Creditreform KMU-Umfrage Österreich, Herbst 2021

'- Klimabarometer als Stimmungsindikator der KMU zeigt steil nach oben - Steigende Umsatzerwartung - 23% der Unternehmen will Personal aufstocken
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Creditreform KMU-Umfrage Österreich, Herbst 2021 Gerhard Weinhofer
Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer von Creditreform und TL-Stimme der Gläubiger.

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Übergreifender Aufschwung

Die Creditreform Wirtschafts- und Konjunkturforschung hat im Oktober/November 2021 an die 1.500 österreichische Klein- und Mittelunternehmen nach der aktuellen Wirtschaftslage und den Ausblicken für die kommenden sechs Monate befragt.

Nachdem die österreichische Wirtschaft 2020 vom Corona-Virus ausgebremst wurde, konnten die mittelständischen Betriebe in den letzten sechs Monaten dank der gelockerten Corona-Schutzmaßnahmen durchstarten und bewerteten ihre Geschäftslage daher wesentlich besser als im Vorjahr.

Der Geschäftslageindex schraubte sich um beachtliche 21,0 Zähler nach oben und erzielte ein Ergebnis von plus 23,1 Punkten nach nur plus 2,1 Punkten im Herbst 2020. Einen verbesserten Konjunkturverlauf erlebten im Vergleichszeitraum alle vier Hauptwirtschaftsbereiche. Besonders groß war die Erleichterung bei der Dienstleistungsbranche, die stark unter den Corona-Einschränkungen zu leiden hatte: Betrug der Geschäftslageindex hier vor einem Jahr nur minus 7,7 Punkte, so waren es im Herbst 2021 bereits 19,5 Punkte.

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Abb. 1: Lage-, Erwartungs- und Klimabarometer

Die Abbildung 1 zeigt deutlich, dass sich nach dem Tiefpunkt im Herbst 2020 alle Barometer nach oben zeigten und sich dieser positive Trend im Herbst 2021 weiter fortgesetzt hat. Der Lageindex liegt traditionell über dem Erwartungsindex, d.h. die Unternehmen sind etwas weniger zuversichtlich als es die Ist-Situation erwarten ließe.

Konjunkturerwartungen deutlich positiver

Der Konjunkturoptimismus hat wieder die Oberhand. Beflügelt durch die positive konjunkturelle Entwicklung sind die Geschäftserwartungen der österreichischen Mittelständler wesentlich besser als vor einem Jahr. Dieses vor dem Hintergrund, dass mit fortschreitender Immunisierung der Bevölkerung ein Ende der Pandemie und damit auch sämtlicher Restriktionen in nicht allzu ferner Zukunft realistisch erscheint – zumindest bis Anfang/Mitte Oktober, als die Infektionszahlen in die Höhe schnellten. Der Erwartungsindex liegt mit plus 18,7 Punkten klar über dem Vorjahreswert von minus 6,0 Punkten. Den größten Sprung machte beim Erwartungsindex die Dienstleistungsbranche, die sich erfolgreich aus dem negativen Bereich herausarbeiten konnte (plus 17,5 Punkte; Vorjahr: minus 15,3 Punkte).

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Tab. 1: Erwartungsindex

Das Creditreform Klimabarometer setzt sich zusammen aus den Einschätzungen der Befragten zum eigenen Betrieb, zur eigenen Branche sowie zur konjunkturellen Lage allgemein. Dabei fließen in die Gesamtbewertung des Konjunkturklimas sowohl die Äußerungen zur aktuellen Lage als auch zur zukünftigen Entwicklung ein. Aus den positiven und negativen Antworten werden jeweils Salden gebildet, die wiederum die Berechnungsgrundlage für den Gesamtindex bilden. Das Klimabarometer zielt in erster Linie auf die Stimmung im österreichischen Mittelstand ab.

Umsätze haben deutlich angezogen

Die gute Auftragslage ließ die Kassen bei den österreichischen Mittelständlern ordentlich klingeln.
Über höhere Umsätze freuten sich 40,1 Prozent der Befragten und nur 14,1 Prozent klagten über Umsatzeinbußen. Im Herbst 2020 musste dagegen fast jeder zweite Betrieb Umsatzrückgänge verkraften (45,4 Prozent). Der Saldo aus gestiegenen und gesunkenen Umsätzen katapultierte sich von minus 18,9 auf heuer plus 26,2 Prozentpunkte und markiert damit den Höchstwert im Zehnjahresvergleich.

Diese positive Entwicklung zeigt sich auch in der Breite – in allen vier Hauptwirtschaftsbereichen ging die Umsatzkurve steil nach oben. Angesichts der schwierigen Situation im ersten Corona-Jahr konnten die mittelständischen Unternehmen in den letzten Monaten aufatmen, doch ist es fraglich, ob dieser Aufwärtstrend künftig Bestand hat. Corona ist nicht überwunden und es besteht weiterhin das Risiko, dass die Pandemie die Konjunktur nach unten drückt. Der aktuell 4. Lockdown hatte bisher weniger negative Auswirkungen als befürchtet.

In allen Hauptwirtschaftsbereichen verzeichneten rund 40,0 Prozent der Betriebe – und damit wesentlich mehr als im Jahr zuvor – Umsatzzuwächse. Auch der deutliche Rückgang der Umsatzeinbußen zeugt davon, dass die Abwärtsspirale in den vergangenen Monaten gestoppt wurde. Die höchste Quote hatte der Handel, wo bei jedem fünften Unternehmen die Umsätze sanken (20,4 Prozent) – beim Bau war es nur jedes zwölfte (8,2 Prozent).

