Nach der Wahl von Donald Trump hat der US-Aktienmarkt nochmals einen Schub bekommen. Im laufenden Jahr konnten US-Aktien mit einer deutlichen Outperformance gegenüber dem europäischen Markt überzeugen.
Historisch reicht diese Dominanz der US-Börsen bereits an den Beginn des 20. Jahrhunderts zurück, erklären die Experten des Steiermärkische Sparkasse Private Banking, Karl Freidl und Alexander Eberan. In den letzten hundert Jahren erreichte die US-Börse, laut einer Berechnung der London Business School, eine reale Rendite von 7 Prozent pro Jahr, verglichen mit 4,9 Prozent in der übrigen Welt.
Hohe Unternehmenserträge
Wer Ende 2000 10.000 US-Dollar in US-Aktien investiert hat, besitzt heute inflationsbereinigt 27.000 US-Dollar. Im Vergleich dazu erreichte man mit Aktien außerhalb der USA lediglich 16.000 US-Dollar. Die Überlegenheit spiegelt sich auch im MSCI World Index wider, wo der US-Anteil seit den 1990er Jahren von 36 auf 64 Prozent angestiegen ist. Angesichts dieser fulminanten Entwicklung stellt sich die Frage, ob die Luft irgendwann dünner wird.
Expert:innen bei J.P. Morgan erwarten beispielsweise, dass amerikanische Unternehmen auch in den kommenden Jahren überdurchschnittliche Erträge erzielen werden, was sich positiv auf die Börsenkurse niederschlagen dürfte.
Für die Big Player, die sogenannten Blue Chips, prognostiziert das US-Investmenthaus eine langfristige jährliche Rendite von 6,7 Prozent. Des Weiteren wird geschätzt, dass die USA im Jahr 2037 immer noch eine Gewichtung von rund 60 Prozent am globalen Aktienmarkt innehaben wird. Grund für diese Annahme ist die fundamentale Stärke der US-Wirtschaft, die in der nächsten Dekade im Schnitt um 2 Prozent pro Jahr wachsen soll.
Europas Antwort – „Granola-Aktien“
Die Eurozone sieht J.P. Morgan hingegen bei durchschnittlich 1,4 Prozent. Hinzu kommt, dass das Wachstum der US-Unternehmen mit durchschnittlich 6,8 Prozent fast doppelt so hoch sein sollte wie jenes der Firmen in Europa mit rund 3,5 Prozent, Europäische Aktien sind zwar günstiger bewertet, aber die großen US-Tech-Konzerne haben dank hoher Cashflows robuste Bilanzen und investieren massiv in neue Technologien.
Allerdings: Die Marktkonzentration auf die USA führt zu einem Klumpenrisiko für Anleger:innen. Daher lohnt sich ein Blick auf europäische Aktien.
Die sogenannten Granola-Aktien (GSK, Roche, ASML, Nestlé, L’Oréal, LVMH und AstraZeneca – Anm. d. Red.) sind Europas Antwort auf die großen US-Tech-Konzerne. Manchmal werden auch die Pharmatitel Novo Nordisk und Novartis zu den Best Performern dazugezählt.
Risiken im Auge behalten
Generell gilt: Zahlreiche Unternehmen – in den USA, aber auch in Europa – wachsen zwar stark, dennoch ist die Anlegerwelt insgesamt fragil mit den folgenden Risiken:
Noch ist die Gefahr der Inflation nicht zur Gänze gebannt. Auch die wachsende Verschuldung muss weiter im Auge behalten werden, obwohl dies nicht zu den akuten Bedrohungen zählt. Ebenso ist eine US-Rezession längerfristig noch nicht vom Tisch. Abzuwarten bleibt, welche wirtschaftspolitischen Akzente der designierte US-Präsident Trump setzen wird und ob die von ihm angedrohten hohen Zölle nicht der US-Wirtschaft mehr Schaden als Nutzen bringen werden, wenngleich dieses Szenario im Moment an den Finanzmärkten keine große Rolle spielt.
Aktuell sieht vieles nach dem viel zitierten „Softlanding“ der US-Wirtschaft aus. Es überwiegt das positive Momentum, unterstützt durch Zinssenkungen der US-Notenbank Fed und dem Wahlsieg von Donald Trump. Die Zeichen stehen also gut, dass der Aufwärtstrend anhält und amerikanische Aktien weiterhin vielversprechend sind.
„Wiederentdeckung“ Europas
Beobachter:innen hoffen auf einen politischen Ruck in Europa durch Trumps Wahl, die lange vernachlässigte Reformen wie die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit vorantreiben könnte.
Ein Überangebot an Flüssiggas, die Neuordnung der Lieferketten, die Dekarbonisierung der Wirtschaft und die Entwicklung grüner Industrien gelten als Gründe für eine mögliche Wiederentdeckung Europas. Potenzial wird auch in einer Bankenunion sowie der Integration der europäischen Rüstungsindustrie gesehen.
Donald Trump sei trotz seines Säbelrasselns auf Europa angewiesen, um die Unstimmigkeiten mit China oder den Konflikt im Nahen Osten beizulegen.