Guter Rat ist 2022 noch gefragter

Unternehmensberatung in Zeiten von Digitalisierung, ESG-Kriterien oder Pandemie: Ohne Expertise von außen sind viele dieser Challenges oft nicht mehr zu bewältigen. Die Umsätze werden über die ganze Branche hinweg in Österreich wohl weiter stark steigen, wie schon seit vielen Jahren.
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Guter Rat ist 2022 noch gefragter Unternehmensberatung theLivingCore KPMG Arthur D. Little EY

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Über 7.000 Unternehmensberatungen gibt es allein in Wien, quasi eine Auswahl von A bis Z, da muss für jeden etwas dabei sein. Naheliegenderweise stellt die Fachgruppe für Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie in der Wiener Wirtschaftskammer (UBIT Wien) genau dieses Asset ins Zentrum einer aktuellen Kampagne, die mehr Unternehmen für externe Beratung empfänglich machen soll. „Holen Sie sich zusätzliche Expertise ins Unternehmen”, lautet der Claim, der auf das „UBIT Firmen A-Z“ hinweist und die Branche, so Berufsgruppensprecherin Claudia Strohmaier, als Begleiter für alle Konjunkturzyklen und Sparten mitsamt der Diversität der gebotenen Dienstleistungen präsentieren will.

Tatsächlich haftet dem Berufsstand – wohl zu Unrecht – noch immer das Image eines bloßen Kostensenkers an. „Uns geht es darum, die Wachstums- und Innovationschancen unserer Kunden auszuschöpfen und die Unternehmen auf neue Geschäftsfelder und Potenziale aufmerksam zu machen“, so Karim Taga, Managing Partner bei Arthur D. Little Austria (ADL). „Letzteres haben wir in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich mit Kunden umgesetzt. Digitalisierung und Industrie 4.0 sind einige der Felder, in denen die Expertise von ADL hierzulande in Branchen wie Energieversorgung, Telekommunikation oder Infrastruktur sehr gefragt ist. ADL nimmt für sich in Anspruch, die einzige globale Beratung mit eigenständigem Management in Österreich zu sein.“

© Arthur D. Little Austria
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Karim Taga, Managing Partner Arthur D. Little Austria (ADL)

Der USP von Pantarhei Corporate Advisors hingegen ist wohl in seiner Genese zu finden und das Unternehmen hat zu 100 Prozent österreichische Wurzeln. Ursprünglich strategische Kommunikationsagentur und personell aus der jahrelang führenden PR-Agentur Publico hervorgegangen, nun vielmehr eine solche, die mit analytischen, prozessorientierten Methoden zu einer Unternehmensberatung gewachsen ist, auch über den heimischen Markt hinaus, etwa mit einem siebenköpfigen Team in Brüssel. Gründer Markus Schindler: „Wir sind jetzt viel mehr Unternehmensberater und Strategen, denn viele Unternehmen sind zum Beispiel durch die Digitalisierung nicht mehr wirklich kommunikationsfähig.“ Der Bedarf nach besserer Kommunikation – intern wie auch extern – habe Pantarhei in die Unternehmensorganisationsentwicklung geführt, auch weil „in großen Unternehmen viele Abteilungen nicht gut miteinander oder sogar gegeneinander arbeiten“, so Schindler.

© Pantarhei Corporate Advisors
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Markus Schindler, Gründer von Pantarhei Corporate Advisors

Seit September ist Pantarhei Advisors zudem Associate Member von AMO, dem globalen Nr.1-Netzwerk für Finanzmarktkommunikation. Die rapide fortschreitende Digitalisierung und die Bestrebungen zur Eindämmung des Klimawandels veränderten die Geschäftsmodelle vieler Unternehmen, aber auch das rechtliche und regulatorische Umfeld erheblich. „PR ist nicht mehr gewissermaßen eine Hilfswissenschaft der Unternehmensberatung“, führt Schindler aus, „Kommunikation ist ein zentrales Managementinstrument, um den Herausforderungen dieser Veränderungen zu begegnen und Chancen optimal zu nutzen.“

Im Folgenden haben heimische Unternehmensberater exklusiv für TOP LEADER eine Einschätzung über diese Veränderungen sowie über die neuen und die kommenden Herausforderungen gewagt. Fazit der Antworten: Das Business wurde in jüngster Zeit deutlich komplexer und anspruchsvoller; Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder die aktuellen wirtschaftlichen Verwerfungen der Covid-Pandemie werden dafür sorgen, dass die Expertise der Unternehmensberatung weiterhin äußerst gefragt bleibt. Bei Konzernen ebenso wie bei KMU.

