Print bleibt unverzichtbar

Wie viele andere auch, hat auch die Druck-Branche neben den „allgemeinen“ ganz spezielle Covid-19-Probleme. Wie dennoch Tag für Tag, Woche für Woche Zeitungen, Magazine, Verpackungen u.v.m. produziert wird, ist beachtens-, wenn nicht sogar bewundernswert.
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Eine aktuelle Hypothek für Druckereien: Homeoffice ist kaum bis gar nicht möglich. Dadurch sorgt die Verschärfung der Covid-19-Maßnahmen für Wien, Niederösterreich und das Burgenland für ratlose Unternehmen. Wenn Homeoffice nicht möglich ist – wie eben in allen produzierenden Betrieben der Druck- & Medienbranche – müssen die Mitarbeiter künftig mindestens einmal pro Woche getestet werden und FFP2-Masken auch in der Produktion tragen. Aber wie dies in der Praxis funktionieren soll, wer für den Zeitaufwand fürs Testen aufkommt und was passiert, wenn Mitarbeiter sich privat testen, sich nicht testen lassen wollen oder schon Corona hatten, ist völlig unklar.

„Prinzipiell werden wir alles tun, um unseren Beitrag zur Eindämmung des Infektionsgeschehens zu leisten“, sagt Peter Sodoma, Geschäftsführer des Verband Druck Medien. „Bisher war das Infektionsrisiko innerhalb der Betriebe dank sehr strenger Sicherheitskonzepte sehr gering. Und viele Unternehmen testen bereits seit Monaten freiwillig.“ Dennoch pocht Sodoma auf eine Praxisprüfung der Maßnahmen, denn die Schwierigkeiten liegen – wie fast immer – im Detail. „Antigen Schnelltests sind nur 48 Stunden gültig. Um tatsächlich ein durchgängiges Konzept zu haben, müssten Betriebe dreimal pro Woche ihre gesamte Belegschaft testen lassen – Montag, Mittwoch und Freitag. Auch wenn die Tests kostenlos sind, der logistische Aufwand und die Arbeitszeit kosten.“ PCR Tests seien dagegen 72 Stunden gültig und deutlich valider im Ergebnis. Zudem können Unternehmen nur dann eigene betriebsinterne Teststraßen einrichten lassen, wenn sie mehr als 50 Mitarbeiter beschäftigen – und der Nasenabstrich muss von medizinisch geschultem Personal durchgeführt werden.

„Wien hat mit allesgurgelt.at eine Plattform geschaffen, bei der alle Wiener Unternehmen kostenlos PCR Tests für alle Mitarbeiter und deren Familienangehörige bekommen“, meint Sodoma. „Die Tests können einfach Zuhause durchgeführt werden und liefern innerhalb von 24 Stunden ein Ergebnis. Ein PCR-Test für alle Unternehmen würde deutlich mehr Sicherheit bringen.“ Der Verband Druck Medien fordert daher eine Ausweitung der Wiener Aktion auf ganz Österreich. „Wir brauchen ein einfaches System, damit die Betriebe die Testungen durchführen können. Sonst steht die Produktion still – und das ist gerade jetzt, wo es sich ein sanfter Aufschwung abzeichnet, fatal.“

Auch die angedachte, pauschale FFP2-Maskenpflicht im Innenraum, sobald sich mehr als eine Person im Raum befinden, stößt in der Druck- und Medienbranche auf wenig Begeisterung. „In Produktionshallen mit automatischen Lüftungsanlagen ist der Mehrwert nicht nachvollziehbar“, sagt Sodoma. Die Fakten sprechen für sich: Viele Drucksäle sind meist mehr 1.000 m2 groß, haben Raumhöhen von mehr als vier Metern und Lüftungsanlagen, die bis zu 40.000 m3 Luft pro Stunde umwälzen können. Druckmaschinen sind zumeist zwischen acht bis zehn Metern, Großanlagen können bis zu zwanzig Meter lang sein. Bedient werden die Maschinen zumeist von nur einem Maschinenführer. Der Verband Druck Medien fordert daher eine Ausnahme von der Maskenpflicht für Räume mit automatischen Lüftungsanlagen und einem belegbaren Mindestabstand von zwei Metern.

