Welche zukunftsträchtigen Metalle profitieren von der Energiewende?

Am Transformationsprozess, hin zu „sauberen“ Technologien, sind viele Rohstoffe beteiligt.
© Caronline Frank / Steiermärkische Sparkasse
Welche zukunftsträchtigen Metalle profitieren von der Energiewende?
Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien, Steiermärkische Sparkasse.

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Die Transformation zu kohlenstoffarmen Energiequellen ist ein Megatrend unserer Zeit. Zudem nimmt der globale Bedarf an Rohstoffen ständig zu, besonders Cloud-Computing und Blockchain sind sehr energieintensiv. Die Nachfrage nach zukunftsträchtigen Metallen steigt somit stetig an, unterstreichen die Experten des Steiermärkische Sparkasse Private Banking.

Uran und die Kernenergie

Mit dem Aufkommen von Künstlicher Intelligenz und Elektrofahrzeugen steigt der weltweite Strombedarf rasant an, was die Kernenergie in vielen Ländern sowohl für Investoren als auch für politische Entscheidungsträger zu einer bevorzugten Lösung macht. Zudem wird im August in den USA ein Verbot für den Import angereicherten Urans aus Russland in Kraft treten.

Dies bringt den Uranmarkt auf Hochtouren. Die Preise für Uran sind innerhalb eines Jahres um rund 50 Prozent gestiegen. Weitere Preissprünge sind nicht ausgeschlossen. Die größten Uran-Förderländer sind neben Russland derzeit Kanada, Australien, Kasachstan und Niger. Weitere Produzenten finden sich unter anderem in Namibia, Südafrika, Usbekistan, der Ukraine sowie in Gabun, Brasilien und Tschechien.

Kupfer – Nachfrageexplosion

Auch Kupfer steht im Mittelpunkt der Energiewende. Elektrifizierung ist nur mit Kupfer möglich. Nach Einschätzung von Expert:innen ist die jährliche Kupfernachfrage im Begriff, sich vom Jahr 2020 bis zum Jahr 2025 mindestens zu verdreifachen.

Der Grund sind fast ausschließlich neue Elektrofahrzeuge, Ladeinfrastrukturen, erneuerbare Energien und Energiespeichersysteme. Ein Elektroauto enthält rund 53 kg Kupfer, ein Auto mit Verbrennungsmotor nur rund 22 kg. Der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge sind für die Erzeugung von 1 Megawatt (MW) Strom aus Kohle 1.150 kg Kupfer notwendig. Zur Erzeugung der gleichen Menge Energie aus Offshore-Windenergie bedarf es 8.000 kg Kupfer. Das sind nur einige Beispiele dafür, wie die Energiewende die Kupfernachfrage voraussichtlich drastisch ankurbeln wird.

Nickel – Batteriemarkt und die Zukunft

Aktuell entfallen mehr als zwei Drittel der Nickelnachfrage auf die Produktion von Edelstahl, während der Bedarf für Batterien weniger als 10 Prozent ausmacht. Zwar eignen sich nicht alle Nickelsorten für Batterien, doch dürften diese zumindest in den kommenden 20 Jahren der Hauptgrund des Nachfragewachstums sein.

Welche zukunftsträchtigen Metalle profitieren von der Energiewende
© PantherMedia / richterfoto

Laut „Nickel Institute“, einem globalen Zusammenschluss von Nickelproduzenten, wachsen die bekannten Nickelreserven und -ressourcen stetig an. Bei dieser Entwicklung spielen eine bessere Kenntnis neuer Lagerstätten in abgelegenen Gebieten und verstärkte Explorationsaktivitäten von Bergbauunternehmen, die durch attraktive Rohstoffpreise angetrieben werden, eine Rolle. Verbesserte Technologien in den Bereichen Bergbau, Verhüttung und Raffination sowie erhöhte Kapazitäten ermöglichen auch die Verarbeitung von minderwertigem Nickelerz. Der Preis von Nickel ist zwar volatil, aber zuletzt mittelfristig nicht stark gestiegen.

Aluminium und die Energiewende

Aluminium ist ein integraler Bestandteil der Energiewende. Von Wind- und Solarenergie bis zu grünem Wasserstoff, von Hochspannungskabeln bis hin zu Batterien wird der wertvolle Rohstoff benötigt. Es ist nicht nur leicht und hoch leitfähig, sondern auch korrosionsbeständig und somit ideal für raue Außenbedingungen.

Nach Einschätzungen der Weltbank macht Aluminium mehr als 85 Prozent des für Solarstromrahmen verwendeten Materials aus. In Batterien trägt Aluminium zur verbesserten Leistung und Lebensdauer bei. Bei Übertragungs- und Hochspannungskabeln bietet Aluminium im Vergleich zu Kupfer ein besseres Verhältnis zwischen Leitfähigkeit und Gewicht. Bei der Herstellung von grünem Wasserstoff wird Aluminium als Grundplatten Metall verwendet. Das Potenzial von Aluminium zeigt sich auch anhand von Wärmepumpen, deren Wärmetauscher in der Regel aus Aluminium hergestellt werden.

