Herr Mahlodji, Sie sind im Iran geboren und bereits 1984, mit ihren Eltern, nach Europa geflüchtet. Als nunmehriger Coach, Buchautor und erfolgreicher Unternehmer hatten Sie keine einfachen Startbedingungen. Sie bezeichneten sich selbst einmal als stotternden Schulabbrecher und Flüchtling, der nicht in die „klassische Arbeitswelt“ passt. Gibt es Aspekte, dieser schweren Anfangszeit, die Ihnen retrospektiv betrachtet geholfen haben, um in diesem fast toxischen Umfeld zu bestehen und auf welche Erfahrungswerte, aus dieser Zeit, können Sie gerne verzichten?
Nur eine Sache gleich vorweg, ich bin kein Coach – wenn dann bin ich eine Art Business Mentor. In meinem jährlichen Mentoring-Programm begleite ich ungefähr zehn Personen ein halbes Jahr lang. In erster Linie bin ich aber Unternehmer, Keynote Speaker sowie Autor. Aber ich glaube Coach darf man sich gar nicht nennen, wenn man nicht irgendeine spezielle zertifizierte Ausbildung hat.
Stimmt, es war kein cooles Umfeld und hätte ich mir es damals aussuchen können, hätte ich mich für das Gegenteil entschieden. Durch diese Erfahrung habe ich auch früh gelernt mit Menschen umzugehen. Ich habe sehr früh lernen müssen, was es bedeutet, außerhalb eines klassischen Systems agieren zu müssen. Wenn du Schulabbrecher bist und stotterst, braucht man andere „Tools“, um mit Unsicherheit fertig zu werden. Die Sicherheit, die mir in meiner Kindheit allerdings fehlte, konnte durch meine liebevollen Eltern kompensiert werden. Egal wie schlimm die Dinge waren – auf meine Eltern konnte ich mich verlassen.
Verzichten hätte ich auf meinen Namen können – ich hätte lieber Friedrich Stefan geheißen (lacht) – ebenso auf viele Lehrer in meine Schulzeit und auf ein paar Führungskräfte in meiner beruflichen Anfangszeit. Natürlich auch auf die Armut – ich habe bis ich dreizehn Jahre alt war nur Kleidung aus Spenden, wie dem Roten Kreuz oder der Caritas, erhalten.
Welche Ratschläge würde Ali Mahlodji seinem jüngeren Ich geben, als die Ressentiments erstmals auf Sie einprasselten und welche Tipps haben Sie für Flüchtlinge, die heute nach Europa bzw. Österreich kommen?

Der wichtigste Tipp ist – lerne die Sprache und versuche besser Deutsch zu sprechen als jeder Österreicher. Das hört sich jetzt komisch an aber meine Mutter hat einmal gesagt: „Ali du musst besser deutsch reden können als jeder Österreicher. Du musst darauf schauen, dass du bei einer Diskussion derjenige bist, der sich am besten ausdrücken kann.“ Dies war mein Ziel. Meine Eltern wussten, dass ich auf mein Aussehen reduziert werde und für viele immer „der Ausländer“ bleiben werde.
Die Transformation der Arbeitswelt – Stichwort „New Work“ – schreitet voran und wird zusehends zum entscheidenden Faktor bei der Auswahl des Arbeitgebers. Man könnte von einem „Clash of Generations“ sprechen, da ältere Generationen Konzepte wie „New Work“ häufig mit dem fehlenden Willen zu Arbeiten gleichsetzen. Gibt es evidenzbasierte Beispiele, die bestätigen, dass jüngere Generationen tatsächlich weniger arbeiten wollen, oder ist dies schlicht Nonsens?
Bei Zahlen, Daten und Fakten kommt es immer darauf an, welche Studien man betrachtet. Was allerdings bereits alle Studien gemein haben, ist, dass die Annahme der Arbeitsscheue schlicht nicht stimmt.
