„Wir investieren – mehr denn je – in den Standort und in Österreich. Darauf sind wir stolz!“

Exklusiv-Interview mit Hermann Erlach, Chief Operating Officer/Digital Transformation Lead bei Microsoft Österreich.
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Im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten ist Wien eine durchaus leistbare Mieterstadt.

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Seit der Gründung 1991 hat sich Microsoft Österreich vom Kleinstbetrieb mit drei Mitarbeitern zu einem Mittelbetrieb mit heute rund 340 Mitarbeitern entwickelt. Seit 1991 ist Microsoft mit einer eigenen Niederlassung in Wien vertreten. Gemeinsam mit mehr als 5.500 heimischen Partnerunternehmen hat es sich Microsoft Österreich zum Ziel gesetzt, Menschen und Unternehmen zu ermöglichen, durch den Einsatz moderner Technologien ihr volles Potenzial zu entfalten.

Es werden laufend Bildungspartnerschaften für Kindergärten, Schulen und Universitäten entwickelt sowie IT-Ausbildungsprojekte für sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen umgesetzt. Darüber hinaus engagiert sich das Unternehmen für den sicheren Umgang mit Informationstechnik, den Schutz persönlicher Daten, sowie Kinder-und Jugendschutz im Web und fördert Innovationsprojekte am Standort Österreich.

Herr Erlach, wie sieht der aktuelle Geschäftsgang bei Microsoft aus?

Allgemein kann man in unserer Branche nicht klagen, insbesondere als Anbieter technologischer moderner und innovativer Lösungen. Für uns war es möglich, vollkommen auf das Homeoffice umzusteigen. Wir achten darauf, dass unsere Mitarbeiter auf der ganzen Welt immer über lokale Bestimmungen informiert sind und wir uns schnell daran anpassen können. Uns geht es also vergleichsweise gut.

Aber natürlich sehen wir auch ein ambivalentes Bild. Viele unserer Kunden haben Probleme, müssen Mitarbeiter freisetzen, Geschäftsmodelle und Abläufe überdenken bzw. müssen restrukturieren. Hier versuchen wir zu helfen und die Krise hat eines ganz sicher gezeigt – die Power und die Skalierbarkeit der Cloud bringen enorme Vorteile für einen modernen Arbeitsplatz mit sich. Ohne diese moderne Technologie, die auch Videokonferenzen und mobile Kommunikation ermöglicht, wären viele sicher noch viel schlechter durch die Krise gekommen. Wir schätzen uns glücklich, solche Technologien zur Verfügung zur haben und anderen damit bei der Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen helfen zu können. Man stelle sich nur diese Pandemie vor 20 Jahren vor …

Hat Covid-19 starke Auswirkungen auf Ihr Business? Wie gehen Sie mit Covid-19 intern um?

Was die Arbeit bei uns bei Microsoft betrifft, so ist flexibles, ortsungebundenes Arbeiten nichts Neues für uns. „Nur“ das Ausmaß – nahezu ausschließlich im Homeoffice ein ganzes Jahr lang – ist ungewohnt. Unsere oberste Priorität bleibt in diesen Zeiten immer die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter. Daher setzen wir bei Microsoft Österreich auf die Book Your Seat-App: eine einfache, aber wichtige Maßnahme, um schrittweise ins Büro zurückzukehren, sofern möglich. So können unsere Kollegen mit wenigen Klicks einen Platz im Büro buchen, sollten sie einen brauchen. Es wird nur eine begrenzte Anzahl an Arbeitsplätzen freigegeben, um sicherzustellen, dass sich nie mehr Personen als erlaubt im Bürogebäude aufhalten. Ein guter Beweis, wie Technologie dazu beiträgt neue Herausforderungen im Zuge der Krise zu meistern!

Eine andere große Herausforderung ist der Erhalt des Teamzusammenhalts und somit der Unternehmenskultur, was wir auch bei vielen Kunden mitbekommen. Auch unsere Work.Reworked 2020 Studie zeigt: Unternehmen, wo die Mitarbeiter sich zugehörig fühlen, arbeiten innovativer. Traditionelles „Abarbeiteten“ ist gar kein Problem, die Produktivität ist sogar gestiegen. Aber die Beibehaltung unserer Unternehmenskultur und die gemeinsame Arbeit an Innovationsthemen sind in einem 100% Remote-Modell klare Herausforderungen. In einer hybriden Arbeitswelt ändert sich auch das Managen von Teams. Auf den Zusammenhalt zu achten ist nicht einfach, wenn nicht alle im Team am gleichen Ort sind. Führungskräfte, die sich dieser Aufgabe im Moment noch nicht gewachsen fühlen, brauchen gezielte Weiterbildung in diesem Bereich.

