15% aller in Österreich geleisteten Spenden kommen der Förderung von Wissenschaft und Forschung zugute. Nach den Bereichen „Soziales“ (30%) und „Internationale Hilfe“ (26%) bildet der Sektor mittlerweile das drittgrößte Spendenfeld Österreichs, so die Bilanz des Fundraising Verband Austria.
Private Fördermittel
In Ländern wie den USA oder Großbritannien haben private Fördermittel für Wissenschafts-, Forschungs- und Bildungseinrichtungen eine lange Tradition. Die Mittel kommen Forschungsprojekten, Professuren, Stipendien, der Infrastruktur und vielen anderen universitären Bereichen zugute.
In den USA wurden zuletzt fast 60 Mrd. $ allein für diesen Bereich eingeworben. Demgegenüber ist der Spendensektor in Österreich noch jung und überschaubar, was daran liegt, dass die Finanzierung von Wissenschaft und Forschung hierzulande lange Zeit ausschließlich als staatliche Angelegenheit gesehen wurde.
„Rückblickend auf die vergangenen zehn Jahre zeigt sich jedoch ein deutlicher Aufwärtstrend beim Spenden für die Wissenschaft. Im Vergleich zu anderen Spendenzielen im Land, ist dieser Bereich in absoluten Spendenzahlen überproportional gewachsen“, resümiert Ruth Williams, Geschäftsführerin des Fundraising Verband Austria, positiv.
Laut Umfragestudie im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung, an der rund 50 Hochschulen beteiligt waren, entfielen von 1,1 Mrd. € Gesamtspenden in Österreich beeindruckende 166 Mio. € auf Wissenschaft und Forschung. Das ist mehr als jeder siebente Spendeneuro hierzulande – ein höherer Anteil als in den USA.
Philanthropismus und Forschung
Die Gründe für die äußerst positive Entwicklung fasst Stephan Kropf, Sciencefundraising-Experte im Fundraising Verband Austria, folgendermaßen zusammen:
„Immer mehr Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen des Landes greifen internationale Best-Practice-Beispiele auf und verankern das Fundraising strukturell – das macht sich bezahlt! Zudem zeigen jüngste Studien, dass die Zahl an vermögenden Personen, die mit privaten Mitteln zu gesellschaftlicher Veränderung beitragen möchten, konsequent wächst.“
Laut Fundraising Verband ließ sich insbesondere in den vergangenen Jahren eine Häufung an Großspenden beobachten, die zum Großteil der Förderung von Wissenschaft und Forschung gewidmet waren:
- Der Biologe und Enkel des Gründers des berühmten Textilkonzern Palmers, Christian Palmers, spendete der Universität Graz 1,6 Mio. € zur Finanzierung einer neuen österreichischen Polar-Forschungsstation in Grönland.
- Erich Ciesciutti, Sohn des Rosentaler Schriftstellers Johann Ciesciutti, hinterließ der Universität Klagenfurt 1,8 Mio. € über eine Privatstiftung. Das Geld kommt besonders förderwürdigen Studierenden der Universität zugute. Zudem werden damit Forschungspreise für Arbeiten im Bereich Energieversorgung vergeben.
- Die alpha+ Stiftung des Wissenschaftsfonds FWF wurde vom US-Geschäftsmann Patrick Dumont mit 4,5 Mio. € bedacht. Damit soll die Forschung im Kampf gegen den Klimawandel ausgebaut werden.
- Mit 10,3 Mio. € eine der größten Zuwendungen der vergangenen Jahre ging an das Salzburg Global Seminar, das sich seit 1947 der Stärkung des globalen Dialogs zu Frieden und Konfliktlösungen widmet, und stammte von der US-Milliardärserbin und Vorsitzenden des Salzburg Global Seminar, Victoria Mars.
Impulse durch Gesetzesreform
Wie der jährliche Spendenbericht des Fundraising Verband Austria verdeutlicht, wurde das österreichische Spendenwesen im internationalen Vergleich bisher übermäßig stark von kleinen Spendenbeträgen der unteren und mittleren Einkommensschichten getragen. 85% aller Spenden entstammten bis zuletzt Beträgen unter 200 €.
Laut einer aktuellen FVA-Studie, die speziell Großspenden an 26 renommierte NPOs des Landes analysiert hat, zeichnet sich aber ein Wandel ab: Demnach haben Spenden ab 5.000 € aufwärts innerhalb von nur drei Jahren (2020-2022) um 60% zugenommen. Bei besonders großzügigen Zuwendungen über 50.000 € fiel das Plus sogar noch größer aus.
„Die Zunahme an Großspenden macht deutlich, dass immer mehr vermögende Personen gesellschaftliche Verantwortung in Österreich übernehmen und philanthropisch aktiv sein möchten. Der langersehnte Quantensprung für den Dritten Sektor – die Spendenabsetzbarkeit für alle gemeinnützigen Zwecke – der 2024 endlich Realität geworden ist, wird in den kommenden Jahren zusätzlich für einen Boost in der Kultur der Philanthropie sorgen“, ergänzt Ruth Williams abschließend.
Waren Spenden für Bildung oder Kultur vom steuerlichen Vorteil der Spendenabsetzbarkeit bislang defacto ausgeschlossen und gemeinnützige Stiftungen durch rechtliche Unsicherheiten und steuerliche Nachteile massiv beeinträchtigt, so bringt das Gemeinnützigkeitsreformgesetz seit Jahresbeginn immense Verbesserungen für gemeinnütziges Engagement in Österreich – auf Augenhöhe mit europäischen und anglo-amerikanischen Vorbild-Nationen. Davon profitieren auch Forschungs- und Bildungseinrichtungen unmittelbar.