Die heranwachsenden Generationen lassen sich einfach nichts mehr vormachen. Sie beobachten wie „gestresst“ die Parentalgeneration im Berufsalltag war und wollen diesen Weg nicht mehr mitgehen. Von Seiten des Arbeitgebers fehlt auch öfters die Loyalität, weswegen die Menschen anfangen sich nicht mehr für den Beruf zu zerreißen.
Ich glaube, die kommenden Generationen wollen arbeiten, jedoch steht die Sinnfrage mehr und mehr im Zentrum. Wenn wir uns die großen Bewegungen der letzten Jahre anschauen – Fridays for Future, Free Iran, Black Lives Matter – das waren alles Bewegungen, die junge Menschen auf den Weg gebracht haben. Das war nicht die Generation 40+, die begonnen hat, für das Klima auf die Straße zu gehen.
Gleichsam müssen auch Unternehmen auf „Assets“, wie die Sinnhaftigkeit der Tätigkeit setzen. Personen einbinden, diese unterstützen und jenen auch etwas zutrauen. In genau diesen Betrieben ist dann auch der Fachkräftemangel kein Thema mehr.
Welche Rolle spielen Zukunftsängste bei der jüngeren Generation, was für Sorgen belasten junge Arbeitnehmer:innen am meisten und inwiefern beeinflussen diese Ängste die Arbeitswelt von heute?
Menschen legen ihr Privatleben am Arbeitsplatz nicht ab. Also jemand der im Privatleben Ängste hat wird diese nicht einfach ausblenden können.
Bei jüngeren Menschen ist die Problematik des Wohlstandsaufbaus ein zentrales Problem. Die Arbeitsleistung von vielen Angestellten bringt heute nicht mehr den Wohlstand der 1960er- und 1970er-Jahre. Ebenso fragen mich viele Jugendliche wie Leben in unserer heutigen Zeit überhaupt funktioniert. Geduld ist keine Maxime mehr – der Stress dominiert. Wirklich viele wollen bevor sie dreißig sind den perfekten Jobs sowie die perfekte Beziehung haben und finanziell unabhängig sein.

Doch all dies hängt auch vom Umfeld ab, in dem sich junge Menschen befinden. In Bezugssystemen wo offen über Ängste gesprochen wird – sei es in der Familie, am Arbeitsplatz oder in Bildungseinrichtungen – und mögliche Lösungsansätze diskutiert werden sind Zukunftsängste kein so großes Thema mehr.
Wie können Unternehmen optimal auf diese Ängste reagieren und ihre Mitarbeiter:innen dahingehend unterstützen, damit Kreativität und Innovation im Betrieb erhalten bleiben?
Das Wichtigste ist Persönlichkeitsentwicklung. Die besten Unternehmen, die ich aktuell sehe, egal ob Konzerne, KMU, Hidden Champion oder Familienunternehmen – setzen auf dieses Thema. Welche Branche man sich auch ansieht, dort, wo man die Menschen dahingehend unterstützt, dass sie ihre Kreativität und Innovation wiederentdecken und dann auch proaktiv einsetzen, bindet Mitarbeiter:innen. Dies passiert auch nur in jenen Unternehmen, wo Persönlichkeitsentwicklungsprogramme implementiert sind.
Bei diesen Programmen meine ich jetzt nicht einen Nachmittag, wo man ein bisschen nett über Persönlichkeitsentwicklung spricht, sondern Programme, die in die Tiefe gehen und bis zu einem Jahr dauern können. Es sollen schließlich „Glaubensmodelle“ aufgebrochen werden, um neue Zukunftsvisionen entwickeln zu können – dies geht nicht von heute auf morgen!
Wie kann man Skeptiker davon überzeugen, dass alternative Arbeitskonzepte Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen fördern?
Zuallererst sollte man einem Skeptiker Recht geben. Man muss lernen dem Gegenüber Recht zu geben, damit sich die Person vorrangig verstanden und abgeholt fühlt. Danach kann über Fallbeispiele ein Konnex zu den Problemen des Unternehmens hergestellt werden. In den meisten Fällen ertappen sich Betriebe dann dabei, dass sie vom Skeptiker plötzlich zum Befürworter werden.
