen gehen von einer nahezu Verdoppelung an Leitungskapazitäten bis 2030 aus. Zur Erlangung der Klimaneutralität sehen wir das Erfordernis eines weiteren technologischen Systemumbaus bis 2040. Bis Sommer 2022 werden wir erste Details dieser Systemplanung vorlegen. Gleichzeitig werden damit auch weitere Parameter wie das Speichererfordernis, Flexibilitätsoptionen sowie der Themenkomplex der Sektorenkopplung sichtbar, die eine dekarbonisierte, versorgungssichere Transformation benötigt.“
In die gleiche Kerbe schlägt auch Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand von APG: „Wir planen für Generationen – unsere Leitungen müssen bis zu 100 Jahre genutzt werden; daher ist es jetzt das Gebot der Stunde unsere Netzplanung auf die 2040er Ziele auszurichten. Denn ohne diese Infrastruktur gibt es keine Energiewende: Die Energiewende und die Elektrifizierung von Wirtschaft, Gesellschaft und Industrie werden im Netz entschieden.“ Im aktuellen Jahr investiert APG rund 360 Millionen Euro in den Aus- und Umbau der Strominfrastruktur. In den kommenden zehn Jahren werden es bis zu 3,5 Milliarden Euro sein.
Das Fazit beider Vorstände: „Wir gehen bereits jetzt davon aus, dass unsere Detailberechnungen zeigen werden, dass wir in großen Teilen des APG-Netzes mit 380-kV Leitungen Betrieb führen müssen, um die erforderlichen Leitungskapazitäten für Verbrauch und Produktion verfügbar zu haben. Ergänzend dazu wird es notwendig sein, eine energiewirtschaftliche Gesamtsystemplanung von Stromnetzen, Speicher, Produktion und Reserven unter der Nutzung digitaler Plattformtechnologien in Österreich zu etablieren.
Das neue EAG ist Basis des Netzausbaus
Das Erneuerbaren Ausbaugesetz (EAG) gibt ausschließlich Auskunft darüber, welche Dimension der Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2030 hat. Darauf basierend ist ein Gesamtplan zu erstellen aus dem hervorgeht, wo die zu errichtenden, erneuerbaren Anlagen stehen werden. „Das ist die Grundlage unserer Planungen für den kommenden Netzentwicklungsplan 2023. Unser gerade in Begutachtung befindlicher Netzentwicklungsplan beinhaltet noch nicht alle Erfordernisse aus dem EAG“, sagt Christiner. Der Anteil von Strom am gesamten Energiemix beträgt aktuell rund 20 Prozent, davon stammen bereits rund 75 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen.
Neben dem Netzausbau wird es besonders wichtig sein mittels modernster, digitaler Technologien alle Akteure in das System zu integrieren und deren energiewirtschaftliche Flexibilitäten für das Gesamtsystem nutzbar zu machen. „Dieser kundenfokussierte Ansatz macht es möglich, dass vom Kleinstromverbraucher bis zum großen Industriebetrieb jeder am System mitpartizipieren kann. Denken Sie nur an die auch im EAG verankerten Energiegemeinschaften. Damit bleibt auch in der Zeit eines total veränderten Verbrauchs- und Produktionsverhalten das Gesamtsystem managebar und sicher. Damit wird die APG vom Netzbetreiber zum Systemmanager. Dies wird für den zukünftigen nachhaltigen Wirtschaftsstandort Österreich von wesentlicher Bedeutung sein“, sagt Karall.
Fünf Meilensteine für das Gelingen der Energiewende
Mit einer zeitgerechten Umsetzung der bereits jetzt in Planung befindlichen und den zukünftigen neuen APG-Projekten ist der Grundstein für das Gelingen einer versorgungssicheren Energiewende gelegt. Christiner und Karall: „Es ist klar, dass weitere Zeitverzögerungen bei der Umsetzung der Projekte sowohl für die Energiewende als auch die sichere Stromversorgung negative Folgen haben werden. Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um die anstehenden Netzinfrastrukturprojekte in Plan umzusetzen. Gleichzeitig ist aber klar, dass für die zeitgerechte Umsetzung noch einige Rahmenbedingungen verbessert werden müssen. Da braucht es Unterstützung.“
Für die APG stehen folgende fünf Meilensteine im Fokus:
- Schnellere Genehmigungsverfahren – beschleunigtes Verfahren für das Upgrade von Stromleitungen (Sbg. Leitung ist beispielsweise 10 Jahre zu spät)
- Abgestimmte Gesamtsystemplanung (Speicher, Netz, Produktion, Reserven, Nutzung modernster digitaler Plattformtechnologien)
- Schutz von Planungs- und Bestandstrassen
- Gesicherte Finanzierung durch ein modernes Regulierungssystem
- Ausstattung der Behörden mit genügend Ressourcen
„Wenn es uns gemeinsam gelingt, in diesen fünf Bereichen die Weichen zu stellen und gleichzeitig vom Planen ins Tun kommen, dann werden wir den Zielbahnhof der sicheren Energiewende erreichen“, sagen die Vorstände.
Info: Austrian Power Grid (APG) https://www.apg.at/