Die Creditreform Rating AG hat das unbeauftragte langfristige Sovereign Rating der Republik Österreich mit „AA+“ bestätigt. Zudem hat die Creditreform Rating AG die Ratings für vorrangige, unbesicherte Schuldtitel in aus- und inländischer Währung mit „AA+“ bestätigt.
Die Ratingfaktoren für die Republik Österreich stellen sich wie folgt dar:
1. Österreichs reales BIP-Wachstum dürfte sich nach einer starken wirtschaftlichen Erholung in den Jahren 2021 und 2022 deutlich abschwächen. Eine hohe Kerninflation, steigende Finanzierungskosten und wirtschaftliche Unsicherheit werden voraussichtlich die Inlandsnachfrage dämpfen, wobei die wirtschaftlichen Auswirkungen der russischen Invasion in die Ukraine durch staatliche Unterstützung gemindert werden, während Tourismuseinnahmen das Exportwachstum stützen sollten. Für das laufende Jahr erwartet Creditreform Rating lediglich eine mäßige wirtschaftliche Expansion, bevor das reale BIP-Wachstum einhergehend mit niedrigeren Inflationsraten etwas mehr Fahrt aufnehmen dürfte.
2. Creditreform Rating erwartet zudem mittelfristig robustes Wirtschaftswachstum, mit Blick auf die Maßnahmen zur Verringerung der Abhängigkeit von russischer Energie sowie aufbauend auf einem hohen Pro-Kopf-Einkommen, einem robusten Arbeitsmarkt, einem hohen Grad der wirtschaftlichen Diversifizierung sowie der Wettbewerbsfähigkeit. Reformen und Investitionen zur Förderung des grünen und digitalen Wandels sollten dem Potenzialwachstum zugutekommen und damit den demografischen Herausforderungen sowie dem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften etwas entgegensetzen.
3. Die Republik Österreich profitiert als Emittent von der sehr hohen institutionellen Qualität, die durch die Mitgliedschaft in der EU bzw. der Eurozone weiter gestärkt wird. Politische Turbulenzen sind in den vergangenen Monaten abgeklungen. Die Umsetzung von Maßnahmen zur Förderung der grünen Transformation, die Abschaffung der kalten Progression und die Verringerung der steuerlichen Belastung des Faktors Arbeit spiegeln ebenso wie das zügige Krisenmanagement im Hinblick auf die Energiesicherheit eine hohe Wirksamkeit der Regierungsarbeit wider. Fälle von Korruptionsvorwürfen auf höchster Ebene haben zu einer Verschlechterung des Weltbank-Indikators über die Korruptionswahrnehmung geführt.
4. Die öffentlichen Finanzen dürften sich in diesem und im nächsten Jahr weiter verbessern, bei rückläufiger Hilfe in Zusammenhang mit der Pandemie und allmählich zurückgehenden Energieunterstützungsmaßnahmen. Creditreform Rating erwartet, dass das starke nominale Wachstum und die moderaten gesamtstaatlichen Defizite mittelfristig zu einer weiteren Abnahme der öffentlichen Schuldenquote führen werden, wenngleich diese wahrscheinlich über dem Vor-Pandemie-Niveau liegen wird. Während die Ratingagentur mittelfristig mit einem Anstieg der Zinsausgaben rechnet, wird die Tragbarkeit der Schulden hoch bleiben, auch dank des sehr günstigen Schuldenprofils und niedriger effektiver Verzinsung infolge des soliden Schuldenmanagements. Risiken in Zusammenhang mit dem österreichischen Wohnimmobilienmarkt sind in letzter Zeit etwas zurückgegangen, fiskalische Risiken hinsichtlich Eventualverbindlichkeiten und der demographischen Entwicklungen bestehen fort.
5. Die außenwirtschaftlichen Risiken sind nach wie vor begrenzt, obschon sich der Leistungsbilanzüberschuss im Zuge der Pandemie deutlich verringert hat. Während die Leistungsbilanz in diesem Jahr voraussichtlich nur einen moderaten Überschuss aufweisen wird, deutet die positive und steigende Nettoauslandsvermögensposition auf ausreichende außenwirtschaftliche Puffer hin.
Autor: Gerhard Weinhofer