Wussten Sie, dass Österreich in Relation zur Bevölkerung global die meisten Weltmarktführer beherbergt?
Unsere Heimat zählt zu den lebenswertesten Regionen der Erde und viele unsere Unternehmen spielen in der Champions League.
Das gilt insbesondere für den Handel. Mit mehr als 603.000 Beschäftigten sind die 80.000 österreichischen Handelsbetriebe zweitgrößter Arbeitgeber des Landes und eine der wichtigsten Säulen der Wirtschaft.
Und dann kam Corona
22.500 österreichische Geschäfte mussten seit Beginn der Pandemie insgesamt 90 Einkaufstage geschlossen halten. Während der drei harten Lockdowns hatte die Branche Umsatzverluste von bis zu einer Milliarde Euro pro Woche zu verkraften. Je kleiner und je weniger digital der Betrieb, desto dicker das Minus. Mit dem Ende des dritten Lockdowns und der Wiedereröffnung des stationären Handels haben die heimischen Händler am 8. Februar „Hilfe zur Selbsthilfe“ bekommen.
Der Handel hatte bereits zum Jahreswechsel das Motto für 2021 mit „Leben und Wirtschaften mit dem Virus“ ausgegeben, um die Kollateralschäden einzudämmen. Neben der Arbeitsplatzsicherheit sind hier auch soziale und psychologische Faktoren zu nennen. Die staatlichen Hilfen federn zwar das Schlimmste ab, jetzt braucht es aber auch Planungssicherheit – und damit einen Plan für den mittelfristigen und langfristigen Weg in die Zukunft.
Win-Win für den Wirtschaftsstandort
Der Handelsverband hat hierfür einen umfassenden Corona-Masterplan mit drei Schwerpunkten:
1) Arbeitsplätze retten, Arbeitsplätze sichern & Arbeitsplätze schaffen.
Entscheidend ist, die Jobs im Handel nachhaltig abzusichern und zukunftssicher aufzustellen. Die Kurzarbeit ist essenziell, um Jobs zu retten. Flankierend dazu braucht es einen befristeten Covid-Arbeitsplatzsicherungsbonus für die Zeit nach dem Ende der Kurzarbeit, um Arbeitsplätze dauerhaft zu sichern.
Zur Förderung neuer Beschäftigungsverhältnisse empfiehlt der HV einen temporären Covid-Arbeitsplatzschaffungsbonus in Form eines finanziellen Zuschusses oder eines Erlasses der Sozialversicherungsbeiträge für Arbeitgeber.
2) Insolvenzen verhindern, Eigenkapital stärken & Investitionsanreize setzen
Die Politik hat durch staatliche Hilfen wesentlich zum Erhalt des Wirtschaftsstandortes beigetragen. Mit einer stärkeren Verankerung der „zweiten Chance“ in den staatlichen Corona-Maßnahmen, präventiven Restrukturierungsmöglichkeiten und einem leichteren Zugang zu Eigenkapital würde man ein wichtiges Signal setzen, idealerweise schon bevor die Insolvenzregelungen wieder in Kraft gesetzt werden.
Das wäre ein Win-Win für den österreichischen Wirtschaftsstandort und alle Beteiligten – Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Banken, Gläubiger und Zulieferbetriebe. Mit dieser Maßnahme sollen 7.500 Handelsbetriebe, die Corona bedingt mit dem Geschäftsbetrieb in Schieflage geraten sind und heuer aufgeben müssten, aufgefangen werden.
3) Digitalisierung vorantreiben & digitales Fair Play schaffen
Die heimische Wirtschaft bewegt sich in einem Korsett an strengen Vorgaben, während die internationalen Online-Giganten frei wie die Vögel agieren können. Wir müssen sicherstellen, dass Europa seine Verbraucher nicht länger als Kunden an digitale Giganten anderer Regionen der Welt verliert und obendrein noch Steuergutschriften nachschickt.
Die Einführung der digitalen Betriebsstätte in der EU ist überfällig, wenn die Kommission will, dass unsere Wirtschaft im digitalen, globalen Wettbewerb morgen noch eine Rolle spielen soll. Wir müssen alles versuchen, um Österreich unter die Top 10 im Bereich der Digitalisierung zu katapultieren und zum Innovation-Leader zu machen. Gleichzeitig soll damit dem Kaufkraftabfluss von fast 60 Prozent im Onlinehandel entgegengewirkt und die steuerliche Gleichstellung von Old und New Economy erreicht werden.
In diesem Kontext kommt auch der EU-Handelsstrategie im Bereich der Förderung gleicher und fairer Wettbewerbsbedingungen höchste Priorität zu. Es darf hier nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben. Der Handel sorgt hierzulande immerhin für eine Bruttowertschöpfung von 40,5 Milliarden Euro. Das entspricht fast 12 Prozent der Gesamtwertschöpfung Österreichs!