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Abb. 2: Umsatzentwicklung des Mittelstandes

Steigende Umsatzerwartungen

Die gute Umsatzlage der vergangenen Monate lässt die Mittelständler mit mehr Zuversicht in die Zukunft schauen. Unter dem Schock der Corona-Krise rutschte der Saldo aus steigenden und sinkenden Umsätzen im Vorjahr tief ins Minus, konnte sich im Herbst 2021 aber auf ein respektables Ergebnis von plus 11,2 Prozentpunkten hocharbeiten. Derzeit stellen sich 26,9 Prozent der Befragten auf ein Umsatzplus und nur 15,7 Prozent auf ein Umsatzminus ein. Vor einem Jahr befürchteten noch 40,3 Prozent eine negative Umsatzentwicklung, während nur 13,4 Prozent eine positive Prognose wagten.

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Abb. 3: Zukünftige Umsatzentwicklung des Mittelstandes

Dass die österreichischen Mittelständler wesentlich zuversichtlicher gestimmt sind, zeigt sich daran, dass in allen vier Hauptwirtschaftsbereichen deutlich weniger Befragte eine schlechtere Umsatzlage befürchten als vor einem Jahr. Bei der Dienstleistungsbranche schmolz der Anteil der Pessimisten von51,5 Prozent im Herbst 2020 sogar auf 9,8 Prozent und liegt damit deutlich unter dem Branchendurchschnitt. Auch in Sachen Konjunkturoptimismus zeigen sich die Dienstleister heuer als Klassenprimus, indem sie ihr Vorjahresergebnis von 9,1 Prozent auf 32,3 Prozent erhöhten. Beim Handel und bei der Baubranche erwarten ebenfalls mehr Betriebe eine bessere Umsatzentwicklung in den nächsten Monaten. Beim Verarbeitenden Gewerbe fällt der Stimmungsaufschwung etwas verhaltener aus.

27% schufen neue Arbeitsplätze

Anders als im Herbst 2020 hat die Beschäftigung in den mittelständischen Unternehmen in Österreich in den letzten Monaten wieder zugenommen. Da viele Unternehmen unter dem Einfluss der Corona-Schutzmaßnahmen ihre Produktion einstellen oder herunterfahren mussten, konnten nicht alle ihre Mitarbeiter halten. Der konjunkturelle Aufschwung sorgte für einen höheren Personalbedarf, sodass 26,9 Prozent der Befragten neue Arbeitsplätze schufen und nur 10,6 Prozent von Personalrückgängen berichteten. Noch vor zwölf Monaten verkleinerte sich bei 23,4 Prozent die Belegschaft. Der Saldo aus mehr und weniger Personal erzielte somit plus 16,3 Prozentpunkte nach minus 5,4 Prozentpunkten im Vorjahr.

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Abb. 4: Personalentwicklung des Mittelstandes

Eine höhere Einstellungsquote gab es im Vergleich zum Vorjahr durch die Bank in allen Wirtschaftsbereichen. Einstellungsfreudiger als vor einem Jahr zeigten sich die Branchen Verarbeitendes Gewerbe und Dienstleistungen, die offenkundig den größten Personalbedarf hatten. Hier stellte rund jeder dritte Betrieb neue Mitarbeiter ein. Beim Baugewerbe war man bei der Personalbeschaffung verhaltener, hier sank der Anteil von 27,4 auf 24,7 Prozent im Jahresverlauf.

Anhaltender Personalbedarf

Die Einstellungsfreude des österreichischen Mittelstands bleibt hoch und zeigt das Vertrauen in eine positive konjunkturelle Entwicklung. Mit einem Ergebnis von plus 15,7 Prozentpunkten erreichte der Erwartungssaldo ein neues Hoch im Zehnjahresverlauf und liegt deutlich über dem Vorjahresergebnis von minus 14,3 Prozentpunkten.

Den größten Nachholbedarf hat die Dienstleistungsbranche, die nach der Corona-Zwangspause langsam wieder in Fahrt kommt. Planten im Vorjahr lediglich 7,3 Prozent der Betriebe eine Erhöhung ihres Personalstocks, so sind es aktuell 29,3 Prozent. Beim Verarbeitenden Gewerbe dürfte die Beschäftigung in den kommenden Wochen ordentlich steigen – hier möchte jeder vierte Betrieb zusätzliche Arbeitsplätze schaffen und liegt damit deutlich über dem Vorjahresniveau (13,7 Prozent).

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Abb. 5: Zukünftige Personalentwicklung des Mittelstandes
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Tab. 2: Personalentwicklung im nächsten Halbjahr

Nach dem Ende der Corona-Beschränkungen wollen die Betriebe für den Aufschwung personell gut gerüstet sein. Die meisten österreichischen Mittelständler möchten ihre Belegschaft daher nicht verkleinern. Dementsprechend sank der Anteil der Befragten, die Personalrückgänge erwarten, von 24,3 auf 7,2 Prozent. In deutlich geringerem Umfang als im Herbst 2020 soll sich in den Branchen Dienstleistung und Verarbeitendes Gewerbe die Beschäftigung verringern. Hier gaben die Werte am meisten nach. Von 30,3 auf 4,5 Prozent bei der Dienstleistungsbranche und von 25,3 auf 10,1 Prozent beim Verarbeitenden Gewerbe.

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