Christian Morawa: Wünsche mir mehr Sachlichkeit

Für den CEO von BMW Austria ist der Dieselmotor für Österreich so wichtig wie der Tourismus.

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Die BMW Group gehört mittlerweile zu den Top-10-Unternehmen des Landes. Was macht Sie so erfolgreich?
CHRISTIAN MORAWA: Erstens sind wir in Österreich mit deutlichem Abstand Marktführer im Vertrieb von Premiumautomobilen. Zweitens befindet sich in Oberösterreich das weltweit größte Motorenwerk der BMW Group. Mehr als jeder zweite Motor, der in einem BMW oder MINI weltweit verbaut wird, kommt aus Österreich. Drittens ist Österreich auch Sitz der BMW Group Region Zentral- und Südosteuropa. Von Salzburg aus steuern wir hier sehr erfolgreich 12 europäische Märkte. Zusätzlich lassen wir in Österreich auch Fahrzeuge herstellen. Seit 2003 wurden über 1,2 Millionen BMW und MINI bei Magna Steyr in Graz produziert.

Sie haben das BMW Motorenwerk angesprochen, wie sehen Sie persönlich die Zukunft des Dieselmotors?
Wir brauchen auch in Zukunft den effizienten Dieselantrieb – das ist meine feste Überzeugung. Natürlich setzen wir auch sehr stark auf alternative Antriebe, aber mittelfristig sind ohne den Dieselmotor die vorgegebenen Verbrauchs- und Emissionsziele in der Europäischen Union nicht erreichbar. Kein Verbrennungsverfahren ist vergleichbar effizient. Die CO₂-Emissionen liegen bei einem aktuellen Diesel-Pkw rund 15 Prozent unter einem vergleichbaren Benziner. Hier würde ich mir mehr Sachlichkeit in der öffentlichen Debatte wünschen. Und auch für den Wirtschaftsstandort Österreich spielt der Dieselmotor eine ganz wichtige Rolle.

Inwiefern?
Zunächst mal, weil rund 17 Milliarden Euro der Bruttowertschöpfung in Österreich auf den Dieselantrieb zurückgehen. Das entspricht einem BIP-Anteil von sechs Prozent – die gleiche Größenordnung wie der Tourismussektor. Außerdem sind insgesamt 230.000 Arbeitsplätze in Österreich mit dem Dieselantrieb verknüpft.

Welche Rolle spielt dabei das Motorenwerk in Steyr?
Mehr als die Hälfte aller BMW und MINI Fahrzeuge, welche die BMW Group weltweit verkauft, besitzen einen Antrieb aus Steyr. Insgesamt produzieren wir hier jährlich über 1,3 Millionen Antriebsaggregate. Außerdem gehört zum Motorenwerk auch das weltweit einzige Dieselmotoren-Entwicklungszentrum der BMW Group. Rund 700 Techniker und Ingenieure arbeiten daran, die Dieselmotoren der Zukunft noch emissionsärmer zu machen.

2025 will die BMW Group 25 E-Fahrzeuge im Angebot haben. Wie kommen Sie hier voran?
Aktuell haben wir neun elektrifizierte Automobile im Angebot. Und ja, bis 2025 werden es 25 sein – davon zwölf vollelektrisch. Wir erwarten, dass im Jahr 2025 elektrifizierte Fahrzeuge zwischen 15 und 25 Prozent unseres weltweiten Absatzes ausmachen werden. Daher haben wir uns viel vorgenommen. Mit der Produktion des ersten vollelektrischen MINI werden wir 2019 beginnen. Im Jahr 2020 folgt dann der elektrische BMW X3. Ab 2021 beginnt die Produktion des BMW i4 und wir starten mit der Fertigung unseres Technologie-Flaggschiffs, dem rein elektrischen BMW iNEXT.

Wie sehen Sie die Zukunft der E-Mobilität in Österreich?
Persönlich stellt sich mir nicht die Frage, ob sich die Elektromobilität in Österreich durchsetzt, sondern nur wann. Im europäischen Vergleich entwickelt sich die E-Mobilität in Österreich ganz gut. Derzeit beträgt der Anteil elektrifizierter Fahrzeuge am Gesamtmarkt rund 4,5 Prozent. Bei der Marke BMW liegt dieser Anteil mit fast 8 Prozent noch deutlich darüber. Erfahrungen in vielen Ländern zeigen aber auch ganz klar: Um Elektromobilität nachhaltig zu etablieren, sind bis auf weiteres Förderungen und Benefits unerlässlich.

Viele Interessenten klagen aber über die geringe Reichweite.
Knackpunkt ist bei einem Flächenland natürlich immer die Reichweite. Hier liefern wir aber schon heute sehr überzeugende Konzepte. Unsere Plug-in-Hybride, wie zum Beispiel der kommende BMW X5 Plug-in, decken mit einer reellen elektrischen Reichweite von bis zu 80 km die durchschnittliche Nutzung im Alltag vollständig ab. Wer einen weiteren Ausflug plant oder mal längere Zeit sehr sportlich fahren möchte, kann bei Bedarf den emissionsarmen Verbrennungsmotor nutzen. Bei unseren neuen BMW i3 und i3s beträgt die Alltagsreichweite bereits rund 230 km. Dadurch wird die reine E-Mobilität insbesondere auch für Flottenkunden interessant.

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