Der EU-Neuwagenmarkt leidet weiterhin unter den Folgen der Krise 

Hoher Auftragsbestand und Ersatzbedarf sorgen allerdings, trotz Konjunkturschwäche, für Wachstum.
© EY
Der EU-Neuwagenmarkt leidet weiterhin unter den Folgen der Krise
Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY.

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Der Aufwärtstrend auf dem EU-Neuwagenmarkt bleibt intakt: Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen in der EU stieg laut Branchenverband ACEA gegenüber April 2022 um 19 Prozent. 

Absatz unter Vorkrisenniveau 

Damit bleibt allerdings eine große Lücke zum Vorkrisenniveau: Im Vergleich zu Mai 2019 ergibt sich im EU-Raum ein Minus von 23 Prozent. Nur in drei der 27 EU-Mitgliedsländer lag der Absatz im vergangenen Monat über dem Niveau von Mai 2019. In Österreich ist die Lücke besonders groß: Zwar stiegen die Neuzulassungen im Mai um 21 Prozent, dennoch lag das Absatzniveau immerhin noch um 39 Prozent unter dem Niveau von Mai 2019. 

„Die Autohersteller fahren weiter ihre Produktion hoch, der Teilemangel gehört zunehmend der Vergangenheit an. Die Lage normalisiert sich und die Lieferzeiten sinken weiter. Das ermöglicht es den Herstellern, den hohen Auftragsbestand abzuarbeiten. Wir werden das Vor-Corona-Niveau zwar nicht erreichen, zum Jahresende hin sollte die Lücke zum Vorkrisenniveau aber deutlich kleiner geworden sein“, erläutert Axel Preiss, Leiter des Bereichs Advanced Manufacturing & Mobility bei EY. 

Preisentwicklung auf konstant hohem Level 

Die Neuwagenpreise werden allerdings weiterhin auf einem hohen Preisniveau bleiben, konstatiert Axel Preiss: 

„Einerseits ist durchaus verstärkt mit Rabatten zu rechnen, weil die Neubestellungen von Kund:innen derzeit enttäuschend niedrig sind und die Unternehmen dafür sorgen müssen, dass ihre Fabriken auch im kommenden Jahr noch ausgelastet sind. Andererseits sorgen deutlich gestiegene Rohstoff- und Energiepreise und höhere Kosten in der Lieferkette für ein dauerhaft höheres Kostenniveau. Das müssen die Hersteller an die Kund:innen weiterreichen, wenn sie ihre Marge nicht gefährden wollen.“ 

© PantherMedia/Andriy Popov
Der EU-Neuwagenmarkt leidet weiterhin unter den Folgen der Krise

Grundsätzlich werde zudem der erhebliche Nachholbedarf für zusätzliche Wachstumsdynamik sorgen, erwartet der Experte: 

„Im Vergleich zum durchschnittlichen Absatzniveau vor der Pandemie wurden in der EU in den vergangenen drei Jahren etwa neun Millionen Neuwagen weniger verkauft. Trotz Konjunkturschwäche, Inflation und hoher Neuwagenpreise ergibt sich daraus ein struktureller Ersatzbedarf, der weitere Wachstumsimpulse geben wird.“ 

Rasantes Wachstum bei Elektroautos 

Im Mai legten die Neuzulassungen reiner Elektroautos (BEV) in der EU insgesamt um 71 Prozent zu, nachdem sie im April um 52 Prozent und im ersten Quartal um 43 Prozent gestiegen waren. Der Marktanteil von Elektroautos stieg in der EU im Vergleich zu Mai 2022 von 9,6 auf 13,8 Prozent. 

In Österreich haben sich die Elektro-Neuzulassungen sogar fast verdoppelt, ihr Marktanteil erhöhte sich von 12,1 auf 20,0 Prozent und liegt damit deutlich über dem EU-Schnitt. 

Regionale und substanzielle Unterschiede 

„Elektro boomt inzwischen wieder – allerdings vor allem dank staatlicher Subventionen,“ so Axel Preiss. Märkte mit wenig oder keiner Unterstützung beim Kauf von Elektroautos weisen deutlich unterdurchschnittliche Marktanteile von Elektroautos aus. 

So erklären sich auch die sehr großen Unterschiede innerhalb der EU hinsichtlich der Marktanteile von Elektroautos: 

© PantherMedia/kristt
Der EU-Neuwagenmarkt leidet weiterhin unter den Folgen der Krise

Die höchsten Marktanteile wurden im Mai in den skandinavischen Ländern registriert – in Schweden lag der BEV-Marktanteil bei 41 Prozent und in Finnland bei 35 Prozent. Die niedrigsten Marktanteile weisen Elektroautos in den südost- und osteuropäischen Märkten auf. So betrug der BEV-Marktanteil in Kroatien und Zypern im Mai nur zwei Prozent. 

„Die Unterschiede innerhalb der EU sind massiv: In Skandinavien bewegt sich der Marktanteil von Elektroautos bei etwa einem Drittel, in anderen großen Märkten wie etwa Polen liegt er gerade einmal bei vier Prozent. Wenn die ambitionierte EU-Pläne für die Elektromobilität Realität werden sollen und tatsächlich ab 2035 keine Verbrenner mehr neu zugelassen werden, muss bis dahin in vielen Ländern noch sehr viel passieren. Aktuell kommen wir da zu langsam voran“, betont Axel Preiss. 

In acht EU-Ländern liegt der Marktanteil von Elektroautos derzeit unter fünf Prozent, gerade einmal in sieben EU-Ländern entfallen mehr als 20 Prozent der Neuzulassungen auf Elektroautos. 

Auslaufmodell Plug-in-Hybrid 

Seit die sogenannte Umweltprämie in Deutschland nicht mehr für Plug-in-Hybride ausgezahlt wird, ist diese Antriebstechnologie in Deutschland stark auf dem Rückzug (minus 41 Prozent im Mai), was auch in der Gesamtbilanz der EU abzulesen ist. 

So sank der Absatz von Plug-in-Hybriden EU-weit im Mai um 6% – außerhalb Deutschlands stiegen allerdings die Verkäufe von Plug-in-Hybriden um 15%, in Österreich um 21 Prozent. Der Marktanteil dieser Antriebsform sank gegenüber dem Vorjahresmonat in der EU von 9,2% auf 7,4%. In Österreich blieb der Marktanteil konstant: bei 6,2 Prozent. 

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