Walter Röhrl und die Hommage an glorreiche Zeiten

Der Porsche Markenbotschafter und Rallye-Weltmeister über Vorzüge und Eigenschaften des neuen 911 Dakar.
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Walter Röhrl und die Hommage an glorreiche Zeiten
Walter Röhrl, Porsche-Markenbotschafter und zweifacher Rallye-Weltmeister.

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Porsche hat bei der Los Angeles Autoshow im November 2022 den neuen Porsche 911 Dakar präsentiert – einen Sportwagen, der sich abseits befestigter Wege genauso zu Hause fühlt wie auf der Landstraße. Das exklusive, auf 2.500 Einheiten limitierte Modell zeigt, dass es für das Konzept des Porsche 911 kaum Grenzen gibt.

Kann der 911 Dakar allerdings auch Personen mit Rallye-Erfahrung beeindrucken? Eine Frage die Walter Röhrl nur allzu gerne beantwortet. Seit 1993 ist der zweifache Rallye-Weltmeister bei Porsche unter Vertrag, zunächst als Test- und Entwicklungsfahrer, heute als Markenbotschafter.

Sie werden 2023 genau 30 Jahre bei Porsche sein. Ist ein hochgelegter Elfer mit Offroadfähigkeiten das Verrückteste, was sich die Entwickler jemals ausgedacht haben?

Ja, neben dem Cayenne (lacht). Damals habe ich gedacht, die spinnen! Aber man sieht ja heute, was das für eine intelligente Entscheidung war. So wird es beim 911 Dakar auch sein. Ich bin nur etwas verwundert, dass er jetzt erst kommt.

Wie das?

Weil ich den ersten Prototyp schon vor mindestens acht Jahren gefahren bin, in Weissach auf dem Geländekurs. Als Rallyefahrer war ich begeistert, denn das war natürlich ein Porsche-Sportwagen, den man auch auf losem Untergrund richtig bewegen konnte.

Hier muss es sich um die Studie des 911 Vision Safari von 2012 gehandelt haben.

Genau, mit Allradantrieb und Saugmotor, der Wagen war auf dem Stand des 911 Carrera 4S.

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Porsche 911 Vision Safari (2012).

Und Ihre erste Begegnung mit dem 911 Dakar?

Das war beim Wintertest Anfang 2022 in Schweden.

Haben Sie dort auch den neuen Fahrmodus „Rallye“ probiert und kann dieser vor einem zweifachen Weltmeister bestehen?

Im Prinzip schon. Denn erst einmal wird der Allradantrieb im „Rallye“-Modus hecklastiger. So bekomme ich kein Untersteuern und kann das Auto im Drift halten. Und zweitens: Wenn man Gas wegnimmt, entsteht an der Hinterachse eine verhältnismäßig starke Motorbremswirkung. Damit dreht das Auto schon leicht in die Kurve ein, was dem ungeübten Fahrer eine große Hilfe ist, wenn der auch mal quer fahren will. Mit diesem System ist das spielend einfach und macht richtig Spaß. Besonders auf losem Untergrund.

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Walter Röhrl testet den 911 Dakar.

Ein klassisches „Bonmot“ von Ihnen lautet: „Ich fahre lieber vorwärts als seitwärts.“ Trotzdem gehört das Driften um Kurven zum Standardrepertoire eines Rallyefahrers. Warum?

Wenn Sie auf losem Untergrund darauf zählen, dass die Reifen Seitenkraft aufbauen und Sie damit schnell ums Eck fahren können, unterliegen Sie einem Irrtum. Darum ist es bei der Rallye auf Schotter, Schnee oder Sand gut, dass ich das Auto am Kurveneingang schon ein bisschen quer habe. Dass die Schnauze dorthin schaut, wo ich hinwill. Dann kann ich nach dem Scheitelpunkt die volle Kraft nutzen und die Fliehkraft, durch die das Auto normalerweise seitwärts wegrutschen würde, in Vorwärtsbewegung umsetzen.

Das ist wie in der Physikstunde. Lernen die Ingenieure auch noch von Ihnen?

Vor zwei Jahren habe ich das regelmäßige Testen aufgegeben, bin also nicht mehr bei jedem Auto dabei. Die haben bei Porsche auch genug gute junge Leute, die das machen können. Neben dem Projekt 911 Dakar bin ich nur noch bei den GT-Fahrzeugen involviert, den neuen 911 GT3 RS bin ich vor drei, vier Monaten gefahren. Aber ganz ehrlich: Die Autos sind in einem so perfekten Zustand, da kann ich nur noch bestätigen, dass das gut ist, was sie gemacht haben. Und in der Baustufe, in der ich jetzt ins Auto komme, hat man sicher alle Fehler schon beseitigt.

