Österreichisches Recruiting als Vorbild im D-A-CH-Raum

Heimische Arbeitgeber machen vor, wie Bewerbungshandling und Talent Relationship richtig funktioniert.
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Von der Stellenanzeige über die Karriere-Website bis zur Bewerbungsmöglichkeit – an einer mobil optimierten Candidate Journey führt kein Weg mehr vorbei. Vor allem in Zeiten kontaktloser Kommunikation suchen potenzielle KandidatInnen ihren Employer of Choice im (Mobile) Web und wollen den kompletten Bewerbungsvorgang auch dort abschließen. Trotzdem bietet jeder fünfte deutschsprachige Arbeitgeber noch keine mobile Bewerbungsmöglichkeit. Österreichische Arbeitgeber vermeiden diese Sackgasse aber zunehmend – 82 % bieten bereits die Option, sich mobil zu bewerben.

Im Rahmen der „Best Recruiters“-Studie wurden nun (erneut) die Recruiting-Maßnahmen der 1.344 umsatz- und mitarbeiterstärksten Arbeitgeber im deutschsprachigen Raum getestet. Dabei dominieren die Österreicher das Ranking: Wie im Vorjahr haben es gleich sieben heimische Arbeitgeber unter die D-A-CH-Top 10 geschafft, das „Stockerl“ ist komplett in rot-weiß-roter Hand:

  1. Herold Business Data GmbH
  2. Eurest Restaurationsbetriebs-GmbH
  3. Erber Group

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Regelmäßige Interaktion mit vielversprechenden Talenten ist wichtig, um Potenziale zu heben und sie langfristig zu binden.

Ganzheitliches Recruiting

Ebenfalls bedeutsam in Krisenzeiten ist Talent Relationship Management. Regelmäßige Interaktion mit vielversprechenden Talenten ist wichtig, um Potenziale zu heben und sie langfristig zu binden. Ein Potential Pool stärkt die Reaktionsfähigkeit bei Arbeitsmarktveränderungen, Initiativbewerbungen helfen, diesen zu befüllen. Heimische Arbeitgeber bieten die Möglichkeit einer Blindbewerbung im Ländervergleich mit Abstand am häufigsten (76 Prozent; zum Vergleich: Deutschland 58 und Schweiz 32 Prozent).

Professionalität beweisen die österreichischen Arbeitgeber außerdem bei der Reaktion auf Bewerbungen sowie bei unerwarteten Mailanfragen potenzieller Kandidaten. Damit setzen sich heimische Arbeitgeber gegenüber dem D-A-CH-Mitbewerb und im War for Talents durch. Verspätete oder fehlende Rückmeldungen spielen direkt der Konkurrenz in die Hand, denn Jobsuchende entscheiden sich für Arbeitgeber, die schnell und wertschätzend reagieren.

*Bilder vor Corona

TOP-Know-how zum D-A-CH-New Work

Vor einigen Wochen hat XING rund 1.200 HR Experten und Personaler aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zu den neuesten Entwicklungen in der Recruiting-„Szene“ befragt. Das Learning aus der Krise: New Work bekommt eine höhere Akzeptanz und ist in vielen Unternehmen bereits Realität. Vor allem Remote Work dürfte sich durchgesetzt haben. Immerhin 79 Prozent der befragten Unternehmen in Österreich wollen Remote Work auch nach der Krise ermöglichen, 29 Prozent geben an, dass ihr Unternehmen dafür in entsprechende Technik investiert.

83 Prozent der befragten HR Experte und Personaler aus Österreich geben an, das in ihrem Unternehmen im Sommer sowohl im Homeoffice als auch im Büro gearbeitet wurde, 15 Prozent haben komplett auf Homeoffice umgestellt, lediglich in drei Prozent der Firmen war Homeoffice keine Option. Für 66 Prozent der Personaler war Homeoffice vor der Krise nur unter bestimmten Umständen möglich, 14 Prozent haben es in der Corona Krise erstmalig möglich gemacht. 20 Prozent hatten auch vor der Krise die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten.