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Jürgen Mellitzer, KPMG Partner
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Rudolf Krickl, PwC Österreich Partner

Herausforderungen und Dienstleistungen

Was sind also die speziellen Herausforderungen in Österreich, aus welchen Branchen kommen die Kunden der großen wie auch kleineren Unternehmensberater? Als, laut KPMG-Partner Jürgen Mellitzer, größtes Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen in Österreich hat sich die KPMG im Laufe der letzten 75 Jahre auf Prüfung, aber auch Unternehmens- bis hin zur Steuer- und Rechtsberatung spezialisiert. Zu den Kunden zählen Großkonzerne, börsennotierte Unternehmen sowie Familienunternehmen – national wie auch international. Spezialisiert ist man insbesondere im Banken- und Versicherungsbereich, diese Spezialisierung nimmt die KPMG als USP in Anspruch.

Ähnlich breit ist auch das Dienstleistungsspektrum von PwC Österreich. Rudolf Krickl, Partner und Markets Leader: „Unsere Kunden kommen aus den verschiedensten Branchen. Von globalen Playern bis hin zu Klein- und mittelständischen Unternehmen sowie Familienbetrieben.“  

Arthur D. Little ist in Österreich für große Kunden in Segmenten wie produzierende Industrie, Infrastruktur, öffentliche Hand, Telekommunikation, Medienindustrie, Energieversorgung und Finanzdienstleistung tätig.

Das Portfolio von Ernst & Young (EY) umfasst neben den klassischen Feldern unterschiedlichen Schwerpunkten von Cybersecurity über Risk und Supply Chain bis hin zu HR-Consulting, so Florian Haas, Head of Brand, Marketing & Communications Austria. Eigene Expertenteams sind auf die Sektoren Finanzdienstleistungen, Industrie & Mobilität, Energiewirtschaft, Konsumgüter- und Handel, Immobilien- und Bauwirtschaft, öffentlicher Sektor und Verwaltung sowie Life Sciences fokussiert.

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Thomas Fundneider, Gründer und Geschäftsführer von theLivingCore

Naturgemäß andere Dienstleistungen bietet Thomas Fundneider, Gründer und Geschäftsführer von theLivingCore, einem deutlich kleineren Player am Markt (siehe: https://top-leader.at/wir-holen-die-zukunft-ins-heute/). Seine Geschäftsfelder sind vor allem Strategie, Transformation und Innovation, was neue Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen betrifft, sowie die Implemetierung einer Innovationskultur. Dafür hat er eine Reihe von Methoden und Tools entwickelt, die zum Beispiel auch auf Räume im physischen Sinn (also kreative Arbeitsumfelder inclusive Office-Design) Bezug nehmen. Fundneider: “Wir sind Wissens- und Innovationsarchitekten und grundsätzlich industrieagnostisch, das heißt, unser Vorgehen ist nicht auf eine bestimmte Industrie ausgerichtet.”  Die Kunden kommen demzufolge aus einem breiten Spektrum von Branchen, bis hin zu Medien oder Universitäten.

Ungebremstes Umsatzwachstum?

Laut Fachverband UBIT wuchs der Gesamtumsatz der Unternehmensberatungs-Branche (inklusive Buchhaltung und IT) in Österreich in den vergangenen Jahren jeweils um 6 bis zu rund 12 Prozent. Zumindest bis 2019, dem letzten nicht pandemiegeprägten vollständigen Kalenderjahr.

Thomas Fundneider ist für sein Unternehmen optimistisch, dass dieses starke Wachstum anhält: „Speziell in unserem Bereich gehen wir sogar von größeren Wachstumsraten aus”, die ungebrochene Nachfrage nach Transformation, Innovation und Ausbildung ermögliche das.