Ich bin viel unterwegs, auch im Bereich Handwerk, bei Fachbetrieben aber auch bei renommierten Industriebetrieben, wo es immer heißt: „Ali, das sind Leute, die machen den Job seit 40 Jahren, da kommst du nicht durch.“ Doch mit der „richtigen“ Kommunikation, erkennt man auch wie das Gegenüber die Welt sieht und kann helfen ihr Denken zu erweitern.
Der Fachkräftemangel ist ebenso ein Thema, welches uns schon seit Jahrzenten begleitet. Haben wir tatsächlich einen überbordenden Fachkräftemangel oder wird heißer gekocht als gegessen?
Es wird in vielen Bereichen heißer gekocht als gegessen. Allerdings ist der Fachkräftemangel ein größeres Problem als früher. Also wenn man sich Zahlen, Daten und Fakten anschaut, ist mitunter auch der demografische Wandel ein Faktor, der sich auf den Arbeitskräftemangel auswirken wird.

Ebenso die jahrzehntelange „Dämonisierung“ der Lehre führte zu einer Reduktion der Fachkräfte. Kinder sollten Matura machen und studieren. Das heißt, wir haben den besten Ausbildungsort für Fachkräfte schlecht geredet und nun wundern wir uns, dass wir zu wenig Fachkräfte haben.
Allerdings muss man auch erwähnen, dass Unternehmen, die beginnen Maßnahmen zu setzen und sich wirklich mit der veränderten Bewerberlandschaft auseinandersetzen und Themen wie Wertschätzung, Würde, oder neue Lebensmodelle akzeptieren, und auch beginnen ihre Strukturen daran anzupassen, von Erfolg gekrönt sind.
Meiner Meinung nach ist der Fachkräftemangel dort sehr stark, wo der Veränderungswille am geringsten ist.
Was sind die Hauptgründe für den Fachkräftemangel in Österreich und welche Branchen sind, ihrer Meinung nach, am stärksten betroffen?
Die Hauptgründe sind, wie bereits erwähnt, meistens selbstgemacht. Wenn Ausbildungsmodelle, wie die Lehre, jahrelang schlecht geredet werden, darf man sich nicht wundern, wenn es heute weniger Fachkräfte gibt.
Die meistbetroffenen Branchen sind im Bereich Handwerk aber auch in der Industrie zu finden. Grundsätzlich waren es aber Betriebe, die nicht über den „Tellerrand“ blicken konnten oder wollten, die sich den demografischen Wandel, das Kommunikationsverhalten oder das Konsumverhalten von Menschen überhaupt nicht angesehen haben und die das Gefühl hatten, die Welt hat sich an ihnen vorbei entwickelt. Das waren oft die Branchen, die als erste vom Fachkräftemangel gesprochen haben.
Welche Maßnahmen können Unternehmen ergreifen, um Fachkräfte besser zu rekrutieren und wie wichtig ist die Rolle der Digitalisierung bei der Überwindung des Fachkräftemangels?
Die Digitalisierung sollte hierbei behilflich sein Daten und Fakten richtig zu verstehen. Ich frage Unternehmen des Öfteren, ob diese eigentlich wissen, warum Leute kündigen oder weswegen keine neuen Mitarbeiter:innen rekrutiert werden können. In den meisten Fällen bekomme ich keine Antwort.
Das heißt, die Digitalisierung könnte dabei behilflich sein, um anonyme Umfragen innerhalb des Unternehmens, sowohl bei Menschen, die den Betrieb verlassen, aber auch die, die vielleicht schon innerlich gekündigt haben, durchzuführen. Man könnte mit anonymen Umfragetools wichtige Fragen beantworten: Wie geht es dem Unternehmen wirklich? Wie ist die aktuelle Stimmung bei uns? Was hat sich verändert? Warum hat es sich verändert?

