Die Luftfahrt zählt zu jenen Branchen, in denen die Erreichung globaler Klimaziele besonders herausfordernd ist. Der Sektor verursacht jährlich rund eine Gigatonne CO₂ – etwa 2,5 % der weltweiten Emissionen. Berücksichtigt man zusätzliche Effekte wie Kondensstreifen oder Stickoxide, steigt der Anteil auf rund 6 %.
Mit kumulierten Investitionen von 5,1 Billionen US-Dollar (~4,4 Billionen Euro) könnte die Luftfahrtbranche bis 2050 einen wesentlichen Beitrag zum Netto-Null-Ziel leisten.
„Die Transformation der Luftfahrt wird kostspielig, aber ein Festhalten am Status quo wäre langfristig noch teurer. Nur mit nachhaltigen Treibstoffen, technologischen Innovationen und effizienteren Betriebsmodellen wird der Weg zu einer klimaneutralen Luftfahrt gelingen“, erläutert Michael Kolb, Vorstand der Acredia Group.
Zusammenspiel der Kräfte
Der Luftverkehr verursachte 2023 rund eine Gigatonne CO₂ und damit etwa 2,5 % der globalen, vom Menschen erzeugten Emissionen.
Bezieht man zusätzliche Effekte wie Kondensstreifen oder Stickoxide ein, steigt der Anteil der Luftfahrt an der globalen Erwärmung auf rund 6 %. Das verdeutlicht, wie groß die Herausforderung für eine klimaneutrale Transformation tatsächlich ist. Für eine spürbare Reduktion des CO₂-Fußabdrucks braucht es ein abgestimmtes Zusammenspiel aus Technologie, Treibstoffen, effizienteren Betriebsmodellen und klaren politischen Rahmenbedingungen.

Eine zentrale Rolle spielen dabei nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF), die Emissionen 60 – 90 % senken zu können und mit bestehenden Flotten kompatibel sind. Ihr Anteil am globalen Treibstoffverbrauch liegt jedoch derzeit bei nur einem Bruchteil des Bedarfs.

Um SAF im großen Stil verfügbar zu machen, sind erhebliche Investitionen in erneuerbare Energien, vielfältige Rohstoffquellen und moderne Produktionsanlagen notwendig – flankiert von stabilen und langfristigen regulatorischen Vorgaben.
Emissionshandel als Übergangsinstrument
Marktbasierte Mechanismen wie Emissionszertifikate können die Dekarbonisierung kurzfristig unterstützen.
In den kommenden Jahren könnten diese allerdings deutlich steigen, was zu einer stärkeren Belastung der Fluggesellschaften führen dürfte von bis zu 9,5 Milliarden US-Dollar (Mrd. USD) pro Jahr, was rund einem Viertel (26 %) des jährlichen Nettogewinns der Branche entspricht. Für Fluggesellschaften, die Flüge innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) oder in den/aus dem EWR durchführen, haben die Verpflichtungen des europäischen Emissionshandelssystems (EU Emission Trading System, ETS) Vorrang vor dem internationalen System (Carbon Offsetting and Reduction Scheme, CORSIA).

Dies könnte für die Fluggesellschaften im Jahr 2030 jährliche Kosten in Höhe von 5,6 bis 10 Milliarden Euro bedeuten.
„Emissionshandel kann Brücken bauen, ersetzt aber keine strukturellen Veränderungen. Ein konsequenter Ausbau nachhaltiger Treibstoffe und neuer Technologien ist unverzichtbar“, betont Michael Kolb.
Investitionsstruktur
Die Studie zeigt, dass für die Dekarbonisierung der Luftfahrt bis 2050 Investitionen von insgesamt 5,1 Billionen US-Dollar notwendig sind.


Rund 40 Prozent entfallen auf den Ausbau erneuerbarer Energien, die für die Produktion synthetischer Treibstoffe und neuer Antriebssysteme benötigt werden. Weitere 38 Prozent werden für die weltweite Skalierung nachhaltiger Flugkraftstoffe gebraucht, während 16 Prozent in CO₂-Abscheidung sowie zusätzliche Elektrolysekapazitäten fließen. Die verbleibenden 6 Prozent betreffen die Entwicklung und Einführung von Flugzeugen der nächsten Generation, die langfristig zusätzliche Effizienz- und Emissionsreduktionen ermöglichen.
Nachfrage verstärkt den Handlungsdruck
Bis 2050 wird das weltweite Passagieraufkommen von derzeit rund 4,5 Milliarden auf voraussichtlich 12,4 Milliarden steigen.

In Europa fällt das Wachstum zwar moderater aus, beträgt aber dennoch über 50 %. Besonders auf Kurzstrecken liegen große Einsparpotenziale: Der geplante Ausbau des europäischen Hochgeschwindigkeits- und Schnellbahnnetzes auf nahezu 50.000 Kilometer bis 2050 – verbunden mit Investitionen von mehr als 890 Mrd. Euro – könnte zahlreiche innerstaatliche und europäische Flüge ersetzen und damit einen wesentlichen Beitrag zur Emissionsreduktion leisten.
Nähere Informationen zur vollständigen Studie finden Sie hier.
