Corona tut uns wirklich weh!

Creditreform erkennt wenig Zuversicht bei den heimischen KMU, 24 Prozent der Unternehmen wollen Personal abbauen.

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Die Creditreform Wirtschafts- und Konjunkturforschung hat kürzlich wieder rund 1.500 österreichische KMU nach der aktuellen Wirtschaftslage und den Erwartungen für die kommenden sechs Monate befragt.

Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick:

  • Das Creditreform KMU Klimabarometer als Stimmungsindikator des heimischen Mittelstandes bricht massiv ein.
  • Negative Auftragsentwicklung und -Erwartung.
  • Umsätze bei fast jedem zweiten Unternehmen gesunken.
  • 40 Prozent rechnen mit weiteren Umsatzrückgängen.
  • 24 Prozent der Unternehmen wollen (weiter) Personal abbauen.
  • Aber nach wie vor stabile Eigenkapitalausstattung und mehr Investitionsbereitschaft.

Dass unsere Wirtschaft infolge der Corona-Pandemie einen beispiellosen Konjunktureinbruch erlitten hat, spiegelt sich im Mittelstand gnadenlos wider: Das österreichische Creditreform Klimabarometer liegt mit minus 2,0 Punkten deutlich unter dem Vorjahreswert von plus 17,9 Punkten und damit so schlecht wie zuletzt vor sechs Jahren.

Diese Werte setzen sich zusammen aus den Einschätzungen der Befragten zum eigenen Betrieb, zur eigenen Branche sowie zur konjunkturellen Lage allgemein. Der drastische Abfall lässt sich in allen vier Hauptwirtschaftsbereichen ablesen. Von Optimismus ist in den Betrieben wenig zu spüren, mit einer Verbesserung des Geschäftsverlaufs rechnet derzeit kaum jemand. Am besten konnte sich in den letzten sechs Monaten die Bauwirtschaft gegen die Krise stemmen, schwer getroffen vom konjunkturellen Abschwung war dagegen die Dienstleistungsbranche: Hier gaben die Konjunkturindikatoren deutlich nach.

Verschleierte Lage

„Unsere Mittelstandserhebung fällt in eine unübersichtliche Zeit“, sagt Gerhard Weinhofer, Mitglied der Geschäftsleitung von Creditreform in Österreich. „Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist mitten in der größten Krise stark rückläufig, der Arbeitsmarkt bleibt recht stabil auf hohem Niveau und die Finanzierungssituation der Betriebe ist noch immer positiv. Die – in Anbetracht der historischen Rezession – scheinbar entspannte Situation ist jedoch die Folge fiskal- und geldpolitischer sowie regulatorischer Maßnahmen, die derzeit massiv auf die Wirtschaft in Österreich einwirken.“

Beispiele dafür sind die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, das Kurzarbeitsgeld, die staatlichen Hilfskredite und Überbrückungshilfen sowie umfangreiche Garantien für Unternehmen. Innerhalb der Branchen zeigen sich große Unterschiede in Abhängigkeit von Geschäftsmodell und Kundensegment.

Klimabarometer zeigt viel Schatten, wenig Licht

In allen vier Hauptwirtschaftsbereichen gaben die Indizes deutlich nach. Noch positiv bleibt die Baubranche mit 12,2 Punkten (Vj.: 33,5 Punkte) und der Handel (plus 2,7 Punkte; Vorjahr: plus 13,7 Punkte). Deutlicher waren die Stimmungseinbußen bei der Dienstleistungsbranche – hier verlor der Index 28,5 Zähler (minus 11,6 Punkte; Vorjahr: plus 16,9 Punkte). Das Verarbeitende Gewerbe musste sein Ergebnis um 14,9 Zähler nach unten korrigieren (minus 2,2 Punkte; Vorjahr: plus 12,7 Punkte).

Besonders deutlich wird die derzeitige Misere bei den Auftragseingängen, die ein alternativer Konjunkturindikator sind. Im letzten halben Jahr sind die Aufträge der mittelständischen Betriebe geradezu eingebrochen. In den vergangenen Wochen verzeichneten 21,6 Prozent der Befragten Auftragssteigerungen (Vorjahr: 22,4 Prozent) und 47,4 Prozent (Vorjahr: 23,1 Prozent) Auftragsrückgänge.

Der Saldo aus gestiegenen und gesunkenen Aufträgen fiel im Vergleichszeitraum von minus 0,7 Prozentpunkten im Herbst 2019 auf heuer minus 25,8 Prozentpunkte. Vor allem die Dienstleistungsbranche (-45,5 Prozent) und das Verarbeitende Gewerbe (-23,1 Prozent) leiden unter den Rückgängen. Ein Lichtblick bleibt, dass die Unternehmer trotz der Krise mehr investieren wollen, nämlich 47,2 Prozent (Vj. 44,7 Prozent). Das ist vor allem mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit der heimischen Wirtschaft ein entscheidender Faktor.

Corona-Maßnahmen stützen vorübergehend

Die meisten mittelständischen Unternehmen in Österreich haben als Krisenhilfe die Corona-Kurzarbeit (82,0 Prozent) in Anspruch genommen. Deutlich weniger Befragte (34,2 Prozent) beantragten in den letzten Monaten eine Stundung bei der Finanzverwaltung und der österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) oder einen Fixkostenzuschuss (28,0 Prozent).

Zur finanziellen Entlastung entschieden sich 23,3 Prozent der Betriebe für die Herabsetzung der Einkommens- und Körperschaftssteuervorauszahlungen, 18,9 Prozent für einen Kredit bei der Hausbank und 11,5 Prozent für einen Härtefall- oder Corona-Hilfsfonds.

Die Aussetzung der Insolvenzanträge hat dafür gesorgt, dass die Insolvenzneigung nach derzeitigem Stand in den ersten drei Quartalen dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr bislang nachgelassen hat (minus 34,1 Prozent).

Unter den Corona-Bedingungen reduzierte sich bei 29,6 Prozent der mittelständischen Unternehmen das Eigenkapital, jedoch konnten auch 6,5 Prozent ihre Eigenkapitalausstattung verbessern. Die große Mehrheit der Befragten (51,4 Prozent) bezeichnete ihre Eigenkapitalausstattung als sehr gut bzw. gut und nur 11,6 Prozent als mangelhaft bzw. ungenügend.

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