Eine sehr gute Maßnahme ist es auch, die bestehende Belegschaft zu Fans zu machen. Durch Wertschätzung, durch Persönlichkeitsentwicklung, indem ich sie aufbaue, indem ich ihnen Verantwortung mitgebe, indem ich für Vertrauenskultur sorge, indem ich sie mehr einbinde, für mehr Transparenz sorge und darauf vertraue, dass diese Menschen meine größten Fürsprecher sind. Das ist mit Sicherheit der größte Hebel.
Welche Auswirkungen hat KI auf die Arbeitswelt von heute aber auch morgen und wie kann die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Maschinen, im Sinne der Gesellschaft, zufriedenstellend optimiert werden?
In meiner beruflichen Anfangszeit arbeitete ich bei Siemens und danach bei Sun Microsystems und schon damals haben wir uns mit diesem Thema auseinandergesetzt. Im besten Fall hoffte man, dass KI zum Wohle der Menschen Anwendung finden wird. Heute wissen wir, dass KI alles verändern wird.
Wenn wir uns heute ansehen, wie Menschen anfangen mit KI zu experimentieren, viel schneller zu Ergebnissen kommen, viel schneller lernen, eine Art Assistenten zur Hand haben, dann merken wir, dass wir bisher in der Arbeitswelt niemals verstanden haben, was Produktivität und Effizienz wirklich bedeutet. Es ist eine Art von Paradigmenwechsel – denn mehr Arbeit heißt heute nicht automatisch mehr Output. Mehr und länger arbeiten steht nicht mehr in direkter Korrelation zu mehr Produktivität. Automatisierung, Mobiltelefone, Chat-Systeme, Internet und neue Technologien sollten zu einer Reduktion führen. Wozu haben wir den sonst diese wunderbaren Technologien entwickelt? Sicher nicht um mehr zu arbeiten als bisher.
KI ist hierbei ein Hebel, um diesen Transformationsprozess zu beschleunigen – mehr Output bei gleichbleibender oder verringerter Arbeitszeit. Jede Person, egal auf welcher hierarchischen Ebene, muss mit KI experimentieren und analysieren, wo diese mich unterstützt aber auch wo das Potenzial besteht, dass KI mich in manchen Arbeitsschritten ersetzen könnte.
Es liegt an uns Menschen wie mit KI künftig umgegangen wird. Dort wo man experimentiert, verlieren die Menschen die Angst und können gleichzeitig auch Begeisterung entwickeln. Problematisch wird es nur, wenn unser gesamtes Denken und Handeln, sich nach Entscheidungen der KI orientiert. Dies gilt es zu verhindern.
Die geopolitische Gesamtsituation aber auch das zusehende internationale Voranschreiten populistischer Tendenzen erzeugen ein volatiles und durchaus mit „Sprengkraft“ versehenes Umfeld. Was raten Sie Entscheidungsträger:innen, um in Zeiten von negativen Nachrichten und Krisen positiv gestimmt zu bleiben?
Ich glaube, das Wichtigste ist, wirklich realistisch zu sein, die Dinge anzusprechen und zu sagen, ja, es gibt die Probleme, es gibt die Sorgen, ja, es gibt diese Entwicklungen, aber zeitgleich sagen – was können wir tun?

Das Interessante an unserem Gehirn ist, dass es nicht ängstlich oder verärgert und gleichzeitig dankbar sein kann. Das heißt, es wäre wichtig, dass Führungskräfte den Fokus auf jene Dinge legen, die funktionieren. Die Welt ist nicht nur gut und schlecht und dies sollte man immer wieder kommunizieren. Natürlich muss man in vielen Bereichen auch für Klarheit sorgen. Also wenn man nicht weiß, wie eine Entwicklung in zehn Jahren aussieht, ist es auch klar, den Menschen zu sagen: „Hey, in diesem Bereich unseres Geschäfts und all den Veränderungen aktuell wissen wir nicht, wie es sich entwickelt.“
Mehr denn je gilt: Wer Klarheit hat, hat immer die Mehrheit.
Was sind, ihrer Meinung nach, die wichtigsten Fähigkeiten, die Top-Manager in der heutigen Zeit entwickeln sollten?
