Der Vatikan und die Erzdiözese gaben die Ernennung offiziell bekannt. Der 62-jährige Priester folgt auf Kardinal Christoph Schönborn, der im Januar mit 80 Jahren aus dem Amt geschieden war.
Die Bischofsweihe ist für den 24. Januar 2026 geplant.
„Dass die Ernennung eines neuen Bischofs so lange gedauert hat, hat auch ein bisschen mit mir zu tun. Ich habe nach einigem Zögern jetzt aus ganzem Herzen „Ja“ zu dieser Aufgabe gesagt. Dazu hat mir eine Erkenntnis geholfen, die in den letzten Monaten in mir gereift und stärker geworden ist: Gott braucht mich nicht perfekt, sondern er will mich verfügbar. Im Vertrauen auf so viele, die mich im Gebet unterstützen und im Vertrauen auf Gottes Hilfe, der mich stützen und führen und stärken wird, nehme ich gerne diese Aufgabe an. Ich freue mich darauf und auf die Begegnung mit vielen Menschen – die schon zu uns in der Kirche gehören oder auf der Suche sind –, denen ich vielleicht eine Hilfe sein kann für ihren Lebensweg“, erklärt der Erzbischof in einer ersten Stellungnahme.
Der neue Erzbischof stammt gebürtig aus Hollabrunn in Niederösterreich und damit aus dem Erzbistum Wien. Er studierte Theologie sowie Orgel in der österreichischen Hauptstadt und empfing 1988 im Stephansdom die Priesterweihe aus den Händen des damaligen Erzbischofs Kardinal Franz König. Kardinal Christoph Schönborn machte Josef Grünwidl 1995 bis 1998 zu seinem Sekretär und 2023 zum Bischofsvikar. Mit dem Tag der Emeritierung Christoph Schönborns als Erzbischof von Wien wurde Josef Grünwidl befristeter Leiter – Apostolischer Administrator – der Erzdiözese. Bis dahin war er kaum über die Diözesangrenzen hinaus bekannt gewesen.
Der 62-jährige gilt als hervorragender Seelsorger. Über weltkirchliche Erfahrungen verfügt Josef Grünwidl im Gegensatz zu seinem Vorgänger wenig. Wien gilt mit rund einer Million katholischer Gläubiger als wichtigstes Bistum Österreichs. In der Vergangenheit war mit dem Amt des Erzbischofs von Wien üblicherweise die Kardinalswürde verbunden – Papst Franziskus brach diesen Automatismus auf.
Josef Grünwidl hat sich in Interviews und Gesprächen als moderat reformorientiert positioniert. Er gehörte einst der österreichischen Pfarrer-Initiative an, einer österreichischen Gruppe von Geistlichen, die nach dem Skandal um den Wiener Kardinal Hans-Hermann Groer für massive Reformen der Kirche eintraten. Josef Grünwidl hat sich für den bereits lange diskutierten Diakonat der Frau ausgesprochen und ist für eine Lockerung bei der Zölibatspflicht für katholische Priester eingetreten.
