Starke Arbeitsmarktdaten und Sorgen über die US-Inflation ließen die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen zuletzt auf den höchsten Stand (ca. 4,7%) seit April 2024 steigen. Ein Anstieg der 10-jährigen Benchmark-Rendite auf 5 % könnte ein Kaufsignal für Anleihen und eine mögliche Trendumkehr bei Aktien bedeuten, erläutern die Experten der Steiermärkische Sparkasse Private Banking, Karl Freidl und Alexander Eberan.
Aktienrisikoprämie
Theoretisch betrachtet könnten die Wertunterschiede zwischen US-Aktien und Anleihen schließlich so groß werden, dass die Anleger:innen ihr Engagement in eher teurere Aktien reduzieren und sich mit Staatsanleihen eindecken könnten. Diese „Aktienrisikoprämie“ gilt als nützlicher Indikator.
Sie kann auf verschiedene Weise gemessen werden, ist aber im Wesentlichen die Differenz zwischen der Ertragsrendite des S&P 500 Index und der Rendite zehnjähriger Staatsanleihen. In „normalen“ Zeiten sollte der Wert positiv sein und den Anlegern eine angemessene Prämie für das Halten von Aktien gegenüber „risikofreien“ Staatsanleihen bieten.
Optionenmarkt
Währenddessen macht sich auch am Markt für Futures-Optionen Unruhe breit, wo auf einen weiteren Anstieg der Renditen gewettet wird.
Dies spiegelt auch – abseits der aktuellen Wirtschaftsdaten – die Befürchtung wider, dass die Politik der neuen Trump-Regierung das bereits aufgeblähte Haushaltsdefizit erhöhen und die Inflation wiederbeleben wird. Steuersenkungen sind eines von Trumps Wahlversprechen, von denen Verbraucher und Unternehmen insgesamt profitieren dürften.
Aber wenn die Steuersenkungen nicht durch Ausgabenkürzungen finanziert werden, werden sie wahrscheinlich das Staatsdefizit erhöhen. Das bedeutet, dass mehr Staatsanleihen den Markt überschwemmen, um die Ausgabenlücke zu schließen, was die Zinssätze in die Höhe treibt. Ebenso sind die Marktteilnehmer zunehmend über Trumps Versprechen besorgt, weitreichende Zölle auf Importe zu erheben, ein Schritt, der gleichsam als inflationär angesehen wird.
Dazu passt die jüngst bekannt gewordene Zusammenfassung des Protokolls der Dezember-Sitzung der US-Notenbank Fed, das auf eine ernste Besorgnis über die Inflation hindeutete. Die Zusammenfassung des Treffens enthielt mindestens vier Erwähnungen über die Auswirkungen, die die Änderungen in der Einwanderungs- und Handelspolitik auf die US-Wirtschaft haben könnte.
Trumps Politik
Seit Trumps Wahlsieg im November hat er Pläne für aggressive Strafzölle gegen China, Mexiko und Kanada sowie die anderen Handelspartner der USA signalisiert. Darüber hinaus will er mehr Deregulierung und Massenabschiebungen vorantreiben.
Das Ausmaß der Maßnahmen und insbesondere die Art und Weise, wie sie gesteuert werden, erfordert nach Ansicht der Mitglieder des Federal Open Market Commitee (FOMC, Offenmarkt-Ausschuss) extreme Vorsicht.
„Fast alle Teilnehmer waren der Meinung, dass die Aufwärtsrisiken für die Inflationsaussichten zugenommen haben“, heißt es in dem Protokoll.
Als Gründe für dieses Urteil nannten die Teilnehmer die jüngsten stärker als erwarteten Inflationsdaten und die wahrscheinlichen Auswirkungen möglicher Änderungen in der Handels- und Einwanderungspolitik. Die FOMC-Mitglieder stimmten laut Protokoll dafür, den Leitzins der Zentralbank auf einen Zielbereich von 4,25 % bis 4,5 % zu senken. Sie senkten jedoch auch ihre Prognose für die erwarteten Kürzungen im Jahr 2025. Ging man in der Sitzung von September 2024 noch von 4 Senkungen aus, so dürfte das Tempo deutlich auf bloß zwei Zinsschritte 2025 reduziert werden.