ETFs: Steht der ganz große Durchbruch erst noch bevor?

Kostengünstig, flexibel, transparent: ETFs befinden sich seit langer Zeit auf der Überholspur in die Depots der Anleger. Die Mittelzuflüsse nehmen ständig zu, die Zielgruppen reichen von der „Gen Z“ bis zum Pensionär und über nahezu alle Einkommensklassen hinweg. Doch möglicherweise steht der ganz große Durchbruch erst noch bevor
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ETFs: Steht der ganz große Durchbruch erst noch bevor?

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Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) verzeichnen Zuflüsse. Wie die Börsen-Zeitung unter Berufung auf das Analysehaus ETFGI berichtet, flossen in diesem Jahr allein bis Juli weltweit 464 Milliarden USD neu in ETFs. In Europa waren es 87 Milliarden USD.

Hohe Mittelzuflüsse bei ETFs: Kein Ende in Sicht

Der Juli war der 50. Monat mit anhaltenden Nettomittelzuflüssen in Folge weltweit, in Europa immerhin der zehnte Monat. Durch die Nettomittelzuflüsse und zusätzlich die erzielten Kursgewinne sind die durch ETFs verwalteten Vermögen deutlich gewachsen: Stand August hatten Anleger 10,6 Billionen USD diesem Segment angelegt. In Europa waren es 1,6 Billionen USD.

Die Wachstumsraten sind beeindruckend. In den vergangenen zehn Jahren wuchsen die in ETFs angelegte Vermögen pro Jahr um 16,3 % (Europa: 15,0 %). Für den dauerhaften Erfolg gibt es gute Gründe. „Mit ETFs können Anleger einfach und kostengünstig investieren und dabei im Handumdrehen verschiedene Anlageklassen abdecken“, sagt Shanna Strauss, Rep. Network Development Manager des Brokers Freedom Finance Europe.

Bis ins vergangene Jahr hinein, so Strauss, hätten bei Anlegern vor allem Aktien-ETFs hoch im Kurs gestanden. Seitdem habe sich die Investmentwelt jedoch verändert. Gerade jetzt zeigten ETFs ihre Stärken. „Sie können in Aktien genauso investieren wie in den wiederbelebten Rentenmarkt, in Rohstoffe, in bestimmte Themen – und sogar in den Geldmarkt. Anleger können sich mit sehr geringem Aufwand ein Depot mit verschiedenen Assetklassen aufbauen und zum Beispiel das beliebte 60/40 Portfolio abbilden“.

Niedrige Kosten bleiben schlagendes Argument

Strauss rechnet auch vor, was das kostet. „Nehmen wir an, Sie haben ein 50.000 EUR Portfolio. Wenn Sie nun je 10.000 EUR in einen Aktien ETF auf Nordamerika, Europa und weltweite Aktien investieren und je einen Anleihe ETF auf Bonds mit kurzer und mittlerer Laufzeit dazu nehmen, kaufen Sie insgesamt fünf verschiedene ETFs“, skizziert sie eine typische Vorgehensweise der Kundschaft.

„Angenommen, jeder ETF-Anteil kostet 50 EUR: Dann benötigen Sie fünf Orders über je 200 Anteile. Bei unserem Gebührenmodell kostet jede Order dann 6 EUR und die gesamte Portfoliokonstruktion somit 30 EUR. Für die jährlichen Verwaltungsgebühren fallen im ETF bei günstigen Produkten insgesamt vielleicht noch einmal 50 EUR an. Die Gesamtkostenbelastung liegt dann sichtbar unter 0,2 %. Das bekommen Sie bei keiner Vermögensverwaltung – auch nicht bei den vermeintlich günstigen Robo Advisor“.

Langfristige Investments: Anleger trotzen Unsicherheiten

Die Mittelzuflüsse entfallen sowohl auf Einmalanlagen als auch auf die beliebten Sparpläne, von denen es in Deutschland laut extraETF im Juli bereits 3,9 Millionen gab. Für viele Anleger sind ETFs langfristige Anlagen, die unabhängig von der aktuellen Marktsituation getätigt werden. Dafür sprechen auch jüngste Daten. State Street berichtete jüngst über Mittelzuflüsse von 17 Milliarden USD im Oktober – dem Monat des Kriegsausbruchs im Nahen Osten. Geopolitische Unsicherheiten halten Anleger also nicht vom Markt fern.

