Ein Auto verändert die Welt
Wolfsburg, 29. März 1974 – gespannt blickt die Weltpresse nach München, denn im ehemaligen Olympiastadion soll der Nachfolger des VW Käfer vorgestellt werden. Jenem Fahrzeug, das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs das Wirtschaftswunder in Deutschland einleitete, in der ganzen Welt beliebt ist und Volkswagen die letzten 30 Jahre prägte.
Gleichzeitig hinterließ dieser dauerhafte Erfolg einen enormen Nachholbedarf in der technischen Entwicklung. Strengere Abgas- und Sicherheitsvorschriften, die steigenden Produktionskosten und die immer stärker werdende Konkurrenz ließen VW in eine Krise schlittern. Das Festhalten an der bewährten Technik mit luftgekühltem Boxermotor im Heck führte unter dem designierten VW-Chef Rudolf Leiding zu einem radikalen Umdenken:
Sämtliche Projekte, die noch auf dem alten Layout basierten, wurden mit sofortiger Wirkung gestoppt. Gleichzeitig startete man mit der Entwicklung einer kompletten Modellfamilie mit Frontantrieb und quer eingebautem, wassergekühltem Reihenmotor unter der vorderen Haube. Eine Radikalkur, bei der kein Stein auf dem anderen blieb.
Entwicklung und Design
Federführend bei der Entwicklung war der österreichische Professor Ernst Fiala. Gemeinsam mit der Konzerntochter Audi entwickelte man komplett neue Vierzylindermotoren mit Wasserkühlung und die Pkw-Flotte bestand fortan aus vier Baureihen:
Den Anfang machte der VW Passat ab 1973, gefolgt vom Sportcoupé Scirocco, der bereits über die komplette Golf-Technik verfügte. 1975 sollte noch der Kleinwagen Polo folgen, doch bereits 1974 waren die Entwicklungsarbeiten abgeschlossen und das Stammwerk in Wolfsburg wurde nach 30 Jahren Käfer-Produktion auf das neue Kompaktmodell umgestellt.
Der erste Golf erblickte das Licht der Öffentlichkeit und sein durchdachtes Konzept stieß von Anfang an auf positive Resonanz.
Die von Giorgio Giugiaro entworfene Karosserie war zwar um 20 Zentimeter kürzer als jene des VW Käfer. Dennoch schaffte es der Golf bei identischem Radstand, fünf vollwertige Sitzplätze und einen 370 Liter großen Kofferraum zu bieten.
Die zwei erhältlichen Vierzylinder-Benziner mit 50 und 70 PS waren auf der Höhe ihrer Zeit. Der intern „Typ 17“ genannte Golf I war ein Jahrhundertwurf, dessen Eckdaten und charakteristische Merkmale bis heute jede Generation prägen: Die kräftigen C-Säulen, die athletisch ausgestellten Radkästen und das freundliche Gesicht, das weltweit treue Anhänger fand.
VW Golf und der österreichische Automarkt
Der österreichische Fahrzeugmarkt entwickelte sich im Jahre 1974 rückläufig. Die Ölkrise von 1973 zeigte seine Wirkung, mit 166.981 Stück konnten 1974 gut 20.000 Pkw weniger neu zum Verkehr zugelassen werden als noch im Jahr zuvor. Volkswagen konnte sich wie schon in den 12 Jahren davor mit 30.806 Stück an der Spitze der Zulassungsstatistiken behaupten. Größter Umsatzbringer war trotz aller Widrigkeiten aber nach wie vor der Käfer mit 12.643 Stück. Der Golf hatte also alles andere als einen leichten Start und war mit einer schwierigen Marktsituation konfrontiert.
Trotz der zurückhaltenden Käuferstimmung nach dem Öl-Schock verlief die sukzessive Umstellung der Volkswagen-Flotte auf wassergekühlte Modelle durchwegs erfolgreich. Der Golf wurde im ersten Jahr, den Umständen entsprechend, nur zaghaft angenommen. 4.277 Österreicherinnen und Österreicher entschieden sich 1974 für das neue Wolfsburger Kompaktmodell, 1975 kletterten die Verkäufe aber bereits auf 8.963 Stück.
