Alternative Finanzierungen sind im Alltag der Wiener Unternehmen angekommen. Das belegt eine neue Studie unter 535 Wiener Betrieben im Auftrag der Wirtschaftskammer Wien. So wurden im vergangenen Jahr in Wien nur mehr elf Prozent der Unternehmensinvestitionen über einen klassischen Bankkredit finanziert. Ebenso viele Betriebe haben in den vergangenen drei Jahren aber auch schon alternative Finanzierungen genutzt. Um vor allem private Sparer zu motivieren, Geld in österreichische Unternehmen zu investieren, hat die Wirtschaftskammer Wien konkrete, neue Vorschläge entwickelt.
Wien ist bei alternativen Finanzierungen führend
Im Bundesländer-Vergleich zeigt sich, dass Wien bei Bankfinanzierungen den mit Abstand niedrigsten Wert und im langjährigen Vergleich einen deutlichen Rückgang verzeichnet, alternative Finanzierungen in Wien jedoch den höchsten Wert aller Bundesländer erreichen. So lagen Bankkredite bei der Finanzierung von Investitionsprojekten im Vorjahr im österreichischen Durchschnitt bei 20 Prozent, in Wien jedoch nur bei 11%. Genau umgekehrt sieht das Bild bei alternativen Finanzierungen aus: Wien kommt hier ebenfalls auf 11 Prozent (hier wurde der Einsatz in den vergangenen drei Jahren abgefragt), der Österreich-Schnitt liegt bei 6,6%. Die mit Abstand meisten Projekte finanzieren die Unternehmen aus ihrem Cashflow, einen kleinen Teil auch über Förderungen bzw. über eingebrachtes Eigenkapital, das nicht aus alternativen Finanzierungen stammt.
Bei den alternativen Finanzierungen sind in Wien vor allem Stille Beteiligungen (47%) gefragt, gefolgt von Crowdfunding (22%) und Business Angels (17%). Zwei Drittel aller Investitionen machen weniger als 100.000 Euro aus.
Mehr alternative Finanzierungen gewünscht
Der Wunsch der Wiener Unternehmer nach mehr alternativen Finanzierungen ist groß, ergab die Studie ebenfalls. Jeder fünfte Betrieb (2%) plant demnach, für kommende Projekte alternative Finanzierungen zu nutzen – das wäre fast eine Verdoppelung des zuletzt erreichten Werts. Dabei zeigt sich, dass das Interesse an Stillen Beteiligungen eher an seinem Zenit angekommen sein dürfte, während der Wunsch, Crowdfunding und Business Angels zu nutzen, massiv nach oben schnellt. Auch das Interesse an Venture Capital und Mitarbeiterbeteiligungen steigt massiv an, ergab die Befragung. Weitere Details dazu gibt es in der aktuellen Ausgabe der WIENER WIRTSCHAFT (lesen.wkw.at/wienerwirtschaft).
Vorschläge zur Aktivierung privater Spareinlagen
„In Österreich gibt es noch sehr viel Potenzial für alternative Finanzierungen. Denn immer noch horten die Österreicher lieber hunderte Milliarden Euro auf extrem niedrig verzinsten Sparbüchern, als einen nennenswerten Teil dieses Betrags in heimische Unternehmen zu investieren. Ziel muss daher sein, mit neuen Anreizen Geld von privaten Sparbüchern in die Betriebe zu bringen“, sagt WK Wien-Präsident Walter Ruck.
So könnte etwa für Privatpersonen, die heimischen Unternehmen als Eigenkapitalgeber frisches Risikokapital zur Verfügung stellen, ein Beteiligungsfreibetrag von bis zu 100.000 Euro geschaffen werden, der über fünf Jahre absetzbar ist. Auch eine staatliche Garantie in Form einer „kleinen Einlagensicherung” von bis zu 50.000 Euro und 30 Prozent auf Wert- und Beteiligungspapiere für Private, die mit ihrem Sparkapital investieren, wäre ein wirksamer Anreiz.