Ein Topmanager muss wahrlich sehr viele Anforderungen erfüllen. Zuallererst musst du in dem was du tust ein Vorbild sein.
Während meiner Lehrtätigkeit an der University of Cambridge gab es einen Lehrgang für Führungskräfte, der hieß „Sustainable Leadership“. Zugeschnitten für Personen, die schon länger als zehn Jahre eine Führungsrolle innehatten. Ich selbst hielt im Zuge des Lehrgangs Vorträge und konnte zwei wichtige Fähigkeiten ausmachen:
Das Wichtigste für eine Führungskraft wird es werden, den Menschen den Sinn erklären zu können. Das heißt, die Motivation, um Menschen mitzunehmen und sie aufzubauen, ist den Menschen das Warum zu erklären. Warum tun wir das, was wir tun? Was ist der Hauptgrund, warum wir es machen?
Gleichsam ist es wichtig das Thema Komplexität zu managen. Teilweise ergebnisoffene Räume halten zu können, die Unsicherheit im Zaum zu halten, Zusammenhänge zu verstehen und zu erkennen wo die „großen Hebel“ sind.
Welche Rolle spielt die kontinuierliche Weiterbildung für Führungskräfte?
Eine sehr große – du kannst als Führungskraft heute nicht mehr stehen bleiben. Alles untersteht einem stetigen Veränderungsprozess und wenn sich die Führungskraft nicht weiterentwickelt wird sie den Unternehmenszielen und den Mitarbeiter:innen nur im Weg stehen.
Welche Strategien können Leader anwenden, um die Mitarbeiterbindung zu erhöhen?
Das Wichtigste ist das Thema der Beziehungsfähigkeit. Wir wissen aus Untersuchungen, dass das Wichtigste für Menschen ist, dass sie das Gefühl haben, in Beziehungen zu sein.

Beziehungsfähigkeit bedeutet, den Menschen immer wieder von der Arbeit oder von der Arbeitsrolle zu trennen. Leader, die beginnen, die Menschen hinter der „Rolle“ zu sehen und sie auch so behandeln, ihnen immer wieder das Gefühl geben, ich sehe dich, sind jene, die natürlich für mehr Bindung sorgen.
Natürlich auch die Wertschätzung – Aspekte wie faires Gehalt aber auch Weiterbildungsmöglichkeiten. Dies sind die „Klassiker“, die wir alle kennen. Heute ist Mitarbeiterbindung aber viel mehr: Unternehmen müssen verstehen, dass es heute nicht mehr allein darum geht einen Job zu vergeben, sondern dass du eine Art von Lebensabschnittsbegleiter für die Mitarbeitenden bist.
Themenwechsel: Das österreichische Bildungssystem ist wahrscheinlich mit eines der größten zu bewältigenden „Baustellen“ unserer Zeit. Sie sagten einmal, dass Sie nur ein guter Schüler waren, wenn der Lernstoff sinnvoll war. Was sind, ihrer Meinung nach, die höchsten Hürden, die unser Bildungssystem zu überwinden hat?
Also die größte Hürde ist, dass wir die Lehrer:innen komplett allein lassen. Auch die Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrer:innen sind in vielen Bereichen nicht gut genug. Die Gesellschaft mischt sich ebenso viel zu viel in den Bildungsbereich ein und unterstellt der Lehrerschaft gar geringe Leistungsbereitschaft.
Allerdings zähle ich diesen Job zu einem der härtesten auf der Welt. Wenn du das halbwegs ernst nimmst, musst du dich ständig weiterentwickeln. Lehrer:innen sollten viel weniger Administrationsaufgaben bewältigen müssen und sich auf die emotionale Arbeit mit den Schüler:innen konzentrieren. De facto wird der Administrationsaufwand aber immer höher und der Qualitätsunterschied zwischen Schulen, wie Lehrer:innen behandelt werden, wie die Klassenzimmer aussehen, etc., unterscheidet sich drastisch.
Grundsätzlich würde ich meinen, dass Qualitätsunterschiede der Schulen aber auch die Überforderung der Lehrenden ganz oben auf der Agenda stehen sollten.
