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Christoph Leitl: Optimismus oder Pessimismus – Krisen auch als Chance?
Europa-Experte Christoph Leitl.

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Es ist interessant: Die Börsenwerte sacken trotz robuster Zahlen und unternehmerischen Erfolgsmeldungen dennoch deutlich ab. Eine Reaktion auf den europäischen Krieg und eine globale Inflation? Ja, natürlich sind die zum Teil spekulativ sehr überhöhten Energie- und Rohstoffpreise sowie die Unterbrechung mancher entscheidender Lieferketten keine positiven Aspekte. Dennoch gibt es mutmachende Ansatzpunkte für die europäische Wirtschaft:

  1. Der digitale Wandel ist längst nicht abgeschlossen, im Gegenteil, die meisten Länder Europas hinken der Entwicklung noch immer hinterher und haben großen Aufholbedarf. Dem gilt es durch Innovation und Kooperation im Forschungs-, Wissenschafts- und Wirtschaftsbereich zu entsprechen. Nicht umsonst steht der digitale Wandel ganz oben auf der Prioritätenliste der Europäischen Union.

  2. Die Transformation von einer fossilen zu einer nachhaltigen Energieversorgung. Auch ein, wenn nicht überhaupt das wesentlichste Ziel auf der europäischen Agenda. Viele wissen, was sie nicht wollen: russisches Öl und Gas, heimische Kohle, einige Länder auch Atomenergie. Niemand sagt dazu, wie das zu bewerkstelligen ist, welchen Plan es dafür gibt und welche Maßnahmen sowie zeitliche Horizonte damit verbunden sind. Dennoch: Der Weg ist beschritten, er ist unumkehrbar, auch und besonders wegen der Verantwortung für unsere nachfolgenden Generationen.

  3. Der weitere Aufstieg der Wirtschaftsmacht China bleibt ein wichtiger Treiber einer weltweiten Wirtschaftsdynamik. Das chinesische Gesellschaftsmodell beruht auf der Notwendigkeit eines ständigen Wachstums und einer damit verbundenen Wohlstandsvermehrung für immer mehr Menschen im Reich der Mitte.

  4. Manche sehen die bevorstehende Zinswende als Bedrohung, sie könnte aber auch eine Chance sein: Damit könnten Investitionen in die Realwirtschaft wieder interessanter werden als Investments in die Finanzwirtschaft, die im Bewusstsein vieler Menschen zu einer scheinbar unaufhaltsamen Geldvermehrung geführt haben. Reales ist wieder gefragt!

  5. Einen Aspekt gilt es nicht zu vergessen: Eine soziale Marktwirtschaft bedarf der Legitimation einer breiten Mehrheit der Menschen. Wenn diese Menschen durch Inflation ihr Erspartes schrumpfen sehen und die Kosten des täglichen Lebens immer weiter steigen, andererseits aber keine Anreize vorliegen, um Sparkapital in Investitionskapital zu verwandeln und darüber hinaus Banken und Energiekonzerne lauthals Mega-Gewinnsteigerungen verkünden, dann kann dies auf Dauer der Legitimation nicht guttun. Hier gilt es, klug nach Lösungen zu suchen, die den Erfordernissen unserer Zeit und den zu Grunde liegenden Werthaltungen Europas entsprechen. Dies wäre essenziell für eine auch langfristig positive Wirtschaftsentwicklung.

Autor: Christoph Leitl

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