Auch Jürgen Mellitzer (KPMG) erwartet ein neuerliches Wachstum in dieser Größenordnung: „Dies lässt sich zum Teil auch durch die aktuelle COVID-19-Situation begründen, die den Beratungsumfang durch die diversen Fördermaßnahmen der Regierung erhöht, die Digitalisierungsmaßnahmen der Unternehmen beschleunigt oder zu hybriden Arbeitsmodellen geführt hat.“

Bei PwC wuchs bisher im Geschäftsjahr 2021/22 neben der klassischen Abschlussprüfung und Steuerberatung auch die Nachfrage nach Dienstleistungen der Unternehmensberatung, so Rudolf Krickl: „Trotz der Herausforderungen, die wir durch Pandemie und Reisebeschränkungen erfahren haben, war und ist PwC auf virtuellen Wegen voll lieferfähig, sodass wir auch im kommenden Jahr mit einer positiven Entwicklung rechnen.“

© Ernst & Young
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Florian Haas, Head of Brand, Marketing & Communications Austria, Ernst & Young (EY)

Florian Haas gibt seitens EY Ernst & Young zu bedenken: “Wenn Corona nicht die gesamtwirtschaftliche Entwicklung im kommenden Jahr weiter bremst oder sich der Fachkräftemangel weiter verstärkt, ist dieses Wachstum realistisch. Insgesamt haben wir bei EY ambitionierte Wachstumsziele und wollen unseren Erfolgspfad der letzten Jahre beibehalten.”

Voll und ganz auf die Krisenresistenz der eigenen Expertise vertraut man bei Arthur D. Little:  Karim Taga, Managing Partner: „Diese macht uns unabhängig von Marktentwicklungen.“

Expertise der Zukunft

Stichwort Expertise: In welchen Feldern muss man als Unternehmensberater gut aufgestellt sein, um auch jenseits der Corona-Verwerfungen in Zukunft zu reüssieren? Jürgen Mellitzer (KPMG) rechnet vor allem mit einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema ESG, in den kommenden Monaten wie auch Jahren: „Dazu gilt es, Prozesse umzustellen, den regulatorischen Anforderungen zu entsprechen und die Prüfung dieser Maßnahmen umzusetzen.”

ESG, mitsamt den Aspekten Sustainabale Finance, Diversity Management und Energiewende stehen auch für Karim Taga und Arthur D. Little hoch im Kurs, dazu vor allem die digitale Transformation und der Bereich der künstlichen Intelligenz sowie der Ausbau von 5G.

Florian Haas, EY: „Die zwei Megatrends sind Nachhaltigkeit und Digitalisierung, letztere bzw. der Einsatz neuer Technologien bietet für Unternehmen zahlreiche Chancen, wenn sie strategisch richtig eingesetzt werden. Die digitale Transformation birgt aber auch Risiken – vor allem im Zusammenhang mit Cybersicherheit.“ Aktuell seien Betriebe natürlich auch immer durch Wirtschaftsentwicklungen geprägt, insbesondere durch die Coronakrise.

Auch bei PwC erlebt man, beschleunigt durch die COVID-19-Krise, eine besonders starke Nachfrage nach technologie- und cloudgestützter Transformationsberatung. Rudolf Krickl: „Wir unterstützen die Kunden dabei, ihre Organisationen widerstandsfähiger zu machen. Die Themen Risk und Cybersecurity haben durch die Pandemie sowie die dadurch beschleunigte digitale Transformation stark an Bedeutung gewonnen.“ Die starke Kundennachfrage nach Services wie Deals und Umstrukturierungen spiegle außerdem wider, dass sich die internationale Wirtschaft von den COVID-Einschränkungen erholt. 

Laut Thomas Fundneider von theLivingCore geht es angesichts dieser Herausforderungen künftig vor allem um die Erneuerungsfähigkeit von Organisationen. „Das beinhaltet eine Vielzahl von Aspekten wie die Ausarbeitung einer zukunftsfähigen Strategie und Positionierung, der Aufbau von Skills und speziellen Fähigkeiten, Transformation der gesamten Organisation in ein digitales Umfeld, Leadership-Programme und vieles mehr.” Kurzum: eine innovationsfördernde Kultur, Leadership und Unterstützung bei der digitalen Transformation.

Oder, wie es Florian Haas ausdrückt: „In unserem heutigen Zeitalter geprägt durch Megatrends wie Digitalisierung oder Nachhaltigkeit und im globalen Wettbewerb braucht es jemanden, der den Überblick behält.”

Karim Taga, Arthur D. Little: „Der Fokus liegt auf Lösungsansätzen, die neben einer nachhaltigen Wirkung auch schnell implementierbar sind. Wir helfen Unternehmen zu antizipieren, zu innovieren und zu agieren. Dazu setzt Arthur D. Little auf ein hochqualifiziertes Team von Experten sowie den globalen Export von World Class Know-how.“

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