Wirklich Fahrt nahmen die Verkäufe 1976 mit dem ersten Golf GTI und dem Golf Diesel auf, und die Einführung des Rabbit 1978 sorgte schließlich für den lang erwarteten Durchbruch. Bereits 1979 konnten 21.887 Stück abgesetzt werden, was erstmals einen Marktanteil von mehr als zehn Prozent bedeutete, und den Golf zum meistverkauften Auto Österreichs machte.
Werte der Superlative
Den bis heute unerreichten Bestwert erzielte der VW Golf im Jahre 1992. Zum Modellwechsel der zweiten auf die dritte Generation entschieden sich in diesem Jahr 30.376 Österreicher für einen neuen kompakten Wolfsburger.
Aufgrund der immer breiter aufgestellten Modellpalette von Volkswagen im Kompaktsegment mit dem Tiguan, Touran, Sportsvan und dem neuen T-Roc lässt sich dieses Ergebnis zwar nicht mehr wiederholen, mit 5.380 Stück lag der Golf Ende 2023 aber dennoch seit 50 Jahren weit oben in der österreichischen Zulassungsstatistik.
Seit Anfang 2024 konnte sich der Golf aber wieder den ersten Platz unter den Top Ten zurückerobern.
Fünfzig Jahre Golf – rundes Jubiläum am Salzburgring
Im Rahmen einer österreichweiten Händlerveranstaltung am Salzburgring wurde die Volkswagen-Modellikone gebührend gefeiert.
Pkw CEO Thomas Schäfer kam extra für diesen speziellen Tag nach Österreich, um den Golf zu würdigen. Gemeinsam mit Wilfried Weitgasser, Geschäftsführer Porsche Austria und Thomas Herndl, Markenleiter Volkswagen Pkw, ließ er die einzigartige Erfolgsgeschichte des Golf Revue passieren und gab zudem einen Ausblick in die Zukunft des erfolgreichsten deutschen Automobils.
„Der Golf macht seit einem halben Jahrhundert den Kern der Marke Volkswagen aus: bezahlbare Mobilität für alle auf höchstem technischem Niveau. Er hat sich immer wieder neu an die Kundenbedürfnisse angepasst und wurde so zu einem Weltbestseller – Made in Wolfsburg. Genau daran knüpfen wir jetzt mit der neuesten Evolutionsstufe dieser Baureihe an – mit noch mehr Effizienz, Komfort, Wertigkeit und neuem Bedienkonzept“, unterstreicht Thomas Schäfer, CEO der Marke Volkswagen Pkw.
Besonders im Bereich der Bedienelemente – Stichwort: Volant Lenkrad mit Sensorfeldern – machte VW, aufgrund negativer Rückmeldungen von Kund:innen, einen Schritt zurück und setzte wieder auf konventionell beliebte und bewährte Technik.
„ID.Golf“?
Die Zukunft scheint auf jeden Fall gesichert, denn selbst wenn es zu einem Auslaufen der konventionellen Modellreihe kommen sollte, wird der Golf, laut Thomas Schäfer, nicht von der Bildfläche verschwinden:
„Die Zukunft des VW Golf ist elektrisch: Die nächste Generation wird Ende des Jahrzehnts auf unserer künftigen Scalable Systems Platform basieren und in Sachen Design, Innovation, Nutzwert und Qualität zu 100% ein echter Golf sein.“
Auf die Nachfrage, wie denn der neue elektrische „Golf“ heißen soll, konnte seitens der Geschäftsführung noch keine Antwort bereitgestellt werden – was natürlich viel Raum für Spekulationen lässt. Im öffentlichen Diskurs steht der Name ID.Golf an erster Stelle.
Der Golf ist bis heute ein perfekter Begleiter für den Alltag – er verkörpert Vielseitigkeit, Funktionalität, Zuverlässigkeit, Qualität und Understatement. Über die Jahrzehnte wurde das Portfolio laufend erweitert und mit jeder neuen Modellgeneration zogen neue, innovative Technologien, Sicherheitskonzepte und Komfortmerkmale in die Kompaktklasse ein. Der Golf schrieb Erfolgsgeschichte! Vor allem auch in Österreich.
