43 Prozent der österreichischen JungunternehmerInnen sind weiblich

Im Zuge des Global Entrepreneurship Monitors (GEM) wurden die neuesten Daten zur Lage des Unternehmertums in Österreich erhoben. Die größte internationale Entrepreneurship-Vergleichsstudie wird seit 2005 in Österreich durchgeführt und analysiert die heimische Unternehmenslandschaft und deren wesentliche Rahmenbedingungen.
© FH Joanneum
43 Prozent der österreichischen JungunternehmerInnen sind weiblich
Am 27. Oktober wurden die jüngsten Ergebnisse des Global Entrepreneurship Monitors (GEM) zur Lage des Unternehmertums in Österreich präsentiert und in einer Expertenrunde diskutiert.

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Durch internationales und regionales Benchmarking, dient der GEM als Frühwarnsystem und Stimmungsbarometer gleichzeitig. „Vor dem Hintergrund der Covid-19- Pandemie war die Erhebung und Analyse heuer besonders spannend“, so Christian Friedl, Leiter des GEM-Österreich-Teams vom Institut International Management der FH JOANNEUM. „Jedes Jahr liefert uns der Global Entrepreneurship Monitor Austria einen wichtigen Befund zur Lage des Unternehmertums in Österreich. 2020 war von der weltweiten Corona-Krise dominiert. Die Ergebnisse des GEM spiegeln diese weltweiten Entwicklungen wider. Unsere Unternehmen sind wichtige Impulsgeber für den Standort, daher haben wir sie in der Krise bestmöglich unterstützt“, so Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck.

Weiblicher Anteil und Bildungsgrad unter Gründenden steigen

Der Altersschnitt der österreichischen Jungunternehmer/innen bleibt konstant bei 37 Jahren. Der Frauenanteil steigt erfreulicherweise um 7 Prozentpunkte auf nunmehr 43 Prozent, auch der Anteil an Akademikerinnen in der heimischen Unternehmenslandschaft nimmt weiter zu. „Die Daten zeigen, dass Österreichs Wirtschaft zunehmend weiblich wird. Gleichzeitig steigt auch der Bildungsgrad weiter an. Ein Indiz dafür, dass innovative Unternehmerinnen und Unternehmer an kreativen Lösungen für die gesellschaftlichen Herausforderungen dieser Zeit erfolgreich arbeiten“, so Schramböck. Allerdings hat die unternehmerische Aus- und Weiterbildung in Österreich weiterhin starken Aufholbedarf und fällt im europäischen Vergleich zurück. Die Einschränkungen im Rahmen der Covid-19-Krise hemmen zusätzlich die Internationalisierungsaktivitäten der heimischen Gründer/innen.

43 Prozent der österreichischen JungunternehmerInnen sind weiblich
Bewertung der Schwierigkeit der Unternehmensgründung im Zusammenhang mit der Covid-19-Krise (Quelle: GEM APS 2020)

Jungunternehmer/innen sehen die Krise auch als Chance

Generell werden während der Pandemie weniger Gründungsmöglichkeiten wahrgenommen – 37 Prozent der Jungunternehmer/innen erkennen allerdings durch die Covid-19-Pandemie auch neue Geschäftsmöglichkeiten. „Die GEM-Studie zeigt, dass in jeder Krise auch neue Chancen liegen. Die Covid-19-Pandemie hat den wirtschaftlichen Strukturwandel beschleunigt – nun gilt es, mit gezielten Maßnahmen wieder eine wettbewerbsfähige Unternehmenslandschaft aufzubauen“, so Herbert Ortner, Vorstandsmitglied der B&C Privatstiftung. Die dafür notwendigen Gründungskompetenzen werden zunehmend positiver eingeschätzt, wobei die Angst vor dem unternehmerischen Scheitern konstant bei 45 Prozent bleibt und zumindest nicht ansteigt in diesen unsicheren Zeiten.

Auch soziale und ökologische Zielsetzungen

Neben wirtschaftlichen Zielen fokussieren sich 45 Prozent der Jungunternehmer/innen auch auf soziale und ökologische Zielsetzungen. „Die innovativen Lösungen von Österreichs Entrepreneuren zur Erreichung der Klimaziele und der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen sind essenziell in einer Zeit, in der wir mit einer weltweiten Pandemie und zugleich mit der Klimakrise konfrontiert sind“, so Leonore Gewessler, Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie.

