Telekommunikationsindustrie fehlen künftig hochqualifizierte Fachkräfte

Telekommunikationsunternehmen haben im „War for Talents“ immer öfter das Nachsehen.
© Strategy&
Telekommunikationsindustrie fehlen künftig hochqualifizierte Fachkräfte
Jens Niebuhr, Co-Autor der Studie und Partner bei Strategy& Deutschland.

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp

Die europäische Telekommunikationsbranche steht vor großen Herausforderungen: Trotz des exponentiellen Anstiegs des globalen Datenverbrauchs kämpfen viele Anbieter zunehmend mit stagnierenden Umsätzen. Gleichzeitig wächst auf der Kostenseite die Notwendigkeit von signifikanten Investitionen in die Infrastruktur, getrieben durch erhöhte Anforderungen von Kund:innen sowie seitens der Regulatorik.

© People in telco / Strategy&
Telekommunikationsindustrie fehlen künftig hochqualifizierte Fachkräfte
1) Leading European telco players: 1&1 AG, Bouygues SA, BT Group PLC, Deutsche Telekom AG, Elisa Oyj, Hellenic Telecom SA, Koninklijke KPN NV, Liberty. Sources: PwC Global CEO survey (2023), PwC Global Telecom Outlook 2023-2027 (2023), World Economic Forum (2023), Strategy& analysis.

So sieht der geplante „EU Gigabit Infrastructure Act“ bis 2030 den Ausbau von Gigabit-Netzwerken einschließlich einer umfassenden 5G-Abdeckung in ländlichen Regionen vor. Die Kombination aus Umsatzstagnation und Kostendruck wirkt sich auf die Profitabilität der Branche aus und zwingt Unternehmen bereits zu verschiedenen Kostensenkungsmaßnahmen.

© People in telco / Strategy&
Telekommunikationsindustrie fehlen künftig hochqualifizierte Fachkräfte
1) Leading European telco players: 1&1 AG, Bouygues SA, BT Group PLC, Deutsche Telekom AG, Elisa Oyj, Hellenic Telecom SA, Koninklijke KPN NV, Liberty Global PLC, Orange SA, Proximus NV, Swisscom AG, Telecom Italia SpA, Telefonica SA, Telenor ASA, Telia Company AB, United Internet AG, Vodafone Group PLC. Sources: CoinCodex (2023), Euro News (2023), Forbes (2023), LightReading (2021), Reuters (2023), The Guardian (2023), Public company information, Strategy& analysis

Insbesondere die Reduzierung der Belegschaft spielt hierbei eine zentrale Rolle – bis 2030 soll diese branchenweit jährlich um 2% abgebaut werden. Paradoxerweise werden an anderer Stelle dringend Fachkräfte benötigt, damit sich Europas Telekommunikationsindustrie bei aktuellen Trends wie Cloud- und Edge-Computing oder Künstlicher Intelligenz (KI) zukunftssicher positionieren kann.

Ohne wirksame strategische Gegenmaßnahmen bedroht diese Fachkräftelücke nicht nur die Wertschöpfung, sondern auch die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Telekommunikationsbranche.

Gefährliche Talentlücke

Die mangelnde Verfügbarkeit von Fachkräften ergibt sich aus einer Vielzahl an Entwicklungen: Bis 2030 werden voraussichtlich rund 420.000 Fachkräfte in der Belegschaft von Telekommunikationsunternehmen – bestehend aus insgesamt rund 840.000 Mitarbeiter:innen – zukunftsfähige Kenntnisse und Fertigkeiten besitzen, die teilweise bereits heute vorhanden sind oder durch Reskilling-Maßnahmen gewonnen werden.

© People in telco / Strategy&
Telekommunikationsindustrie fehlen künftig hochqualifizierte Fachkräfte
1) Ongoing workforce transformation: Exchange and automation of non-critical profiles (~130,000, mostly age-related attrition).

Gleichzeitig wird trotz laufender Rekrutierungsbemühungen mit bestehenden Ansätzen nur eine geringe Anzahl an neuen Fachkräften hinzukommen (rund 60.000). Die zunehmende Komplexität und steigenden Anforderungen an Qualifikationsprofile machen es sehr schwierig, die verbleibende Lücke von 360.000 hochqualifizierten Arbeitskräften zu füllen – das entspricht fast der Hälfte der zukünftigen Gesamtbelegschaft.

