Der europäische Erdbeobachtungssatellit Sentinel-6B, ein neuer europäischer Satellit zur Überwachung des Meeresspiegels, ist erfolgreich ins All gestartet. Ein Navigationsempfänger von Österreichs größtem Raumfahrtzulieferer, Beyond Gravity Austria, wird die Position des Satelliten im Weltall bis auf wenige Zentimeter genau bestimmen und dadurch genauere Daten zum Anstieg des Meeresspiegels liefern.
Anstieg des Meeresspiegels als drängendstes Umweltproblem
In den vergangenen zehn Jahren ist der globale mittlere Meeresspiegel um durchschnittlich vier Millimeter pro Jahr gestiegen. Derzeit leben mehr als 680 Millionen Menschen in niedrig gelegenen Küstengebieten, die direkt von Überschwemmungen bedroht sind.
Der neue Satellit zur Überwachung des Meeresspiegels soll nun wichtige und vielleicht neue Erkenntnisse liefern.

„Der Anstieg des Meeresspiegels gehört zu den drängendsten Umweltproblemen unserer Zeit. Sowohl der gegenwärtige Satellit als auch der bereits seit fünf Jahren im All befindliche erste Sentinel-6-Satellit sind mit unserem Navigationsempfänger ausgestattet. Unsere Wiener Technologie bestimmt die Position des Satelliten im All mit einer Genauigkeit von weniger als einem Zentimeter. Für hochpräzise Ozeanmessungen im Millimeterbereich ist die genaue Satellitenposition unerlässlich, um noch genauere Ozeandaten zu sammeln“, erörtert Kurt Kober, Geschäftsführer bei Beyond Gravity Austria.
Der amerikanisch-europäische Satellit „Sentinel-6B“ wurde vom Hauptauftragnehmer Airbus Defence and Space in Deutschland gebaut.
Präzisere Umweltdaten
Der Navigationsempfänger von Beyond Gravity Austria wurde in Wien-Meidling entwickelt und produziert. Durch Nachbearbeitung der Daten erzielt der Empfänger eine sehr hohe Genauigkeit der Position des Satelliten im Weltall von unter einem Zentimeter.

„Die hohe Genauigkeit wird durch die gleichzeitige Verarbeitung von Signalen der US-amerikanischen GPS- und der europäischen Galileo-Navigationssatelliten erreicht. Diese Genauigkeit ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass der Satellit mit einer Geschwindigkeit von rund 25.000 km/h in einer Höhe von etwa 1.300 Kilometern die Erde umkreist. Je genauer die Position des Satelliten bestimmt wird, desto genauer sind die vom Satelliten gelieferten Meeresdaten“, unterstreicht Kurt Kober.
Der erste Sentinel-6-Satellit ist seit November 2020 im Weltall und verwendet wie der aktuelle Sentinel-6B ebenfalls die neueste Generation der Navigationsempfänger aus Wien.
Die Europäische Weltraumorganisation ESA hat öffentlich erklärt, dass der Empfänger durch die Verarbeitung von GPS- und Galileo-Signalen die Qualität der Positionsbestimmung erheblich verbessert und damit die Gesamtleistung der Sentinel-6-Mission gesteigert hat.
Derzeit bestimmen Navigationsempfänger von Beyond Gravity Austria die Positionen von rund 30 Satelliten im Weltraum. Die Empfänger der neuesten Generation können auch den neuen High Accuracy Service berechnen, der seit 2023 von Galileo-Satelliten bereitgestellt wird, wodurch die Positionsbestimmung noch weiter verbessert wird.
Thermalschutz
Vor der extremen Kälte und Hitze im Weltall schützt den Meeresspiegelsatelliten ebenso Thermalisolation von Beyond Gravity Austria.

„Unsere Thermalisolation hält die sensiblen Satelliteninstrumente trotz der orbitalen Temperaturen von plus/minus 200 Grad Celsius auf der erforderlichen Betriebstemperatur“, ergänzt Wolfgang Pawlinetz, Geschäftsführer von Beyond Gravity Austria und Leiter des Thermal- und Mechanismengeschäfts.
Der Thermalschutz wurde in Österreich entwickelt, gebaut und besteht aus mehreren Schichten ultradünner Spezialfolien aus Polyimid.
