Verschwendet Österreich bei der Energiewende wertvolle Zeit?

Bis 2030 fehlen 24,2 Mrd. Euro, um Verteilernetze zu modernisieren und den Ausbau voranzutreiben.
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Verschwendet Österreich bei der Energiewende wertvolle Zeit?
Michael Sponring, Energy & Utilities Lead bei PwC Österreich.

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Österreich steht unter Zeitdruck, die Klimaziele bis 2040 zu erreichen. Die technologischen Möglichkeiten sind gegeben, ebenso die breite Zustimmung der Bevölkerung. Während mehr als zwei Drittel der Bevölkerung erneuerbare Energien befürworten, werden viele Projekte durch lokale Widerstände und fehlende Rahmenbedingungen ausgebremst. Das zeigt der „Marktcheck Energiewende 2025“ von PwC Österreich.

Verschwendet Österreich bei der Energiewende wertvolle Zeit?
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„Es geht nicht mehr darum, ob wir die Energiewende umsetzen, sondern wie schnell und effizient wir sie angehen. Die Technik ist da, die Mehrheit der Bevölkerung ist bereit. Und trotzdem verlieren wir wertvolle Zeit, weil wir uns in langwierigen Grundsatzdiskussionen verfangen, wie jetzt auch wieder beim 30. Weltklimagipfel in Brasilien“, erklärt Michael Sponring, Energy & Utilities Lead bei PwC Österreich.

Stromnetz als Flaschenhals der Energiewende

Bis 2030 sind laut Österreichs Energie rund 24,2 Milliarden Euro erforderlich, um die Verteilernetze zu modernisieren und die Kapazität für den Ausbau erneuerbarer Energien zu gewährleisten – mit spürbaren Kostenfolgen für Endkund:innen.

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Für eine erfolgreiche Umsetzung ist ein koordinierter Netzausbau entscheidend.

Durch das „First come, first served“-Prinzip erhalten weniger wichtige Projekte oft schneller einen Netzanschluss als strategisch bedeutendere Vorhaben. Um realistische Ziele zu erreichen und die Transformation effizient zu gestalten, sind eine intelligente Steuerung und eine umfassende Planung erforderlich, die raumplanerische Aspekte und Sektorenkopplung integriert.

Koordiniertes Handeln zwischen Politik und Wirtschaft

Bis 2040 wird ein zusätzlicher Investitionsbedarf laut Institut für Höhere Studien von 102,5 bis 178,7 Milliarden Euro geschätzt.

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Die Politik muss daher neue Finanzierungsmechanismen schaffen, etwa durch Infrastrukturfonds oder steuerliche Anreize, um große Projekte zu ermöglichen und die Finanzierungskosten für den Energiesektor und die Industrie im Rahmen zu halten.

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Besonders die Industrie, die rund 45 % der österreichischen CO₂-Emissionen verursacht, braucht gesetzliche Anreize, um auf grüne Technologien umzusteigen.

„Unter den aktuellen Rahmenbedingungen, sowohl finanziell als auch politisch, ist eine erfolgreiche Energiewende kaum realisierbar. Es braucht einen nationalen Schulterschluss von Politik und Wirtschaft sowie einen gemeinsamen, koordinierten Plan für unsere Energiezukunft“, verdeutlicht Michael Sponring.

Zentrale Hebel für die Umsetzung der Energiewende

Damit das dringend benötigte Milliarden-Investitionsvolumen nicht zur finanziellen Last für Staat und Endkunden wird, braucht es klare Rahmenbedingungen, die einen kosteneffizienten Ausbau ermöglichen. Dazu gehören gezielte Anreize für private Investitionen und Modelle, die Kunden aktiv an der Transformation beteiligen.

In Fachgesprächen von PwC Österreich mit führenden Persönlichkeiten aus 20 Unternehmen – darunter Vertreter:innen aus Energiewirtschaft, Netzbetrieb, Finanzen, Technologie und Digitalisierung – wurden fünf konkrete Maßnahmen identifiziert, die einen schnellen und nachhaltigen Umbau der Energielandschaft sicherstellen sollen.

Der gemeinsame Appell: Jetzt handeln – für Effizienz, Fairness und Beteiligung.

  1. Zentrale Steuerung und klare Zuständigkeiten: Eine zentrale Koordinationsstelle soll die Energieplanung bündeln und dafür sorgen, dass Politik und Wirtschaft abgestimmt handeln.

  1. Schnellere Verfahren und verlässliche Regeln: Fixe Fristen, „Fast Lanes“ und stabile Rahmenbedingungen sollen Genehmigungen beschleunigen, Planungssicherheit schaffen und privates Kapital anziehen.

  1. Smarter Netzausbau: Physischer Ausbau und digitale Lösungen – wie Smart-Meter-Daten und ein gemeinsamer Energy Data Space – sollen das Netz effizienter machen und Kosten reduzieren.

  1. Mehr Anreize für private Investoren: Bessere Investitionsbedingungen, längere Abschreibungen und klare Geschäftsmodelle sollen große Investitionen erleichtern und öffentliche Mittel entlasten.

  1. Gesellschaftliche Mobilisierung: Ein positives Zukunftsbild, einfache Beteiligungsmöglichkeiten und eine gezielte Fachkräfteoffensive sollen Akzeptanz schaffen und die Umsetzung unterstützen.

„Wir brauchen ein neues Narrativ. Statt nur zu sagen Wir müssen klimaneutral werden, müssen wir erklären, was passiert, wenn wir es nicht tun – und was das für den Standort bedeutet. Ein starkes Narrativ ist: Energieunabhängigkeit und Regionalität gelingen nur mit Erneuerbaren. Sie sichern Versorgung, stabilisieren Preise und stärken unseren Wohlstand“, ergänzt Dejan Jovicevic, Co-Founder & CEO von Brutkasten.

https://www.pwc.at

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