Visionen für eine nachhaltige Zukunft: Kreislaufwirtschaft und Tomatensuppe

Kaum eine Woche vergeht ohne mediale Berichterstattung über aktivistische Aktionen im Sinne des Klimaschutzes.
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Visionen für eine nachhaltige Zukunft: Kreislaufwirtschaft und Tomatensuppe
Andreas Holler, Geschäftsführer der BUWOG Group GmbH

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Bauvorhaben müssen gestoppt werden, Straßen werden blockiert und Gemälde mit Tomatensuppe oder Kartoffelpüree überschüttet. „Ein Akt von Vandalismus!“, rufen die einen, „Ein notwendiger Schritt, um Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken!“, die anderen. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.

Etwas aber ist unumstritten: Die Klimakrise ist real. Und viel zu lange haben Entscheidungsträger:innen aus Wirtschaft, Politik etc. dabei zugesehen, wie das, was Klimaforscher jahrzehntelang prognostizierten, langsam aber sicher bittere Wahrheit wird. Auch wenn die Erfolgsaussichten von Jahr zu Jahr schwinden, ist es dennoch nicht zu spät, um auch heute noch aktiv zu werden und dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Dabei ist zum Beispiel der Verzicht auf Plastiksackerl im privaten Haushalt natürlich ein schöner Schritt und es ist wichtig, dass man als Einzelperson im persönlichen Rahmen tut, was möglich ist, um die Umwelt zu schützen, vielmehr aber nehme ich Unternehmen und Konzerne in die Pflicht, Verantwortung zu übernehmen. Der Markt wird dominiert von Fast Fashion, Einmalprodukten und Geräten mit geplanter Obsoleszenz – alles für den schnellen Profit. Mir ist bewusst, dass in einer kapitalistischen Welt Gewinnorientierung für viele Unternehmen das oberste Ziel ist, aber macht es nicht viel mehr Sinn, nachhaltig zu agieren, um so auch nachhaltig Einnahmen generieren zu können?

© PantherMedia/Airborne
Visionen für eine nachhaltige Zukunft: Kreislaufwirtschaft und Tomatensuppe

In der Immobilienbranche haben wir es in der Regel mit langlebigen „Produkten“ zu tun – der Lebenszyklus einer Immobilie, speziell eines Wohnhauses dauert im Idealfall zwischen 50 und 100 Jahren. Es ist meiner Ansicht nach unerlässlich, deshalb schon bei der Errichtung darüber nachzudenken, welchen Impact ein Gebäude in Zukunft haben kann. Sei es im Hinblick auf die Energieversorgung, die Umnutzungsmöglichkeiten aber selbstverständlich auch in punkto Baustoffe. Was passiert mit Abbruchmaterial, wenn ein Gebäude ausgedient hat? Kreislaufwirtschaft ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Stichwort, das bei Immobilien aber auch bei diversen Gebrauchsgütern zur Devise werden sollte. Dazu gibt es auch schon unglaublich innovative Ansätze, Forschungen und Start-Ups, die sich dem Thema annehmen. Ein Haus ist nicht einfach nur ein Haus, wenn man weiß, dass darin auch Teile oder Stoffe verbaut wurden, die aus dem Rückbau eines früheren Bestandsobjekts stammen. So konnten etwa auch rund 90 Prozent der Materialien des ehemaligen „Glaspalastes“ in der Wiener Rathausstraße einer Wiederverwertung zugeführt werden – manche davon in unserem neuen Kunden- und Verwaltungszentrum am selben Standort, andere z.B. in sozialen Einrichtungen. Ein Vorgehen, dass also sowohl heute, als auch in Zukunft für Mehrwert sorgt.

Klimaschutz geht uns alle etwas an – ein Leitsatz, der zwar für viele vielleicht schon etwas „ausgelutscht“ scheinen mag, aber keinesfalls an Bedeutung verloren hat. Ja, die jüngeren Generationen wird die Klimakrise härter treffen, als mich und meine gesamte Generation, allein schon, aufgrund ihres Alters und vor allem, weil die Folgen des Klimawandels schon heute deutlich mehr spürbar sind, als noch vor 10-20 Jahren. Man kann natürlich eine „Hinter mir die Sinnflut“-Einstellung vertreten und heute so leben und produzieren, als gäbe es kein Morgen mehr – das halte ich aber für einen sehr egoistischen Zugang. Wir sind alle Teil dieser Erde und es sollte uns allen ein Anliegen sein, sie so lange wie möglich in ihrer Vielfalt zu erhalten. Ich kann nachvollziehen, dass die Konsequenzen der Klimakrise, wie etwa das Artensterben jüngere Generationen wütend macht. Sie fühlen sich ihrer Zukunft beraubt. Und das motiviert sie dazu, unkonventionelle Wege zu gehen. Manche versuchen, mit Tomatensuppe auf einem Monet ein Statement zu setzen, andere demonstrieren bei Fridays for Future, wieder andere versuchen rein im Privaten ihre Familien zu Fleischverzicht und nachhaltigen Konsum zu bewegen. Sie alle haben gemeinsam, dass Visionäre in ihnen stecken, die die Welt retten wollen.

© PantherMedia/simbiothy
Visionen für eine nachhaltige Zukunft: Kreislaufwirtschaft und Tomatensuppe

Ein Ziel, das wir alle haben sollten. Denn welche Bedeutung hat ein Kunstwerk, wenn irgendwann niemand mehr da ist, der es sehen kann?

Anstatt die Jugend von heute zu belächeln oder zu verurteilen sollten wir sie viel mehr miteinbeziehen – das hätten sich sicher auch viele von uns damals gewünscht. Sie sind es, die mit den Entscheidungen, die wir heute treffen, später leben müssen. Warum also nicht schon jetzt ihre Bedürfnisse beim Produzieren diverser Produkte oder dem Bauen von Wohnungen berücksichtigen. Dass man da über kurz oder lang nicht drum herumkommt, zeichnet sich schon heute ab: Für immer mehr Menschen wird Nachhaltigkeit zu einem kaufentscheidenden Faktor und das quer durch alle Branchen. Der schnelle Profit scheint damit womöglich ein weiteres „Opfer“ des Klimawandels zu werden.

Autor: Andreas Holler

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