Mehr als ein Drittel aller Todesfälle in Österreich gingen laut Statistik Austria im Jahr 2020 auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurück. Besondere Gefahr geht hier durch eine Verengung von Gefäßen aus, die letzten Endes zu Herzinfarkt und Herzmuskelschwäche führen kann. Dem könnte durch eine Reduktion der Risikofaktoren vorgebeugt werden. Welche dies sind, darüber informiert eine neue Patientenbroschüre. Eine Leitlinie gibt Orientierung für die Ärzte- und Apothekerschaft hinsichtlich der Erkrankung selbst, ihrer Diagnose sowie des Letztstands der Behandlungsoptionen.
Neue Leitlinie
Aktuell haben medizinische ExpertInnen der Initiative „Arznei & Vernunft“ (A&V) die Leitlinie „Koronare Herzkrankheit, Hypertonie und periphere Verschlusskrankheit“ komplett überarbeitet und um neue Therapien erweitert. Ebenso steht eine neue Informationsbroschüre für Betroffene und Interessierte zur Verfügung.
„Es ist erschreckend, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach wie vor so viele Todesfälle in Österreich und der Welt verursachen. Die konstant hohe Mortalität hat eine Aktualisierung der Leitlinie zu diesem Thema dringend notwendig gemacht“, erklärt Ernst Singer, Leiter der ExpertInnengruppe Arznei & Vernunft. „Besonderes Augenmerk haben wir bei der Leitlinie darauf gelegt, dass sie im medizinischen Alltag schnell und anwendungsfreundlich eingesetzt werden kann. Das gilt auch für die Patientenbroschüre. Denn viele Betroffene ahnen oft nichts von ihrer Herz-Kreislauf-Erkrankung.“
Belastung für das Gesundheitssystem
Die Auswirkungen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen auch zu ernst zu nehmenden Belastungen für das Gesundheitssystem. Dazu nimmt Peter Lehner, Co-Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, Stellung: „Die Sozialversicherung gibt für Heilmittel im kardiovaskulären Bereich jährlich 389 Millionen Euro aus. Das sind 11 Prozent der insgesamt 3,476 Milliarden Euro Heilmittelausgaben. Damit spielen sie nicht nur für die Gesundheit des Einzelnen, sondern auch für das gesamte Gesundheitssystem eine fundamentale Rolle“, erklärt Lehner.
Vieles wäre vermeidbar
Ein Großteil der Herz-Kreislauf-Erkrankungen wäre durch entsprechende Gesundheitsförderungs- und Präventionsmaßnahmen vermeidbar. Gerade im Rahmen der Prävention zeigt sich eine Fülle von Ansätzen, die einen positiven Einfluss auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems begünstigen. „Herz-Kreislauf-Erkrankungen können vermieden werden, indem jeder einzelne eigenverantwortlich auf einen gesunden Lebensstil achtet“, sagt Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer. Ein wichtiger Schutzfaktor sei beispielsweise das Nichtrauchen, denn Rauchen erhöhe nachweislich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wie bei vielen Erkrankungen gelte auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen: eine gesunde Ernährung kann schon viel bewirken: „Wer sich gesund und ausgewogen ernährt und nicht zu viel Zucker zu sich nimmt, der hat schon viel getan“, sagt der ÖÄK-Präsident. Hinzu kommt, dass regelmäßige Bewegung beispielsweise Bluthochdruck vorbeugt.
Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen
Prävention bedeutet aber auch, die Vorsorgeuntersuchungen tatsächlich in Anspruch zu nehmen: „Leider hat die Pandemie dazu geführt, dass viele PatientInnen ihre Vorsorgeuntersuchungen nicht durchgeführt haben“, bedauert Szekeres. Doch gerade Hausärzte als Vertrauenspersonen, die ihre PatientInnen am besten kennen, können diese auch kompetent beraten und darauf achten, dass die Präventionsmaßnahmen umgesetzt werden: „Einerseits kann verhindert werden, dass Erkrankungen entstehen, andererseits helfen Vorsorgeuntersuchungen, Frühdiagnosen zu stellen, was für den Behandlungserfolg enorm wichtig ist“, betont Szekeres.
Heilung allein mit Medikamenten noch nicht möglich
Im Rahmen der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Arzneimittel unverzichtbarer Bestandteil der Therapie. Helga Tieben, Director Regulatory Affairs, Supply & Innovation der PHARMIG, erklärt: „Im Kampf gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellt die pharmazeutische Industrie eine Fülle an medikamentösen Therapien bereit und forscht kontinuierlich an neuen Arzneimitteln. Allein in den letzten 25 Jahren kamen 532 Produkte in diesem Bereich in Österreich auf den Markt. Oberstes Ziel dabei ist die Heilung. Allerdings ist der Krankheitsverlauf bei diesem Formenkreis, den die aktuelle Leitlinie abdeckt, von vielen Faktoren abhängig. Eine Heilung allein mit Medikamenten ist daher aktuell noch nicht möglich.“
Da Herz-Kreislauf-Erkrankungen meistens ambulant behandelt werden, kommt den Apotheken in der täglichen Versorgung der Betroffenen eine wesentliche Bedeutung zu. Die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Ulrike Mursch-Edlmayr, betont daher: „In der Beratung von Kunden und Patienten durch ApothekerInnen zeigt sich, dass die genaue Einnahme von Herz-Kreislauf-Medikamenten oft nochmals erklärt werden muss. Das ist im Hinblick auf mögliche Neben- bzw. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmitteln besonders wichtig.“
Die überarbeitete Leitlinie ist gemeinsam mit der neuen Patientenbroschüre online auf www.arzneiundvernunft.at abrufbar. Die Patientenbroschüre kann zusätzlich als gedrucktes Exemplar bestellt werden.
Mehr Informationen unter: http://arzneiundvernunft.at/DE/Patienteninfo/Patienten_info.aspx