Vor allem, weil Hybrides Arbeiten auf jeden Fall gekommen ist, um zu bleiben. Es ist bereits Teil des Arbeitsalltages für sehr viele Menschen. Eine Entwicklung, die sicher durch die Krise vorangetrieben wurde, aber bereits davor im Gange war. 2019 hatten nur 14 Prozent der Unternehmen eine flexible Arbeitspolitik, ein Jahr später, post-Covid – zur Zeit der Befragungen für unsere Work.Reworked 2020 Studie – waren es bereits 68 Prozent.

Welche Ziele hat Microsoft für 2021 bzw. bis 2025?

Wir verfolgen ambitionierte Wachstumsziele insbesondere mit unseren Cloud-Plattform-Lösungen. Aber wir wollen mit unserem großen Ökosystem auch einen Beitrag zu einem moderneren Österreich nach der Krise leisten. Wir haben zwei Jahre Digitalisierung in zwei Monaten gesehen. Das ist auch eine Chance. Vor einigen Monaten haben wir das große Investment in die Microsoft Cloud Österreich bekannt gegeben. Wir feiern dieses Jahr 30 Jahre Microsoft Österreich und wir investieren – mehr denn je – in den Standort und in Österreich. Darauf sind wir stolz.

Gemeinsam mit der Ankündigung des ersten Datacenters und damit der ersten Microsoft Cloud Region Österreichs gaben wir auch unser bisher größtes Qualifizierungsprogramm für Österreich bekannt. Bis 2024 wollen wir gemeinsam mit dem AMS 120.000 Menschen weiterbilden und somit schrittweise die Menschen für die Digitalisierung fitmachen.

In Sachen Nachhaltigkeit haben wir erst vergangenes Jahr unsere Strategie bis 2030 vorgestellt. Bisher arbeitetet Microsoft CO2-neutral, jetzt wollen wir CO2-negativ werden. Außerdem investieren wir in neue Technologien, die CO2 aus der Atmosphäre entfernen, genauso wie in solche, die Strom- und Wassernetze optimieren, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Unsere Fortschritte halten wir in jährlichen Berichten fest.

© Microsoft

Was sind die aktuell herausragendsten Microsoft-Projekte?

Es gibt spannende Themen auf vielen Plattformen. Aber ich persönlich finde – in und nach Covid – den Wandel der Arbeit enorm spannend. Unsere Entwicklung läuft auf Hochtouren und wir haben in den letzten Monaten viel Feedback von unseren Kunden eingeholt, um genau dort anzusetzen, wo am dringendsten Hilfe benötigt wird. Die Erfahrungen aus der Pandemie werden also stark eingearbeitet.

Wir werden eine ganz neue Benutzererfahrung erleben – und einen viel stärkeren Fokus auf das Wohlbefinden der Anwender legen, vor allem wenn es um den digitalen Geschäftsbetrieb unserer Kunden geht. Denn wie bereits erwähnt, geht es nicht mehr nur um reine Produktivität, sondern um Erhalt und Neuaufbau der Unternehmenskultur.

Eine Entwicklung, die wir beobachten, ist die Explosion von Daten und Informationen. Wir wollen Anwender helfen, sich auf die richtigen Dinge zu fokussieren, schneller Dokumente zu finden und auch „digitale Auszeiten“ bewusst konsumieren zu können. Wir sprechen hier von „Employee Well-being“, also das Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Deswegen entwickeln wir bestehende Produkte, die bereits viel von Kunden genutzt werden, ständig weiter, wie Microsoft Teams, Office oder Azure.

Was macht Microsoft anders als die Konkurrenz?

Microsoft war über Jahre beinahe Monopolist. Diese Zeiten sind vorbei. Wir nehmen unsere Mitbewerber ernst und lernen auch von ihnen. Aber ja, die letzten Jahre und der Umbau unseres Unternehmens wirken – und sind – eindrucksvoll. Wir sprechen nicht nur vom radikalen Um- und Ausbau der Lösungen in Richtung Cloud, sondern auch von einer aktiven Veränderung unserer Unternehmenskultur.

Der Kunde spielt heute eine viel zentralere Rolle. Er schätzt unsere Strategie und geht diesen Weg mit. Produkt- und Lösungsqualität, plus konsequente Integration mit anderen Lösungen von Microsoft sind fast einzigartig am Markt. Darauf sind wir sehr stolz, akzeptieren aber auch, dass nicht jedes Vorhaben zu 100 Prozent aufgeht. Fehler machen dürfen und daraus lernen, ist Teil einer erfolgreichen Unternehmensstrategie.

