Steht die österreichische Automobilwirtschaft an einem kritischen Wendepunkt?

Eine Studie des Economica Instituts unterstreicht die Notwendigkeit gezielter Investitionen in F&E.
© oecolution / Peroutka
Steht die österreichische Automobilwirtschaft an einem kritischen Wendepunkt?
Elisabeth Zehetner, Geschäftsführerin von oecolution austria.

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Laut einer neuen Studie des Economica Instituts im Auftrag von oecolution austria steht die Automobilwirtschaft in Österreich an einem kritischen Wendepunkt.

„Österreich läuft Gefahr, von einem Innovationsführer zu einem Mittelfeldakteur zu werden, wenn nicht sofort gehandelt wird. Die Studie zeigt deutlich, dass die österreichische Automobilindustrie unter erheblichem Druck steht, ihre technologische Marktführerschaft zu wahren. Österreich war führend in der Automobilwirtschaft, doch die Konkurrenz schläft nicht. Wir müssen jetzt handeln, um unseren Vorsprung zu verteidigen. Während andere Nationen wie China ihre Innovationskraft verstärken, müssen wir gewährleisten, dass wir nicht nur mithalten, sondern führend bleiben“, betont Elisabeth Zehetner, Geschäftsführerin von oecolution austria.

Besorgniserregende Entwicklungen

Die Automobilindustrie ist in Europa und speziell in Österreich einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren und die zweitwichtigste Exportbranche. Innovation und Qualität der österreichischen Fahrzeug- und Zulieferindustrie sind entscheidend für diesen Erfolg.

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© oecolution

Zwischen 2011 und 2020 wurden jährlich durchschnittlich 320 Patente im Automobilbereich angemeldet, womit Österreich zu den innovativsten Auto-Ländern Europas zählt.

Die Studie offenbart jedoch mehrere bedrohliche Entwicklungen:

  • Während China seine Innovationsaktivitäten in den vergangenen Jahren gezielt forciert hat und die Zahl seiner Patente erheblich steigern konnte, hat Europa auf eine Technologieoffensive verzichtet. So sind chinesische Institutionen weltweit inzwischen bereits an mehr als jedem fünften Patent der Automobilindustrie beteiligt. Dagegen nimmt der Beitrag der EU kontinuierlich ab – und sank zuletzt sogar unter 10 %. Kurzfristig bedeutet dies für Europa und infolgedessen auch für Österreich, dass aufgrund des weltweit verschärften Technologiewettbewerbs die (heimische) automotive Produktion noch stärker unter Druck gerät und teilweise zu erodieren droht.

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  • Seit 2020 verzeichnet Österreich einen deutlichen Rückgang bei Forschungspublikationen zur Automobilindustrie, während der weltweite Trend weiterhin positiv ist.
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  • Das Technologie-Screening der Economica-Forscher dokumentiert, dass Österreich beim Einwerben von Fördermitteln für die Grundlagenforschung im Rahmen der europäischen Forschungsförderung bei der Automobil- und Fahrzeugtechnik im letzten Forschungsprogramm erfolgreich war. Wenn es nicht gelingt, diese Position auch im aktuellen Programm Horizon Europe und im nächstfolgendem zu halten, würde Österreich mittelfristig sein Potenzial auf höheren TRL-Stufen (Technology Readiness Level) nicht mehr voll ausschöpfen können.

Transformation erfordert gezielte Unterstützung

„Forschungspublikationen, Patentanmeldungen und Investitionen sind ein Indikator für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand einer Volkswirtschaft. Rückläufige Forschungstätigkeiten gefährden diese massiv“, so Elisabeth Zehetner.

Österreich sei nicht nur im Bereich moderner Verbrenner-Technologien und bei Getrieben mit zahlreichen Patenten hochinnovativ, sondern auch bei alternativen Antrieben.

„Technologieführerschaft in unterschiedlichen Forschungsfeldern ist gerade im Automotiv-Sektor, der sich derzeit in einem tiefgreifenden Transformationsprozess befindet, entscheidend, um jetzt und in der Zukunft auf der Siegerstraße zu bleiben – und vor allem auf dem Weltmarkt erfolgreich zu sein. Es braucht dringend gezielte Unterstützung in allen Entwicklungsfeldern, sonst läuft Österreich Gefahr, in einem unserer absoluten Stärkefelder von einem Innovation Leader zu einem Innovation Follower zu werden“, ergänzt die Expertin abschließend.

https://oecolution.at

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