Glauben Sie, dass schulische und universitäre Ausbildungen, in ihrer jetzigen Ausprägung, vernachlässigbar oder gar aus der Zeit gefallen sind?
Ich glaube, dass die bestehenden Ausbildungen erweitert werden müssen. Zum Beispiel Kompetenzen der Kommunikation, der Selbstführung und vieles mehr. Aber sehr, sehr vieles, was heute unterrichtet wird, ist, meiner Meinung nach, komplett zu überholen.
Wir brauchen mehr Projektunterricht, wir brauchen Lernräume und keine Klassenvorträge. Dasselbe gilt für die Universitäten. Es reicht nicht Menschen nur Wissen mitzugeben – wir müssen „Tools“ zur Verfügung stellen, damit das Gelernte auch umgesetzt werden kann.
Herr Mahlodji, wir möchten Sie gerne auch als Privatperson etwas näher kennenlernen, abschließend daher noch ein paar persönlichen Fragen:
Mit welcher Person, aus der Gegenwart oder Vergangenheit, würden Sie gerne einen Tag verbringen?
Am liebsten verbringe ich die spärliche Freizeit mit meiner Frau und meinen Kindern. Ansonsten wahrscheinlich Barack Obama, Angela Merkel oder Michael Jordan. Tatsächlich wäre ein Gespräch mit Angela Merkel der Wahnsinn – ich finde sie grandios.
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Versuche im Leben alles zu erreichen, was du möchtest und alles, was du dir vorstellen kannst, ist auch deine Realität.

Allerdings, wenn du versuchst, alles zu erreichen, was du möchtest, niemals auf Kosten der Natur oder anderer Menschen. Das andere ist, wenn du es dir vorstellen kannst, dann ist es auch möglich. Das heißt, das, was du in dir spürst, was du in dieser Welt siehst, die Lösung, das ist deine Lebensrealität.
Ansonsten würde ich sagen – sei einfach nett. Die meisten Menschen wissen das zu schätzen.
Was inspiriert, was entspannt Sie und worauf sind Sie besonders stolz?
Was mich inspiriert, ist die Endlichkeit des Lebens. Zu wissen, dass meine Zeit begrenzt ist, motiviert mich, jeden Tag zu nutzen. Inspiration findet sich überall – in Begegnungen, in Gesprächen, in Momenten des Stillstands.
Was mich entspannt, ist Meditation, Zeit mit meiner Familie und einfach mal nichts tun. Ich kann sehr gut eine Stunde auf der Couch sitzen und in die Luft schauen.
Worauf ich stolz bin? Auf mich selbst. Dass ich trotz aller Herausforderungen meinen eigenen Weg gegangen bin, dass ich meine Familie habe, meinen Traumjob lebe und mit Menschen arbeite, die mich inspirieren.
Wie beschreiben Sie Ihr Leadership?
Leadership bedeutet für mich, wenn ich das jetzt auf eine Organisation ummünze, dass alle Personen, die in dieser Organisation arbeiten und mit dieser Organisation arbeiten, in die komplette Selbstverantwortung gehen. In die komplette Selbstverantwortung zum Wohle des Gesamten.
Was ist das Verrückteste, das Sie je in Ihrem Leben getan haben?
Meine Selbstständigkeit. Ich hatte keine Vorbilder, kein Konzept, keine Ahnung – aber ich habe es einfach gemacht. Und heute bin ich unfassbar dankbar, dass ich diesen mutigen Schritt gegangen bin.
Sie können EIN globales Problem lösen – welches wäre das?
Ich würde dafür sorgen, dass Menschen sich selbst mögen. Denn wenn Menschen sich selbst akzeptieren und lieben, hören viele der globalen Probleme automatisch auf – Hass, Neid oder Egoismus würden weniger Raum bekommen.
Herr Mahlodji, wir wünschen Ihnen viel Erfolg, Glück sowie Gesundheit für die Zukunft und herzlichen Dank für das Interview.
Ich danke Ihnen für die interessanten Fragen und das Interview!