Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben wird für Mitarbeiter:innen ein immer wichtigerer Faktor bei der Auswahl des Arbeitgebers – und damit auch immer zentraler für das „Employer Branding“ der Unternehmen.
„Der Fachkräftemangel tritt zwar erst seit Corona verstärkt ins öffentliche Bewusstsein, letztlich ist er aber vor allem im Ausscheiden der Generation Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt begründet. Jedes Unternehmen tut gut daran, Work-Leisure-Balance ganz oben auf die Agenda des „Employer Brandings“ zu setzen – auf der Agenda der Mitarbeiter:innen steht sie nämlich häufig bereits an oberster Stelle“, erklärt People & Organisation Expertin Cornelia Schwaminger, die als Leiterin des Bereichs Recruiting & Employer Branding bei BDO zahlreiche Unternehmen bei der Suche nach neuen Talenten unterstützt.
Generationen wechseln als entscheidender Faktor
Die auf den Arbeitsmarkt drängende Generation Z wird in absehbarer Zukunft gemeinsam mit den Millennials den größten Teil der Arbeitskräfte ausmachen. Diese jungen Menschen kennen ihren Wert als begrenzte Ressource „Mitarbeiter:in“, wodurch eine ausgewogene Work-Leisure-Balance immer aktiver eingefordert wird. Ihre Anforderungen unterscheiden sich grundlegend von den bisherigen Generationen.
„Leistung und Arbeit haben für die Generation Z einen anderen Stellenwert als bei den Babyboomern. Neben der Vereinbarkeit sind sinnstiftende Arbeit, Diversität und Wertschätzung wichtiger als Status und ein hohes Gehalt“, berichtet Cornelia Schwaminger aus ihrem Beratungsalltag.
Ein entscheidender Faktor ist bei all dem auch die Authentizität: Was versprochen wird, muss auch gehalten werden. Ansonsten sind die „High Potentials“ schnell wieder weg.
Aktiv statt reaktiv handeln
Die guten Ansätze in Sachen Work-Leisure-Balance sind in den allermeisten Unternehmen mit computerbasierter Tätigkeit durch das in der Pandemie eingeführte Homeoffice und die damit einhergehende Flexibilisierung bereits vorhanden.
Unternehmen sollten nun ihr internes und externes Employer Branding eng synchronisieren und vor allem aktiv statt reaktiv agieren. So können Betriebe für leistungsstarke Mitarbeiter:innen attraktiv bleiben und diese vor allem langfristig halten.
Denn die Österreicher:innen werden im Schnitt immer wechselfreudiger: Alle zwei Jahre eine:n neue:n Arbeitgeber:in zu haben wird von der jungen Generation nicht mehr als sprunghaft empfunden, sondern als normal.
Gesellschaft im Wandel
„Work-Leisure-Balance im Allgemeinen und die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere im Speziellen sind nicht nur für die Generation Z oder für weibliche Mitarbeiterinnen zwischen 25 und 45 Jahren relevant. Wir müssen endlich die real bestehenden unterschiedlichen Familienkonstellationen abseits von, Vater, Mutter, Kind‘ mitbedenken“, appelliert Cornelia Schwaminger.
Eltern – egal welchen Geschlechts und in welcher Konstellation – müssen eine echte Wahlfreiheit haben, wie sie Arbeit und Familie in ihrer jeweiligen Lebensphase gewichten möchten. Arbeitgeber:innen können hier einen wertvollen Beitrag leisten und sich so als „employer of choice“ für alle Generationen von Arbeitnehmer:innen platzieren.
Das kann der klassische Betriebskindergarten sein, aber eben auch zeitlich flexibles und hybrides Arbeiten. Neben dem Vorteil in Bezug auf Recruiting und Fluktuation hat dies auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit: Die Mitarbeiter:innen sind tendenziell zufriedener, weniger gestresst und damit psychisch gesünder. Weniger Ausfälle, gesteigerte Produktivität und Leistung folgen automatisch.
„Arbeitgebende tun mit strategisch aufgesetztem Employer Branding also nicht nur ihren Mitarbeiter:innen und damit dem Betrieb etwas Gutes, sondern können auch einen gesellschaftlichen Beitrag zu mehr Diversität und Chancengleichheit leisten“, betont Cornelia Schwaminger abschließend.