49 Prozent wollen die Digitalisierung vorantreiben und 24 Prozent wollen verstärkt Mitarbeiter mit Kindern unterstützen.

Der Blick in die Zukunft

Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der befragten Unternehmen in Österreich planen in Zukunft flexiblere Arbeitsortgestaltung und -modelle (auch hier der höchste Wert in den drei deutschsprachigen Ländern), 49 Prozent wollen die Digitalisierung vorantreiben und 24 Prozent wollen verstärkt Mitarbeiter mit Kindern unterstützen. Autonomeres Arbeiten wollen hierzulande immerhin 21 Prozent der Befragten ermöglichen – auch hier liegt Österreich vor seinen Nachbarn.

Generell sehen sich Recruiter und HR-Experten in und nach der Krise stark gefordert. So geben einige der Befragten an, Teil des Krisenstabs in ihren Unternehmen bzw. stark in beratender Funktion tätig zu sein. In 63 Prozent der befragten Unternehmen in Österreich haben seit Beginn der Krise neue Mitarbeiter angefangen zu arbeiten. Onboarding wurde teilweise kreativ wie digital gestaltet: 57 Prozent setzen auf virtuelles Onboarding, 44 Prozent haben den Onboarding Termin verschoben, lediglich 22 Prozent haben konventionell „ongeboarded“.

Beinahe drei Viertel der befragten HR Experten – nämlich 73 Prozent – geben an, dass in ihren Unternehmen bis Jahresende neues Personal eingestellt wird. 58 Prozent sind überzeugt, dass der Fachkräftemangel auch weiterhin eine große Herausforderung für sie darstellen wird. 39 Prozent gehen davon aus, dass Recruiting in den kommenden Monaten (noch) herausfordernder wird. Um neue Mitarbeiter anzusprechen, setzen 33 Prozent der österreichischen Unternehmen auf die aktive Kandidatenansprache (Active Recruiting), 34 Prozent vertrauen auf Employer Branding und 23 Prozent schalten mehr Stellenanzeigen. Video Bewerbungen sind gefragter denn je: 70 Prozent der befragten Unternehmen setzen darauf, um neue Bewerber kennenzulernen.

©www.bestrecruiters.eu

Die Hintergründe

„Best Recruiters“ ist eine Initiative von Markus Gruber (career Institut & Verlag), den wissenschaftlichen Beirat: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Elšik, Wirtschaftsuniversität Wien, und Kuno Ledergerber, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Die feierliche Verleihung der Zertifizierungen fand wegen Covid-19 auf einer digitalen Bühne statt, weshalb die Schweizer und Liechtensteiner Top-Arbeitgeber erstmalig virtuell ausgezeichnet wurden. Im Best-Recruiters-YouTube-Channel steht die siebenteilige Videoserie jederzeit zur Verfügung.

Bei XING betont Experte Frank Thelen vor allem, wie essenziell Digitalisierung im HR-Bereich HR ist: „Unternehmen, die sich nicht weiter digitalisieren, werden untergehen und nicht überleben. Es braucht eine konsequente Digitalisierung des gesamten Prozesses. Von einer digitalen Kompetenz profitieren Bewerber im schnellen Recruiting-Prozess oder neue Mitarbeiter im effektiven Onboarding. Auch schließt eine gute digitale Experience persönliche Begegnungen nicht aus, diese halte ich weiterhin für sehr wichtig.“ Generell hätten sich Unternehmen wie Mitarbeiter sehr rasch auf die neue Situation eingestellt, eine Umstellung auf das Szenario vor der Krise sei nicht mehr vorstellbar. „HR-Experten sind nun gefordert, sowohl für das Recruiting als auch für das Onboarding auf neue Modelle zu setzen“, rät Kristina Knezevic, Country Managerin von XING Österreich.

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