„Der Golf hat ganze Generationen geprägt und einer Fahrzeugklasse seinen Namen gegeben. Der Golf ist auch das Auto, das Technik demokratisiert und in die Breite gebracht hat. Seit 1974 hat der Golf mit jeder neuen Generation nachhaltig die Mobilitätswelt positiv geprägt. Der Golf ist ebenso er Liebling von Herrn und Frau Österreicher. Es gibt hierzulande wohl niemanden, der noch nicht in einem Golf gesessen ist und sein eigenes, ganz persönliches Erlebnis mit dem Golf zu erzählen weiß. In den letzten fünf Jahrzehnten sind in Österreich über 950.000 Golf neu zugelassen worden und jedes 15. Auto, das einem auf unseren Straßen begegnet, ist ein Golf – wahrlich eine einzigartige Erfolgsgeschichte“, konstatiert Wilfried Weitgasser, Geschäftsführer Porsche Austria.
Markteinführung des überarbeiteten Golf 8
Pünktlich zum Jubiläum der Volkswagen-Ikone startet nun in Österreich die Markteinführung der neuen Evolutionsstufe. Neben zahlreichen Detailverbesserungen kennzeichnet den neuen Golf ein Infotainmentsystem der nächsten Generation.
„Unser neu überarbeiteter Golf 8 bietet allen Kunden mit noch frischerem Design, gesteigerter Performance, verbesserten Infotainment-Funktionen und erstmals auch mit dem intuitivem bedienbaren Sprachassistenten IDA auf ChatGPT-Basis jede Menge Neues. Dank des beleuchteten Logo in der Front ist der neue Golf auch bei Dunkelheit und schon aus der Ferne zu erkennen. Wir sind überzeugt, mit dem neuen Golf 8 unsere ausgezeichnete Marktposition festigen zu können“, erläutert Thomas Herndl, Markenleiter Volkswagen Pkw in Österreich.
Eine besondere Überraschung hat Thomas Herndl anlässlich des Golf-Jubiläums zusätzlich mitgebracht:
„Der Rabbit ist das am längsten währende Sondermodell hierzulande und mit seinem perfekten Preis-Leistungs-Verhältnis von Beginn an zu einer eigenen Marke geworden. Passend zum 50. Geburtstag des VW Golf wollen wir auch bei unserem Rabbit ein neues Kapitel aufschlagen – erstmals wird dieser teilelektrisch. Der neue Rabbit eHybrid soll in Kürze bestellbar sein und mit einer rein elektrischen Reichweite von über 100 Kilometer perfekt die Brücke zwischen Verbrenner und Elektro schlagen.
VW Golf-Modelle im Überblick
Golf I – Spiegelbild des Fortschritts:
Wie alle späteren VW Golf, war schon die erste Generation ein Spiegelbild des technischen Fortschritts und der automobilen Trends. Und das gilt nicht nur für die damals geniale Raumökonomie und den Frontantrieb. Mit dem ersten Golf GTI (1976) leitete Volkswagen die Dynamisierung der Kompaktklasse ein. Der Golf D (1976) und der spätere Golf GTD (1982) sorgten für den Durchbruch des Diesels im kompakten Segment.
1979 brachte Volkswagen mit dem Golf Cabriolet – das zeitweise meistverkaufte offene Auto der Welt – frischen Wind in jene Klasse, die zu dieser Zeit längst schon Golf-Klasse genannt wurde. Von der ersten Generation des VW Golf inklusive aller Derivate wurden bis 1983 6,9 Millionen Exemplare auf allen Kontinenten verkauft – der Golf I hatte sich als würdiger Käfer Nachfolger erwiesen.
Golf II – der Meilenstein:
Der heutige Volkswagen Chefdesigner, Andreas Mindt, bringt den wichtigsten Moment der Golf Geschichte auf den Punkt:
„Es ist der Wechsel vom Golf I zum Golf II. Da hat der damalige Volkswagen Chefdesigner Herbert Schäfer alles richtig gemacht hat. Er hat den zweiten Golf modernisiert, dabei aber die DNA der ersten Generation nicht über Bord geworfen. Diese Brücke ist wichtig für die Golf Geschichte. Der Golf ist stets eine Weiterentwicklung dieses Urmeters geblieben. Das ist das Besondere am Golf und im Ursprung Herbert Schäfers Verdienst.“
Im Golf II debütierten Technologien wie der geregelte Katalysator, das ABS und der Allradantrieb. Erstmals gab es diesen Golf zudem als „Variant“. Zwischen 1983 und 1991 entstanden 6,3 Millionen Golf II.
