Die regionale Wirtschaftsentwicklung in Österreich

2022 konnte ein stabiles und sehr starkes Wachstum in allen Bundesländern festgestellt werden.
© Bank Austria / Pepo Schuster
Die regionale Wirtschaftsentwicklung in Österreich
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria.

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Nach dem pandemiebedingten historischen Wirtschaftseinbruch im Jahr 2020 verzeichnete die österreichische Wirtschaft 2021 und im abgelaufenen Jahr ein Wirtschaftswachstum von 4,6 Prozent bzw. 5 Prozent.

Im Jahr 2021 wurde der Anstieg vom Produktionssektor sehr stark mitgetragen. 2022 waren es vor allem die Dienstleistungssektoren, die für das starke Wachstum verantwortlich waren. In erster Linie stützten die Branchen Tourismus, Verkehrswirtschaft und der Handel das Wachstum. Sie profitierten trotz Teuerung stark von der hohen Nachfrage aufgrund der gelockerten Corona-Maßnahmen. Die in den ersten Monaten des Jahres noch starke Industrie- und Baukonjunktur kühlte sich im Laufe des Jahres 2022 zunehmend ab.

Das allgemeine Konjunkturbild im Jahr 2022 spiegelte sich dementsprechend in der Wirtschaftsentwicklung der einzelnen Bundesländer wider. „Die Tourismushochburgen im Westen und die Stadtwirtschaft Wien mit einem hohen Dienstleistungsanteil waren gegenüber den industrieorientierten Regionen im Vorteil. Dennoch konnten alle Bundesländer ein Wachstum von deutlich über 3 Prozent erzielen“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Regionale Unterschiede

„Tirol und Salzburg, die am stärksten von der wiedererstarkten Tourismuswirtschaft abhängen, verzeichneten im Vorjahr mit 7,9 Prozent bzw. 7,7 Prozent das stärkste Wirtschaftswachstum. Das Schlusslicht bilden die beiden Industrieländer Oberösterreich mit einem Plus von 3,8 Prozent und die Steiermark mit einem Anstieg von 3,5 Prozent“, erklärt UniCredit Bank Austria Ökonom Robert Schwarz.

© UniCredit Research
Die regionale Wirtschaftsentwicklung in Österreich

Die Regionen Kärnten (+5,8 Prozent) mit einer außerordentlich guten Industriekonjunktur, die Bundeshauptstadt Wien (+5,4 Prozent) mit ihrem hohen Dienstleistungsanteil und Vorarlberg (+5,2 Prozent) mit einer starken Tourismus- und Bauwirtschaft wiesen im Vorjahr ein überdurchschnittliches Wachstum auf. Einen etwas geringeren Anstieg der Wirtschaftsleistung gab es im Burgenland (+4,1 Prozent) und Niederösterreich (+3,9 Prozent), die 2022 nicht so stark vom Rebound-Effekt speziell im Tourismus profitieren konnten.

Genereller Rückgang der Arbeitslosenquote

Sowohl 2021 als auch im Vorjahr gab es einen Rückgang der Arbeitslosenquote in allen Bundesländern. Die Wirtschaftslage widerspiegelnd gab es in allen Bundesländern einen starken Rückgang der Arbeitslosigkeit in den Branchen Beherbergung und Gastronomie, Handel und sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen. Erstmals seit 2017 verzeichnete im Vorjahr wieder Salzburg mit 3,7 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote. Die Region mit der höchsten Arbeitslosigkeit bleibt Wien mit einer Quote von 10,5 Prozent im Jahresschnitt 2022.

© UniCredit Research

„In einigen Bundesländern sank 2022 die Arbeitslosenquote auf ein Niveau, das zuletzt vor über 30 Jahren erreicht wurde“, konstatiert Robert Schwarz.

Warenhandel auf Rekordhoch

Der Gesamtwert der Importe von Waren ist nominell um 19,8 Prozent auf 213,72 Milliarden Euro über dem Vorjahreswert gestiegen. Gleichzeitig stiegen die Exporte von Waren um 17,2 Prozent auf 194,13 Milliarden Euro. Der Anstieg der Importe ist maßgeblich auf die Preissteigerungen bei Brennstoffen und Energie zurückzuführen. Auf der Exportseite wurden die Zuwächse hauptsächlich durch die gute Entwicklung bei Maschinen und Fahrzeugen gestützt.

„Das mit Abstand wichtigste Exportland ist weiterhin Oberösterreich mit einem Ausfuhrvolumen 2022 von über 51 Milliarden Euro bzw. 26,4 Prozent der gesamten österreichischen Warenexporte. Alle Bundesländer verzeichneten zweistellige Zuwachsraten bei den Ausfuhren“, analysiert Robert Schwarz

Die dynamischste Entwicklung zeigte das Burgenland mit einem Anstieg von über 30 Prozent, zurückzuführen in erster Linie auf die Exporte von mineralischen Brennstoffen.

© PantherMedia / mrhighsky
Die regionale Wirtschaftsentwicklung in Österreich

Die Industriekonjunktur kühlte 2022 mit einem realen Wertschöpfungsplus von 3,5 Prozent gegenüber 2021 mit plus 9,5 Prozent deutlich ab. Eine hohe Dynamik in Schlüsselunternehmen führte zu einem überdurchschnittlichen Industriewachstum in Kärnten und in der Steiermark, in Wien und Nieder-österreich hingegen gab es keinen Anstieg. Ein ähnliches Bild zeigte sich in der österreichischen Bauwirtschaft. Auch hier schwächte sich die Konjunktur 2022 ab mit einem realen Wachstum der Wertschöpfung von 1,4 Prozent gegenüber einem Plus von 2,6 Prozent im Jahr 2021.

Dienstleistungssektor im Aufschwung

Der gesamte Dienstleistungsbereich profitierte im Vorjahr trotz Teuerung von der hohen Nachfrage aufgrund der gelockerten Corona-Maßnahmen. Die reale Wertschöpfung aller Dienstleistungsbranchen stieg 2022 um über 6 Prozent. Damit lag die Dienstleistungswertschöpfung über dem Vorpandemieniveau aus dem Jahr 2019 nach dem starken Einbruch 2020.

Die mit Abstand wichtigste Wachstumsstütze war der Bereich Beherbergung und Gastronomie mit einem Wertschöpfungsplus von über 50 Prozent. Die Verkehrswirtschaft und die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen verzeichneten 2022 ebenfalls eine lebhafte Konjunktur. Von diesem positiven Konjunkturumfeld profitierten vor allem die Tourismushochburgen im Westen Tirol und Salzburg und die Bundeshauptstadt Wien mit ihrem hohen Dienstleistungsanteil.

Ausblick 2023

Nach dem Anstieg des BIP um 5 Prozent im Vorjahr gehen die UniCredit Bank Austria Ökonomen von einer deutlichen Abkühlung der Konjunktur in Österreich mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums auf 0,7 Prozent aus.

„Die Regionen Wien, Salzburg und Tirol werden auch heuer von einer robusten Dienstleistungskonjunktur profitieren und voraussichtlich ein überdurchschnittliches Wachstum aufweisen. Für die Bundesländer mit einem hohen Industrieanteil wie die Steiermark und Oberösterreich erwarten wir hingegen eine unterdurchschnittliche Entwicklung“, unterstreicht Robert Schwarz abschließend.

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