Starker Anstieg bei Firmeninsolvenzen – Privatinsolvenzen stagnieren

Mehr Firmeninsolvenzen gab es zuletzt am Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2009.
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Starker Anstieg bei Firmeninsolvenzen – Privatinsolvenzen stagnieren
Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer des bevorrechteten Gläubigerschutzverbandes Österreichischer Verband Creditreform.

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Der Gläubigerschutzverband Creditreform hat die endgültigen Zahlen bei den Firmeninsolvenzen für das 1. Halbjahr 2024 in Österreich analysiert. Die Firmeninsolvenzen steigen weiter massiv an – um 26,4% auf 3.363 Verfahren. Die Zahl der eröffneten Verfahren steigt dabei gar um 34,6% auf rund 2.100. Die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzen erhöhen sich um 14,7% auf 1.264.

„Das Thema Pandemie spielt bei den Insolvenzen keine Rolle mehr. Dafür schlägt die anhaltende Wirtschaftsflaute negativ zu Buche. Die Auftragsbücher leeren sich zunehmend, die Kosten steigen aber weiter, dazu kommen bürokratische Hürden. Die Unternehmen kämpfen an zahlreichen Fronten und verlieren immer öfters diesen Kampf“, analysiert Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer des bevorrechteten Gläubigerschutzverbandes Österreichischer Verband Creditreform.

Starker Anstieg bei Firmeninsolvenzen – Privatinsolvenzen stagnieren
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Laut einer Creditreform Umfrage vom Frühjahr unter 1.400 österreichischen Unternehmen ist das Geschäftsklima der heimischen Unternehmen negativer als am Höhepunkt der Pandemie, geprägt von sinkenden Erträgen und Aufträgen sowie einer geringen Investitionsbereitschaft. Die Auftragserwartungen sind so pessimistisch wie seit 30 Jahren nicht.

Starker Anstieg bei Firmeninsolvenzen – Privatinsolvenzen stagnieren
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Die Insolvenzpassiva belaufen sich auf rund 11,2 Mrd. Euro. 11.000 Arbeitsplätze sind betroffen. Geprägt war das 1. Halbjahr vor allem von einigen Insolvenzen aus der SIGNA-Gruppe, u.a. gegen Rene Benko als Einzelunternehmer sowie von zahlreichen bekannten Unternehmen wie Fisker GmbH, Windhager Zentralheizung Technik GmbH und Brucha GmbH.

Bundesländer im Vergleich

Den stärksten Zuwachs verzeichnen Vorarlberg (+74,1%), das Burgenland (+67,0%) und die Steiermark (+33,2%). Die höchste Insolvenzbetroffenheit herrscht in der Bundeshauptstadt mit fast 15 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen, die geringste in Tirol mit 5 von 1.000 Unternehmen. Generell sind Unternehmen im Osten stärker insolvenzgefährdet. Österreichweit müssen rund 9 von 1.000 Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen.

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Starke Zuwächse in der Industrie und im Transport

Am stärksten steigen die Insolvenzen in der Sachgütererzeugung (Industrie) mit +44,6%, im Kredit- und Versicherungswesen (+44,6%) und im der Branche Verkehr- und Nachrichtenübermittlung (Transportwesen) mit +44,4%. Trotz des großen prozentuellen Zuwachses ist die Industrie nach wie vor im Branchenvergleich betrachtet krisenresistenter als andere. Die Industrie kämpft aber an mehreren Fronten gleichzeitig: Auftragsrückgänge, hohe Löhne und Energiekosten, Fachkräftemangel und bürokratische Hürden.

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Die meisten Insolvenzen werden im Handel (625), im Bauwesen (598) und in den Unternehmensbezogenen Dienstleistungen (500) angemeldet. Der Handel leidet durch den rückläufigen Binnenkonsum. Der Bau kämpft mit hohen Kosten und hohen Zinsen. Die größte relative Insolvenzbetroffenheit herrscht im Transportwesen und im Bau mit jeweils rund 25 Insolvenzen von 1.000 Branchenunternehmen.

Privatinsolvenzen stagnieren

Die Gesamtzahl der Privatinsolvenzen steigt angesichts der zahlreichen Krisen nur vernachlässigbar um 0,5% auf knapp über 5.000 Verfahren an. Das Vor-Pandemie-Niveau ist damit nicht erreicht. Die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren steigt um 1,6% auf rund 4.600, während die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzen um starke 11,3% auf 392 Verfahren zurückgehen.

„Trotz steigender Arbeitslosigkeit und wachsender Kosten für die Lebenserhaltung stagniert die Privatinsolvenzentwicklung und bleibt sogar unter dem Vor-Corona-Niveau. Das feinmaschige soziale Netz samt staatlicher Hilfen in Kombination mit hohen Lohnabschlüssen macht die Österreicherinnen und Österreicher angesichts der Polykrisen krisenresilienter“, erklärt Gerhard M. Weinhofer.

Die Gründe für eine Privatinsolvenz bestehen aus einer toxischen Mixtur vieler Umstände, die über einen längeren Zeitraum zur Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit geführt haben: Jobverlust, gescheiterte Selbständigkeit, Krankheit und generell ein sorgloser Umgang mit Geld. Ein Drittel der Schuldner sind gescheiterte Selbständige. Die bereinigte Durchschnittsverschuldung liegt bei rund 55.000 Euro.

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Bundesländer im Vergleich

Der Bundesländer-Vergleich zeigt den stärksten Zuwachs in Tirol (+10,0%), gefolgt von Wien (+2,1%) und Oberösterreich (+0,9%). Im Burgenland gehen die Insolvenzen mit -14,6% am stärksten zurück, gefolgt von Vorarlberg (-5,6%) und Salzburg (-3,6%). Ein Drittel aller Privatinsolvenzen wird in der Bundeshauptstadt eröffnet. Wien ist sowohl Spitzenreiter bei der absoluten Zahl an Insolvenzen (1.664 Fälle) als auch bei der relativen Insolvenzbetroffenheit: 12 von 10.000 erwachsene Wiener schreiten zum Insolvenzgericht.

Österreichweit sind knapp 8 von 10.000 Erwachsene zahlungsunfähig.

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Ausblick für Firmen- und Privatinsolvenzen

„Eine Insolvenzwelle schwappt seit Jahresbeginn über Österreich. Immer mehr Unternehmen verlieren den Kampf gegen die allgemeine Wirtschaftslage mit hohen Preisen und rückläufiger Nachfrage. Das sich in einer Rezession befindliche Deutschland als wichtigster Handelspartner reißt Österreich mit hinunter. Dazu kommen selbstverschuldete Probleme wie zu hohe Lohnabschlüsse, Inflation und ein Reformstau in zahlreichen Politikfeldern“, fasst Gerhard M. Weinhofer die aktuelle Lage zusammen.

Für das Gesamtjahr 2024 rechnet der Experte mit mehr als 7.200 Firmeninsolvenzen und damit mit einem neuen Rekord seit 15 Jahren.

Sind im vergangenen Jahr die Privatinsolvenzen um 7% angestiegen, so ist für heuer ein weiterhin moderater Anstieg der Privatinsolvenzen im unteren einstelligen Prozentbereich zu erwarten, sodass das Vor-Pandemie-Niveau von 2019 nach wie vor nicht erreicht wird. Dazu ergänzt Gerhard M. Weinhofer abschließend:

„Für das Gesamtjahr 2024 ist erstmals seit dem Ende der Pandemie wieder mit über 10.000 Privatinsolvenzen zu rechnen.“

https://www.creditreform.at

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