© PantherMedia/moodboard (YAYMicro)
Rund 70 Prozent der Druckereien hatten ihre Mitarbeiter für die Kurzarbeit angemeldet
Rund 70 Prozent der Druckereien hatten ihre Mitarbeiter für die Kurzarbeit angemeldet.

Vorbild Sisyphus?

Per Ende Juni 2020 war die finanzielle Lage in vielen Druckereien sehr angespannt. Rund 70 Prozent der Druckereien hatten ihre Mitarbeiter für die Kurzarbeit angemeldet, fast alle Unternehmen haben zumindest drei Monate in Anspruch genommen. Noch Ende Juni war die finanzielle Lage in vielen Druckereien sehr angespannt.

Mit den neuerlich beunruhigenden Zahlen und einem Lockdown nach dem anderen sieht es jetzt natürlich wieder deutlich schlechter aus. Normalerweise erwirtschaften die österreichischen Druckereien einen Jahresumsatz von 1,7 Milliarden Euro. (Quelle: Statistik Austria, 2019, mit rund 9.800 Mitarbeitern.)

Doch statt dem normalerweise positiven Cashflow muss derzeit weitgehend ein Minus hingenommen werden. Vielen Druckereien fehlt etwa die Hälfte ihres Umsatzes. „Druckereien gehören zu den Unternehmen, deren Betrieb nie eingestellt wurde, produzieren sie doch u.a. Verpackungen für Lebensmittel, Medikamente, Kosmetikprodukte, Wasch- und Reinigungsmittel, Zeitungen und Magazine oder Bücher“, erklärt Sodoma. „Dennoch sind sie von der wirtschaftlichen Situation ihrer Auftraggeber abhängig und damit wie alle Unternehmen in Österreich betroffen.“

Maßnahmen wie die oben bereits erwähnte Kurzarbeit und der Fixkostenzuschuss konnten einen Teil der Verluste auffangen. Vor allem die Berücksichtigung von Abschreibungskosten und Leasingraten in der Neuauflage des Fixkostenzuschusses brachte eine Erleichterung für die Betriebe. Allerdings barg z.B. auch die Kurzarbeit für viele Arbeitnehmer eine böse Überraschung: Zulagen wie Schmutzzulage, aber auch Pendlerpauschale oder Firmenautos wurden doch anders oder gar nicht berücksichtigt. „Statt 80 Prozent ihres Nettoeinkommens bekamen einige Mitarbeiter dann nur 60 Prozent oder mussten sogar Geld zurückzahlen“, so Sodoma.

Innovationskraft für den Standort Österreich

Die Branche ist als klassische B2B-Branche stark von anderen Unternehmen und Branchen abhängig. Während Dienstleister und Handel die Auswirkungen der Corona Pandemie unmittelbar spürten, kam die Krise erst mit Verzögerung bei den Druckereien an. Doch Wille, Einsatz und Flexibilität, die Krise zu überwinden, sind groß: Zahlreiche Unternehmen entwickeln neue Produkte und arbeiten an neuen Serviceangeboten. „Manche stellten kurzerhand ihre Produktion um und produzierten Hauchschutzwände für Handel und Arztpraxen, andere wiederum Mundschutz“, berichtet Sodoma. „Andere haben in neue Produktionsverfahren investiert und drucken jetzt z.B. mit anti-mikrobiellem Lack, der Oberflächen desinfiziert.“

Eine große Chance sehen die Druckereien darüber hinaus im verstärkten Ruf nach Regionalität und Druckqualität in Österreich. Der Verband möchte sich verstärkt dafür einsetzen, dass Gütesiegel wie „Printed in Austria“, CO2-kompensiert oder das CSR-Gütesiegel für Druckereien im Bestbieterprinzip stärker berücksichtigt werden.

Und noch einen positiven Aspekt sieht Sodoma: „Die Branche ist enger zusammengerückt. Durch die Krise saßen plötzlich alle im selben Boot. Und gemeinsam sind wir stärker.“ Print ist und bleibt eben ein ganz starkes Kommunikationsmedium, das gerade durch die Digitalisierung und neue Technologien eine starke Nachfrage erlebt.

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