Der Fachkräftemangel hat in Österreich deutlich zugenommen: Von Jänner bis Juli 2022 wurden 498.317 Jobs und damit 38% mehr Stellenanzeigen als im Vorjahreszeitraum in Österreich ausgeschrieben (Quelle: StepStone-Fachkräfteatlas). Ein enorm wichtiger Kontaktpunkt, um offene Stellen zu besetzen, ist die Stellenanzeige und Gehalt ist definitiv ein entscheidendes Kriterium, ob sich jemand für einen Job bewirbt oder nicht.
Mit einem überdurchschnittlichen, leistungsgerechten oder übertariflichen Gehalt werben Unternehmen trotzdem nur in einer von fünf Anzeigen, wie eine aktuelle Spezialauswertung des StepStone-Fachkräfteatlas zeigt, für den 1,2 Mio. Stellenanzeigen in Print- und Onlinemedien sowie auf Firmenwebsites ausgewertet wurden. Am ehesten finden sich solche Formulierungen in Stellenanzeigen für Young Professionals sowie in Ausschreibungen aus Hotellerie und Gastgewerbe.
Attraktivitätsfaktor
“Der Faktor Gehalt wird zum strategischen Hebel im Kampf um die besten Mitarbeiter:innen. Im Zeitalter des Bewerber:innenmarktes und des chronischen Fachkräftemangels müssen sich Unternehmen intensiv mit den eigenen Gehaltsstrukturen und der Vergütung befassen”, sagt Nikolai Dürhammer, StepStone Managing Director AT & CH.
Die Hälfte der Kandidat:innen bewirbt sich eher, wenn das angegebene Gehalt in Stellenanzeigen ihren Vorstellungen entspricht. Jede/r Sechste bewirbt sich nicht, wenn das angegebene KV-Gehalt deutlich zu niedrig ist, wie eine aktuelle Umfrage von StepStone unter knapp 2000 Jobsuchenden und Beschäftigten ergab (Juli 2022).
Übertarifliches Gehalt wird zunehmend öfter genannt
Im deutschsprachigen Raum ist Österreich das einzige Land, in dem verpflichtend eine Gehaltsangabe in der Stellenausschreibung enthalten sein muss. Dass das nicht ausreicht, um Kandidat:innen zur Bewerbung zu animieren, zeigt der aktuelle Trend zu realistischeren Gehaltsangaben. Die Bereitschaft der Unternehmen, bei der Suche nach Fachkräften mehr zu bezahlen und das auch schon innerhalb der Ausschreibung proaktiv anzubieten, nimmt zu:
Zu Beginn des Jahres 2021 enthielten rund 12% aller Anzeigen die zusätzliche Information neben der Gehaltsangabe, dass die Vergütung „überdurchschnittlich“, „übertariflich“, „leistungsgerecht“ sei oder eine „Bereitschaft zur Überzahlung“ bestehe. Seit Juni 2021 ist dieser Anteil um rund sechs Prozentpunkte gestiegen auf durchschnittlich 18% aller Anzeigen.
Deutliche Unterschiede
Im Gastgewerbe wird derzeit besonders intensiv nach Personal gesucht. Und die Unternehmen in der Gastronomie und Hotellerie werben auch verstärkt mit einer höheren Entlohnung: Bei rund 30% aller Anzeigen in dieser Branche wird mit einem höheren Gehalt, als der Kollektivvertrag vorsieht, geworben. Gleichzeitig ist in dieser Berufsgruppe die Bereitschaft zur Überzahlung am stärksten im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (plus sieben Prozentpunkte).
In der Berufsgruppe Transport, Verkehr, Logistik und Lager gab es zwar ebenfalls einen deutlichen Anstieg um sechs Prozent, insgesamt wird heute mit mehr Gehalt aber nur in 15% der Stellenausschreibungen der Branche geworben. Im Vertrieb und Verkauf sowie im Bauwesen und Handwerk und bei den Technischen Berufen (wie Architekt:innen und Ingenieur:innen) liegt der Anteil mit 19% nur geringfügig über dem Durchschnitt. Bei Ausschreibungen für Young Professionals werden in 23% der Anzeigen mit einem besseren Gehalt geworben.
Seltene Überzahlung
Ebenfalls große Schwierigkeiten haben Unternehmen im Gesundheits- und Sozialbereich, offene Stellen zu besetzen. Der Anstieg der Ausschreibungen betrug im Vergleich zum Vorjahr 46%. Dennoch werden nur in knapp 10% aller Anzeigen in diesem Bereich die zusätzliche Info zu mehr Gehalt gegeben.
Selten wird auch in der Berufsgruppe Wissenschaft, Ausbildung und Weiterbildung mit höherem Gehalt geworben (8%).
Über die Erhebung
Für die vorliegende Erhebung haben die Personalmarktforscher von index Research im Auftrag von StepStone in 22 Printmedien und 35 Jobbörsen sowie Firmenwebsites Stellenanzeigen in ganz Österreich seit 2021 ausgewertet. index Research ist ein Service der index Internet und Mediaforschung GmbH.