Golf III – Sieg der Sicherheit:
Mit dem Golf III leitete Volkswagen ab August 1991 eine neue Ära der Sicherheit ein. Zum einen war er der erste Typ der Baureihe, den es ab 1992 mit Frontairbags gab; zum anderen aber führten große Fortschritte im Bereich der Karosseriekonstruktion dazu, dass die Crasheigenschaften signifikant verbessert wurden.
Mit dem bis 1997 4,8 Millionen Mal gebauten Golf III sind zahlreiche weitere Meilensteine der Baureihe verbunden: etwa der erste Sechszylindermotor (VR6), die Geschwindigkeitsregelanlage (Tempomat) und die ersten Seitenairbags.
Golf IV – Stilikone:
Der 1997 vorgestellte Golf IV gilt heute als Stilikone – sicher auch deshalb, weil er mit seiner Klarheit und dem für die Baureihe prägenden C-Säulen-Design die Brücke zum Golf I des Jahres 1974 schlug. Volkswagen realisierte mit dem Golf IV einen neuen Qualitätsstandard im Segment. Parallel schritt mit dem Debüt des ESP die Demokratisierung der Sicherheit weiter voran.
2002 stellte Volkswagen auf der Basis der vierten Generation zudem den bis dato sportlichsten Golf vor: den 250 km/h schnellen R32. 2003 erhielt er als erster Volkswagen ein Doppelkupplungsgetriebe (DSG). Im selben Jahr wurde der Golf IV nach 4,9 Millionen Exemplaren abgelöst.
Golf V – Klassengrenzen abgeschafft:
Der fünfte Golf ließ 2003 mit seinem ausgezeichneten Komfort so manch einen Wettbewerber der höheren Mittelklasse hinter sich. Nichts anderes galt für die Qualität. Ein Wert, der die Stabilität der per Laser geschweißten Karosserie untermauerte, waren die 35 Prozent Plus in der Torsionssteifigkeit.
Erstmals waren nun zudem bis zu acht Airbags an Bord. Darüber hinaus punktete der bis 2008 3,4 Millionen Mal gebaute Golf V mit einer neuen Vierlenkerhinterachse, Bi-Xenonscheinwerfern und dem ersten 7-Gang-DSG.
Golf VI – Hightech-Kompaktklasse:
In nur vier Jahren entstanden auf der Basis der 2008 vorgestellten sechsten Generation bis Ende Juli 2012 weitere 3,6 Millionen Golf. Und wieder machte auch die Sicherheit große Fortschritte: Die erneut per Laser geschweißte Karosserie war nun derart stabil, dass sie mit Bravour die maximalen fünf Sterne im Euro NCAP-Crashtest erzielte.
Neue Technologien wie die automatische Fernlichtregelung „Light Assist“, der „ParkAssist“, der Berganfahrassistent und die adaptive Fahrwerksregelung „DCC“ machten das „World Car of the Year“ des Jahres 2009 zu einem der fortschrittlichsten Kompaktwagen seiner Zeit.
Golf VII –weniger Gewicht, weniger Verbrauch:
Im September 2012 feierte Volkswagen die Weltpremiere des siebten VW Golf. Dessen Gewicht wurde gegenüber dem Vorgänger um bis zu 100 kg gesenkt und damit sank auch der Verbrauch um bis zu 23 Prozent.
Neue Technologien wie die Multikollisionsbremse, die automatische Distanzregelung „ACC“ und das Umfeldbeobachtungssystem „Front Assist“ inklusive City-Notbremsfunktion komplettierten das Spektrum der Assistenzsysteme. 2014 war es der neue e-Golf, mit dem Volkswagen Kurs nahm in das Zeitalter der Elektromobilität. Bis 2019 entstanden 6,3 Millionen Golf VII.
Golf VIII – Progressive Gegenwart:
Im Oktober 2019 stellte Volkswagen den Golf VIII vor. Mit neuen Mild- und Plug-in-Hybridantrieben elektrisierte er die Kompaktklasse. Und als einer der ersten Kompakten ermöglichte er via „Travel Assist“ das assistierte Fahren. Schon die Grundversion hat heute serienmäßig Features wie den Spurhalteassistenten „Lane Assist“, „Front Assist“, LED-Scheinwerfer, LED-Rückleuchten und eine Klimaautomatik an Bord.
Im Zusammenspiel mit der optionalen adaptiven Fahrwerksregelung DCC und dem Fahrdynamikmanager manifestiert der Golf VIII zudem eine in dieser Klasse nie zuvor realisierte Spreizung aus Komfort und Dynamik.