Der berühmte Investor Warren Buffett ist für viele Investor:innen eine Messlatte, seine Aussagen werden gerne zitiert. Zum Bespiel sein Rat, gierig zu sein, wenn andere ängstlich sind und umgekehrt. Solch eine Strategie, die auch antizyklisch genannt wird, ist mitunter recht nervenaufreibend, kann aber nicht oft genug wiederholt werden.
„Sie macht Sinn, wenn man eine einmal festgelegte Strategie im Sinne eines fix einzuhaltenden Verhältnisses zwischen Aktien und Anleihen durchhalten will, erklären die Experten Karl Freidl und Alexander Eberan, Leiter Private Banking Graz sowie Wien, von der Steiermärkischen Sparkasse.
„Kühlen Kopf“ bewahren
Auch wenn die Märkte derzeit stabil sind, sollte man psychologisch stets für die nächste Krise gewappnet sein.
Viele Anleger:innen scheitern nicht an den Märkten selbst, sondern an ihren eigenen emotionalen Reaktionen. Angst, Gier oder Ungeduld können dazu führen, dass man unüberlegte Entscheidungen trifft: zu früh verkaufen, zu teuer kaufen oder überhaupt nicht investieren.
Wer diese Mechanismen versteht, kann lernen, kühlen Kopf zu bewahren. Gerade langfristige Anlagen erfordern Durchhaltevermögen – kurzfristige Schwankungen gehören dazu.
„Herdentrieb“ vermeiden
Eine typische Falle bei der Geldanlage ist die Angst vor Verlusten. Schon kleine Kursrückgänge fühlen sich oft schlimmer an als gleich hohe Gewinne – ein bekanntes Phänomen der Verhaltensökonomie.

„Wenn Märkte stark steigen, wächst die Versuchung, „auf den Zug aufzuspringen“, auch wenn die Bewertung überzogen ist. Viele Anleger richten sich unbewusst danach, was die Mehrheit tut, und ignorieren ihre eigene Strategie, auch bekannt als „Herdentrieb““, meinen die Experten.
Wer sich bewusst macht, wofür er/sie investiert – etwa die Altersvorsorge oder den Immobilienkauf – bleibt auch in turbulenten Zeiten fokussiert. Eine breite Streuung über Anlageklassen, Regionen und Branchen verringert das Risiko und macht Kursschwankungen leichter erträglich.
Wer täglich Finanznachrichten und Kursentwicklungen verfolgt, steigert die Wahrscheinlichkeit impulsiver Entscheidungen und verliert möglicherweise seine langfristige Perspektive aus dem Blick. Märkte schwanken, doch langfristig überwiegt historisch gesehen der Aufwärtstrend.
Emotionen kontrollieren
Emotionen lassen sich nicht komplett ausschalten – aber man kann lernen, sie zu kontrollieren. Mit klaren Zielen, einer durchdachten Strategie und Disziplin vermeidet man, dass kurzfristige Gefühle den langfristigen Erfolg gefährden.
„Rationalität in der Geldanlage bedeutet nicht Gefühllosigkeit, sondern die Fähigkeit, Entscheidungen auf Basis von Fakten und Planung zu treffen – nicht aus Angst oder Euphorie heraus. Antizyklisches Investieren erfordert Geduld und starke Nerven, bietet aber langfristig Chancen“, ergänzen Alexander Eberan und Karl Freidl abschließend.