„Die Verschuldung der USA könnte mittelfristig ein globales Risiko für die Finanzmärkte darstellen, und zwar aufgrund systemischer Risiken und Unsicherheiten, die mit der Rolle der USA in der Weltwirtschaft zusammenhängen“, verdeutlichen die Experten Karl Freidl und Alexander Eberan, Leiter Private Banking Graz sowie Wien, von der Steiermärkischen Sparkasse.
Führender Schuldner auf globaler Ebene
Mit einem Schuldenstand von mehr als 34 Billionen US-Dollar (Stand: 2025) ist die USA als größte Volkswirtschaft der Welt in absoluten Zahlen der größte Schuldnerstaat der Welt.
Die Verschuldung der USA hat sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch erhöht. 1980 betrug der US-Schuldenstand rund 900 Milliarden USD. Unter Präsident Reagan begann eine rasante Neuverschuldung durch Steuerkürzungen und hohe Militärausgaben. Bis 2001 waren die Verbindlichkeiten trotz starker Konjunktur auf rund 5,8 Billionen USD gestiegen. 2008 trieben die Finanzkrise und die sich daraus ergebenden Konjunkturpakete und Bankenrettungen die Schulden auf mehr als 10 Billionen USD. Die Covid Pandemie (2020- 2021 – Anm. d. Red.) führte mit massiven staatlichen Hilfsprogrammen zu einem Anstieg auf rund 27 Billionen US-Dollar. 2024/2025 betragen die US-Schulden mehr als 34 Billionen USD (Quelle u.a. Statista – Anm. d. Red.).
Anhaltende Haushaltsdefizite, hohe Zinszahlungen und politische Blockaden bei Reformen beschleunigen das Schuldenwachstum weiter.
„Leben auf Pump“
Die USA geben seit Jahrzehnten mehr aus, als sie einnehmen – unabhängig vom Konjunkturzyklus. Programme wie Medicare, Medicaid und Social Security machen einen Großteil des Bundeshaushalts aus und verursachen mit der alternden Bevölkerung immer höhere Ausgaben.
Hohe Militärbudgets und wiederholte Steuersenkungen, insbesondere unter den Präsidenten Reagan, Bush und Trump, reduzierten die Staatseinnahmen erheblich. Mit wachsender Verschuldung steigen auch die Zinslasten – diese Ausgaben stehen nicht für andere Zwecke zur Verfügung.

Ein wachsender Teil des Haushalts wird für Zinsen aufgewendet, was Spielräume für Investitionen verringert. Außerdem sind Länder wie China und Japan die größten Gläubiger, was im vielschichtigen geopolitischen Gefüge weitere Spannungen verschärfen kann.
Dollar dominiert
Die US-Verschuldung ist relevant für die Welt, da der USD die Weltwährung ist: Rund 60 % der globalen Währungsreserven werden in USD gehalten.
Weiters werden viele Rohstoffe im Dollar gehandelt und Zentralbanken, Pensionsfonds sowie Banken halten Billionen in US-Staatsanleihen. Somit würde eine Vertrauenskrise in US-Staatsanleihen oder den Dollar direkte Auswirkungen auf globale Handels- und Finanzströme haben. Wenn die USA in eine fiskalische Krise geraten, zum Beispiel durch unbezahlbare Zinszahlungen oder einen Haushaltsstopp, könnten Märkte panisch reagieren. Ein Zahlungsausfall – selbst technischer Natur – würde enorme Schockwellen durch das globale Finanzsystem senden.
Steigende Renditen
US-Staatsanleihen galten und gelten immer noch als liquide und sichere Anlage. Doch zuletzt hat die unsichere Wirtschaftspolitik unter Präsident Trump das Vertrauen in den US-Staat vermindert. Den USA fiel es zunehmend schwer, ihre neu zu begebenden Anleihen (US-Bonds) auf den Märkten unterzubringen, sodass die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen mit Kursabschlägen und somit höheren Renditen (zuletzt ca. 4,3%) gehandelt werden.
Das heißt, neue Schulden werden für die USA teurer.
Statt Haushaltsreformen, wie Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen, hat sich Donald Trump für eine Handelspolitik mit hohen Schutzzöllen für US-Importe entschieden, mit der er die US-Einnahmen erhöhen will. Damit verprellt er aber nicht nur seine Verbündeten, sondern schürt auch Zweifel am Erfolg seiner Maßnahmen, wenn er zum Beispiel ausländische Produzenten und Investoren ins Land holen will, damit diese Zölle vermeiden. Im Lichte der Vertrauenskrise gegenüber den USA zeigen sich diese aber bislang zurückhaltend.
„Die US-Staatsverschuldung ist ein komplexes und langfristiges Problem. Sie spiegelt wirtschaftspolitische Entscheidungen, strukturelle Herausforderungen und politische Blockaden wider. Ohne substanzielle Reformen und einen politischen Willen zur Haushaltskonsolidierung könnte die Schuldenlast zu einem echten Risiko für die Stabilität der amerikanischen und globalen Wirtschaft werden“, ergänzen die Experten der Steiermärkischen Sparkasse abschließend.