Wie führen Sie Ihren Bereich bei Microsoft? Wie würden Sie Ihr Leadership beschreiben?

Wir haben eine sehr Performance-orientierte Unternehmenskultur mit vielen Freiheiten. Bei uns arbeiten Experten neben motivierten, außergewöhnlichen Menschen. Seit Jahren setzen wir auf Diversität und Internationalität. Ich würde sagen, die Unternehmenskultur liegt irgendwo zwischen klassischer Industrie und Beratungsunternehmen.

Mein persönliches Leadership ist von viel Vertrauen geprägt. Es gilt, das richtige Team zusammenzustellen und allen Mitarbeitern nachhaltige Weiterentwicklung zu ermöglichen. Auch ich musste in der Pandemie viel Neues lernen und habe auch (wieder) gelernt, Dinge zu schätzen, die vielleicht schon zu selbstverständlich wurden: Essen gehen mit meinen Führungskräften, Veranstaltungen mit vielen Mitarbeitern etc. Das alles fehlt mir sehr.

Was empfehlen Sie einem Bewerber?

Wir haben unterschiedlichste Rollen bei uns im Unternehmen. Deswegen brauchen wir flexible Persönlichkeiten, die sich in einem dynamischen und schnell wechselnden Umfeld wohlfühlen. Im Vertrieb sind zunehmend Beratungsfähigkeiten von Bedeutung, um unsere Kunden richtig zu unterstützen. Am wichtigsten ist wohl ein Mindset des ständigen Lernens.

Wenn Mitarbeiter bei uns und in unserer Industrie nicht ständig lernen und sich entwickeln, dann halten Sie mit unserer Geschwindigkeit und mit den Erwartungen unserer Kunden nicht mit.

Was würden Sie tun, wenn Sie NICHT COO bei Microsoft wären?

Ich habe Interessen an vielen Dingen und liebe auch die Kombination von verschiedensten Themen.
Wahrscheinlich hätte ich ein Unternehmen gegründet oder wäre in einen eher kreativen Job gewechselt. Aber auch bei Microsoft – und bei meinen früheren Arbeitgebern – konnte ich meine Ideen immer gut ausleben. Ich mag Geschichten und finde es spannend, diese Geschichten mit anderen zu gestalten und zu erzählen

Was inspiriert Sie und was entspannt Sie?

In meiner Freizeit versuche ich, regelmäßig Sport zu treiben. Eine Fahrt mit dem Mountainbike befreit und öffnet den Geist. Zeit mit meiner Tochter ist für mich immer ganz besonders und holt mich konsequent aus meiner „Geschäftswelt“. Sie stellt mir die richtigen Fragen und oftmals fehlen mir die richtigen Antworten.

Letzte Frage: Was wünschen Sie sich?

In Bezug auf die Covid-19-Pandemie gehen derzeit alle gemeinsam durch harte Zeiten. Ich bin dankbar für die gute Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern. Auch wenn es vielleicht banal klingt: Es gilt jetzt auch, Chancen zu sehen, Dinge zu entwickeln und mit großen Schritten in Richtung Innovation und Digitalisierung zu gehen.

Wir sind alle gezwungen, Dinge zu überdenken und Abläufe neu zu definieren. So verheerend diese Situation auch ist, freue ich mich auf eine neue Realität nach der Pandemie.

Die Welt wird nie wieder wie vorher sein, auch wenn viele Dinge – hoffentlich – bald zurückkommen.
Ich hatte viele Krisen zu bewältigen und aus allen bin ich – nachträglich – gestärkt herausgekommen.

Das wünsche ich uns, das wünsche ich meinen Kunden, Partnern und Mitarbeitenden und das wünsche ich Österreich!

Hermann Erlach ist seit Juli 2018 Chief Operating Officer, Digital Transformation Lead sowie Sprecher für Innovationsthemen. Er ist seit 2015 Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich und leitete zuletzt den Geschäftsbereich Enterprise Services. In seiner Rolle als COO verknüpft Erlach alle Geschäfts- und Vertriebsbereiche so miteinander, dass eine optimale Wertschöpfung für Kunden und Partner sichergestellt wird. Vor seiner Tätigkeit bei Microsoft war Hermann Erlach in zahlreichen Managementpositionen internationaler Unternehmensberatungen wie etwa bei Capgemini Consulting oder Booz & Company beschäftigt. Nach vielen Jahren in Konzeption und Umsetzung erfolgreicher Projekte wechselte er 2008 zu SAP, wo er sowohl auf regionaler/internationaler als auch auf lokaler Ebene strategisch wichtige Führungsfunktionen einnahm.

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