Silber – industrielle Nachfrage

Rund 57 Prozent der Nachfrage nach physischem Silber kommt aus der Industrie. Die stärksten Wachstumstreiber sind Solarmodule, die bis zu 20 g Silber enthalten, sowie Elektrofahrzeuge.

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Karl Freidl, Leiter Private Banking Graz, Steiermärkische Sparkasse.
© Margit Kundigraber / Steiermärkische Sparkasse

Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) nahm der weltweite Einsatz von Solarenergie 2023 um 85 Prozent zu. In Autos und besonders in Elektroautos, wird Silber wegen seiner Leitfähigkeit und Korrosionsbeständigkeit verwendet. Grundsätzlich sind alle elektrischen Verbindungen mit Silber beschichtet. Das gilt nicht nur für den Elektromotor, sondern auch für Funktionen wie elektrische Fensterheber und Sitze, Einpark- und Bremsassistenten, Infotainmentsysteme und vieles mehr.

Zink und die Galvanisierung von Stahl

Auch die langfristigen Aussichten für eine steigende Nachfrage nach Zink sind vielversprechend. Es wird speziell zur Galvanisierung von Stahl angewendet, um diesen vor Korrosion zu schützen.

Stahl macht zum Beispiel bis zu 79 Prozent der Gesamtmasse einer Windkraftanlage aus. Daher sind Turbinen für eine lange Nutzungsdauer stark auf Zink angewiesen. Das gilt besonders für die Offshore-Windkraft, wo Turbinen sehr rauen Wetterbedingungen ausgesetzt sind. Auch in wiederaufladbaren Zink-Brom-Batterien spielt Zink eine Rolle. Diese sind aufgrund ihrer hohen Energiedichte und langen Lebensdauer gut für Energiespeicheranwendungen geeignet.

Platin – ein seltener Schatz

Platin zählt zu einem der seltensten Edelmetalle der Welt und ist mit seinen einzigartigen katalytischen Eigenschaften enorm wertvoll für die Energiewende. Der Löwenanteil der Platinnachfrage kommt aus der Automobilbranche.

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© PantherMedia / alexlmx

Platin trägt maßgeblich zur Verringerung der Emissionen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor bei. Um die immer strengeren Emissionsnormen zu erfüllen, ist ein höherer Anteil des Metalls erforderlich. Im Zuge der Energiewende kommt Platin als Katalysator in Elektrolyseuren, die Wasserstoff aus Wasser herstellen, sowie in Brennstoffzellen, die Wasserstoff als Brennstoffquelle für neue Anwendungen wie Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge nutzen, zum Einsatz. Elektrolyseure ermöglichen die Produktion von grünem Wasserstoff, der Wind- und Solarenergie ergänzt und als langfristiger Energiespeicher dient. Laut „World Platinum Investment Council“ wird die Platinnachfrage von Elektrolyseuren und Brennstoffzellen-Elektrofahrzeugen bis 2030 voraussichtlich einen bedeutenden Anteil der Gesamtnachfrage nach dem Metall ausmachen und bis 2040 möglicherweise das größte Segment darstellen.

Lithium – das essenzielle „Leichtgewicht“

Lithium ist die entscheidende Komponente in Lithium-Ionen-Batterien.

Das enorme elektrochemische Potenzial und das geringe Atomgewicht von Lithium tragen zur hohen Energiedichte und zum niedrigen Gewicht der Batterie bei und machen sie zu einem Grundstein für die effiziente Energiespeicherung in verschiedenen Anwendungen, von Smartphones bis zu Elektrofahrzeugen. Der IEA zufolge benötigt jedes Elektroauto 8,9 kg Lithium, während ein Auto mit Verbrennungsmotor praktisch kein Lithium braucht. Ebenso sind Lithium-Ionen-Batterien nach wie vor die bevorzugte Technologie für die Energiespeicherung im Stromnetzwerk.

Strategie und Ausblick

Jedes Metall wird von speziellen Nachfrage- und Angebotsfaktoren beeinflusst, die teils von stark zyklischen Entwicklungen geprägt sind. Die Preise können stark schwanken und voneinander abweichen.

„Einzelinvestments sind daher mit hohen Risiken behaftet. Investiert man hingegen als Privatanleger:in langfristig über einen breit und global gestreuten Rohstoffkorb, kann man in unterschiedlichen Marktphasen von diversen Assetklassen wie Aktien oder Anleihen profitieren“, erklären die Experten der Steiermärkischen Sparkasse abschließend.

https://www.sparkasse.at/steiermaerkische

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