„Um wettbewerbs- und zukunftsfähig zu bleiben, ist eine Schließung der Talentlücke dringend notwendig. Für die Geschäftsmodelle der Zukunft, die effektive Nutzung neuer Technologien in der Netzinfrastruktur, Künstliche Intelligenz, und Cyber Security braucht es in der Telekommunikationsindustrie zukünftig vielfältige, neue Schlüsselqualifikationen, die am Arbeitsmarkt allerdings kaum verfügbar sind. Fachkräfte mit diesen Qualifikationen für sich zu gewinnen, ist für die Branche angesichts des sich stetig verändernden Wettbewerbsumfelds mit Hyperscalern, ICT-Services und CPaaS-Providern besonders kritisch“, erklärt Jens Niebuhr, Co-Autor der Studie und Partner bei Strategy& Deutschland.

Tech-Unternehmen setzen Maßstäbe

Im gegenwärtigen Kampf um die besten Talente stehen Telekommunikationsunternehmen vor zwei zentralen Herausforderungen:

Zum einen werden die am Arbeitsmarkt ohnehin schon begrenzt verfügbaren hochqualifizierten Fachkräfte auch in vielen anderen Branchen stark nachgefragt. Zum anderen verfügt die Belegschaft der Unternehmen nur teilweise über die erforderlichen Fachkenntnisse und/oder benötigt für dessen Aufbau aufwändige Qualifizierungsmaßnahmen – wie es zum Beispiel beim Sprung vom Datenanalysten zum KI-Entwickler der Fall wäre.

© People in telco / Strategy&
Telekommunikationsindustrie fehlen künftig hochqualifizierte Fachkräfte
1) Scores were derived from Kununu (2023) and calculated based on the most popular companies per industry (according to brand value overview) and with respect to best available data. Sources: European Commission (2023), Financial Times – Technology and the Skills Shortage (2023), Kununu (2023), PwC’s 26th Annual Global CEO Survey (2023), Strategy& analysis.

„Unternehmen sollten erkennen, dass hochqualifizierte Arbeitskräfte heute die Wahl haben, für welchen Arbeitgeber sie arbeiten möchten. Insbesondere Tech-Unternehmen setzen nach wie vor den Goldstandard, wenn es um die Gewinnung von Talenten geht. Oft werden sie von Arbeitnehmer:innen bei relevanten Kriterien wie Arbeitsumfeld, Gehalt sowie Karriere- und Ausbildungsmöglichkeiten attraktiver als Telekommunikationsunternehmen eingestuft. Um eine zukunftsfähige Belegschaft aufzubauen, braucht die Branche den Mut, neue Wege zu gehen und auf bisher unübliche Reskilling-Maßnahmen und alternative Strategien zur Talentakquise zu setzen“, konstatiert Dieter Kern, Co-Autor der Studie und Partner bei Strategy& Deutschland.

Unkonventionelle Personalstrategien können die Personalressourcen teilweise um bis zu 20% erhöhen oder den Bedarf an bestimmten Fachkräften reduzieren. Dazu gehören alternative Einstellungsmethoden, die über die bisher üblichen sozialen, technischen oder geografischen Kriterien hinausgehen – zum Beispiel, indem Talente aus anderen Branchen oder Ländern eingestellt werden. Auch neue Umschulungsprogramme wie „Skill Factories“ und KI-basierte personalisierte Lernangebote können helfen, Mitarbeiter:innen in neue Rollen umzuschulen.

Viele Anbieter greifen auch vermehrt auf sogenannte Talent-Ökosysteme zurück, um Fachkräfte so zwischen Unternehmen flexibel einsetzen zu können. Schließlich kann aber auch der Einsatz generativer KI dazu beitragen, insbesondere komplexe administrative Tätigkeiten zu automatisieren und so die Nachfrage nach bestimmten Fachkräften zu reduzieren.

Dies sind die Ergebnisse der aktuellen Studie „Solving the workforce paradox“ von Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC.

Die vollständige Studie können Sie hier gratis anfordern.

https://www.strategyand.pwc.com

Das könnte Sie ebenfalls interessieren:

Melden Sie sich hier an

Sie sind noch nicht registriert?