Forschungs- und Innovations-Intensität geht in Pandemie zurück

Insgesamt geht insbesondere die heimische Forschungs- und Innovations-Intensität in der Pandemie zurück. Etablierte Unternehmen sind hier überproportional betroffen. „Der Bericht zeigt erneut die Bedeutung von Forschung und Innovation für österreichische Unternehmen auf, macht aber auch deutlich, dass F&E-Aktivitäten in der aktuellen Krise teilweise deutlich zurückgegangen sind. Diese Entwicklung umzukehren, muss mittelfristig absolute Priorität haben“, so Klara Sekanina, Vorsitzende des Rates für Forschung und Technologieentwicklung. Die unternehmerische Aktivität innerhalb etablierter Unternehmen (Intrapreneurship) nimmt in der Krise europaweit ab – Österreich kann sich bei diesem Indikator auf dem Niveau der letzten Erhebung (Rang 6) halten. Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), betont dabei, dass „der wirtschaftliche Erfolg und die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich im internationalen Wettbewerb maßgeblich durch mutiges Unternehmertum und innovative Ideen bestimmt wird.“ Die Möglichkeiten durch die digitale Transformation werden jedoch nur teilweise erkannt. Aufholbedarf wird insbesondere bei der digitalen Kundeninteraktion und der Vermittlung der notwendigen Fähigkeiten für den digitalen Wandel gesehen.

43 Prozent der österreichischen JungunternehmerInnen sind weiblich
Unternehmerische Aktivität in Österreich nach Gründungsphasen (Quelle: GEM APS 2012-2020)

Unternehmerisches Umfeld ist durchschnittlich

Österreich schneidet bei der Gesamtbewertung des unternehmerischen Umfelds im europäischen sowie im globalen Vergleich durchschnittlich ab. Das unternehmerische Ökosystem zeigt sich relativ krisenresistent, aber gleichzeitig auch veränderungsresistent gegenüber altbekannten Schwächen. Weiterhin positiv bewertet werden etwa die physische Infrastruktur sowie das Förderangebot. Die Geschäftsführung der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws), Edeltraud Stiftinger und Bernhard Sagmeister, hebt hervor: „Die Unterstützung von Entrepreneurship und Innovationen zur Entwicklung des Wirtschaftsstandortes ist auch ein klarer Fokus der aws als Förderbank des Bundes. Umso mehr freut uns der positive Befund des GEM zum Förderangebot.“

Für Marktdynamik, Normen und die unternehmerische Aus- und Weiterbildung gibt es hingegen nur Bewertungen unter dem Skalenmittelpunkt. Eine Vielzahl an Indikatoren wird darüber hinaus durchschnittlich eingeschätzt, wie finanzielle Rahmenbedingungen, Regierungspolitik und die Wirtschafts- und Dienstleistungsinfrastruktur – es fehlt an klaren Schwerpunkten. Daher werden im GEM-Report aufbauend auf den Ergebnissen Empfehlungen in drei Handlungsstränge abgeleitet: generelle Empfehlungen zur Stärkung des Unternehmertums in Österreich, konjunkturelle Handlungsfelder, die sich aus der Covid-19-Pandemie ergeben und spezifische Maßnahmen, die auf den digitalen Wandel abzielen.

Jungunternehmer/innen verunsichert, etablierte Unternehmer/innen stabil

Die GEM 2020/21 Erhebung zeigt insbesondere, dass Österreichs Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer verunsichert und deren Optimismus und Wachstumserwartungen gedämpft sind. So geht etwa die Rate der Jungunternehmer/innen vom Höchstwert in 2018 mit 10,9 Prozent auf 6,2 Prozent zurück. Die Covid-19-Hilfsmaßnahmen können jedoch die schlimmsten Auswirkungen auf die unternehmerische Basis und die Einkommen insgesamt abfedern, der Anteil an etablierten Unternehmer/innen an der erwerbsfähigen Bevölkerung bleibt stabil bei 7,8 Prozent.

„Der Global Entrepreneurship Monitor zeigt, dass die Corona-Krise Spuren in der heimischen Unternehmenslandschaft hinterlassen hat. Dennoch ist der Unternehmergeist hierzulande ungebrochen. Unsere Betriebe, vor allem die Jungunternehmen, starten nun wieder durch“, so Amelie Groß, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Bei den Auswirkungen der Covid-19-Krise gibt es dabei große Unterschiede zwischen den unternehmerischen Phasen und den Wirtschaftssektoren, aber auch die Bundesländer sind unterschiedlich stark betroffen. Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien, hebt hervor, dass „die GEM-Daten besonders für Wien eine niedrige Rate an Aussteiger/innen aufweisen und der Anteil an etablierten Unternehmen sogar wieder angestiegen ist – ein deutliches Zeichen für die Stärke und Leistungskraft der heimischen Unternehmerinnen und Unternehmer.“

Der gesamte Report mit weiteren Indikatoren und Detailanalysen kann hier abgerufen werden: www.gemaustria.at 

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