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Walter Röhrl und Technikerteam bei der Datenanalyse des neuen 911 Dakar.

Der Porsche 911 ist in vielerlei Hinsicht ein Klassiker – ein wichtiger Faktor ist sein technisches Prinzip mit Heckmotor und Hinterradantrieb. Heute werden jedoch viele Elfer mit Allradantrieb verkauft. Passt das für Sie?

Ja. Weil durch den Einzug der Turbomotoren andere Leistungen möglich geworden sind. Und da gibt es dem normalen Autofahrer einen Sicherheitsvorteil, wenn er Allrad fährt. Beim rein heckgetriebenen Elfer musste man früher aufpassen, dass man keine „perfekte“ Lenkfähigkeit konstruiert, sonst wäre der wegen des Grips an der Vorderachse hinten sofort weggegangen. Denn wenn beim Fahren irgendetwas schiefgeht, will der Schwerpunkt der Fliehkraft hinterher, da gibt es keine Diskussionen. Darum hat man früher den Elfer eher untersteuernd abgestimmt. Das muss man beim Allrad nicht und kann an die physikalische Grenze gehen, da ist die Gefahr viel geringer, dass das Heck kommt. Ich finde das gut.

Man merkt: Sie wissen, wovon Sie sprechen.

Ich glaube auch, dass ich da einen Anteil habe. Als der 993 Turbo entwickelt wurde, sollte der erst nur mit Heckantrieb kommen. Ich sagte: Leute, ihr seid verrückt. Das Auto muss Allrad kriegen. Wenn man ein Auto für einen normalen Menschen baut, dann muss das gutmütig sein. Und bei der Leistung, die ein Porsche Turbo hat, muss Allradantrieb einfach sein.

Die Technik des Allradantriebs kam 1984 zum ersten Mal in den „Elfer“, und gleich siegte er bei der Rallye Paris-Dakar – woran uns ja der neue 911 Dakar erinnert. Wie kommt es eigentlich, dass Sie als einer der größten Rallyefahrer aller Zeiten bei dieser großen Rallye nie mitgemacht haben?

Weil ich das eher als Abenteuer sehe mit großem Unsicherheitsfaktor – das ist nichts für mich.

Da sind aber schon talentierte Sportler im Teilnehmerfeld, oder?

Ja. Aber sie fahren doch die Düne hoch, kommen auf den Kamm und wissen nicht, geht es dahinter 30 Zentimeter runter oder acht Meter. Ich hätte das nie in meinem Leben gemacht. In den 1990er-Jahren hatte ich mal ein Angebot, da hätte ich für eine Paris-Dakar so viel Geld bekommen wie für eine komplette WM-Saison. Ich habe gesagt, da könnt ihr das Zehnfache zahlen, da fahre ich nicht.

Zu Ihrer Zeit gab es eine andere Rallye, die der Paris-Dakar etwas ähnelte.

Die East African Safari in Kenia. Professor Bott, damals Porsche-Entwicklungsvorstand, wollte mich immer überzeugen, dass ich die Safarirallye mit dem Elfer mache. Ich war zwar schon damals ein großer Porsche-Fan, aber den Wunsch konnte ich ihm nicht erfüllen.

Aufgrund der Distanz von über 5.000 Kilometern?

Und weil sie wie Paris-Dakar solche Unwägbarkeiten hatte wie Schlammloch- oder Flussdurchfahrten. Das ist nichts für mich.

Sie sind mehr für Sonderprüfungen, die man zusammen mit dem Beifahrer studiert und dann nach Gebetbuch fährt.

Genau, natürlich so schnell es geht, aber nicht mit Vollgas durch große Löcher. Das kann ich nicht. Wenn ein Loch kommt, nehme ich Gas weg, hebe den Hintern im Sitz und sage: armes Auto.

Hand aufs Herz: Sehen wir demnächst die Rallye-Legende Walter Röhrl in einem privaten 911 Dakar? Das ist doch genau Ihre Kragenweite, oder?

Meine Frau hat schon ganz am Anfang gesagt: Kauf so ein Auto, die sind doch viel angenehmer zum Aus- und Einsteigen. Meine Frau ist 73, ich werde 76, da ist die größere Höhe schon ein wichtiger Faktor. Aber wenn es nach mir geht, werde ich auch mit 80 noch aus einem Porsche rauskraxeln. Hauptsache, ich kann damit fahren.

https://newsroom.porsche.com

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