Gleichwohl belegen auch die jüngsten Daten von State Street, dass mit ETFs eine Reaktion auf aktuelle Ereignisse jederzeit möglich ist. So hätten unter den Sektor-ETFs besonders solche aus dem Energiebereich Mittelzuflüsse verzeichnet, da Anleger nach dem Kriegsausbruch mit steigenden Energiepreisen rechneten.

ETFs decken auch den wiederbelebten Bondmarkt ab

Das weiterhin große Interesse an ETFs verdeutlicht auch, dass die Zinswende keine Bedrohung für das Segment darstellt. Anleger erhalten mit sicheren Geldanlagen außerhalb des Kapitalmarkts derzeit Zinssätze von teils mehr als 5 %. Doch die Wiederbelebung des Anleihemarktes lässt sich auch mit ETFs abdecken.

ETFs: Steht der ganz große Durchbruch erst noch bevor?

Anleger können hier aus einer Vielzahl von Produkten mit unterschiedlichen Laufzeiten und Bonitäten wählen. ETFs auf Staatsanleihen höchster Bonität sind ebenso erhältlich wie Indexfonds, die gezielt in hochrentable Unternehmensanleihen investieren.

Die Möglichkeit, mit ETFs auf neue Trends am Markt zu reagieren, ist ein Erfolgsfaktor für das Segment. Was jetzt bei Anleihe-ETFs sichtbar wird, gilt schon seit Jahren für ETFs mit Nachhaltigkeitskriterien. So können Anleger gezielt in Fonds anlegen, die Aktien mit hohen ESG-Standards kaufen. Welches Thema auch immer am Markt gerade aktuell ist: ETFs bieten eine schlüsselfertige Lösung.

Neue Produkte als Konkurrenz zu Tagesgeld

Die Branche zeigt sich im Hinblick auf Produktinnovationen äußerst aktiv. Dazu trägt auch bei, dass immer mehr Fondsgesellschaften ETFs auflegen. Auch bekannte Vermögensverwalter wie Fidelityoder J.P. Morgan sowie Asset Manager wie die DWS sind in diesem Bereich aktiv. Gerade in Europasehen die Akteure noch Nachholbedarf und damit Wachstumspotential.

Dazu tragen auch neu entwickelte Produkte bei. Mittlerweile gibt es etwa ETFs, die für Anleger wie Tagesgeld funktionieren. Realisiert wird dies über Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit. Die Zielrendite liegt oft bei 2,5 % und höher und damit in Schlagdistanz zu vielen Tagesgeldkonten.

Großes Potenzial durch Active ETFs

Zusätzliches Wachstumspotential sehen Branchenkenner auch in sogenannten Active ETFs, die in den USA bereits seit einigen Jahren enorm an Bedeutung gewinnen. Auch in Europa steigt die Popularität: Seit Jahresbeginn wurden diesseits des Atlantiks 9,3 Mrd. EUR in das Segment investiert.

Active ETFs ergänzen passive Strategien zu Indexnachbildung um einer aktive, auf dem Know-how des Fondsmanagements basierende Komponente. Active ETFs verzeichnen Daten von Morningstar Direct zufolge nun sieben Quartale in Folge kontinuierliche Zuflüsse. Das verwaltete Vermögen ist in Europa auf mehr als 30 Mrd. EUR angewachsen.

Nicht zuletzt J.P. Morgan Asset Management will im Bereich der aktiven ETFs wachsen. Aktuell verwaltet das Unternehmen in Europa in diesem Segment rund 10 Milliarden USD. Travis Spence, Leiter Europa, Naher Osten und Afrika für den ETF-Vertrieb bei JPMorgan, sagte gegenüber der Financial Times kürzlich, dass „die Zukunft der ETFs aktiv ist“ und das Unternehmen die „aktive ETF Revolution weiterhin anführen“ wolle. 2023 sei ein „Jahr des Durchbruchs“ für aktive ETFs gewesen.

In dieselbe Kerbe schlägt Pimco. Der Anleihespezialist sieht angesichts der Zinswende den Zeitpunkt gekommen, „aktiv verwaltete ETF-Strategien für ein breiteres Spektrum von Pimcos Fähigkeiten anzubieten“.

Active ETFs müssen allerdings noch zeigen, dass sie die zumeist deutlich höheren Verwaltungsgebühren im Vergleich zu klassischen ETFs auch tatsächlich wert sind. Das Segment wird nicht zuletzt durch jene Vermögensverwalter vorangetrieben, deren Geschäft mit klassischen, aktiv verwalteten Investmentfonds seit geraumer Zeit Rückgänge zu verzeichnen hat.

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