Energieeffizienz im Gebäudesektor: Jetzt wichtiger denn je!

Kommentar von J. Robert Pfarrwaller CEO von REXEL Austria. Es sind turbulente Zeiten für den globalen Energiemarkt. Explodierende Energiepreise und Angst vor einer potenziellen Energieknappheit sind die Folgen. Jeder Einzelne bekommt das mittlerweile finanziell zu spüren. Nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen stehen nun vor einer großen Herausforderung. Während die Politik mit Einzelmaßnahmen lediglich an der Oberfläche kratzt, fragen sich Fachverbände und Unternehmer, welche konkreten Lösungsansätze es braucht, um zeitnahe und ganzheitlich gegensteuern zu können.
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Wir müssen umdenken. Nicht nur um gegen die hohen Energiekosten anzukämpfen, sondern auch um das Klima zu retten. Dafür muss Strom, der jetzt noch teilweise aus fossilen Energiequellen erzeugt wird, aus Erneuerbaren kommen. Doch genauso wichtig ist die Senkung des Verbrauchs. Hier liegt vor allem im Gebäude-Sektor in Hinblick auf Energiemanagement enormes Potenzial. Zuallererst müssen wir feststellen, wo genau der Energieverbrauch stattfindet, um diesen durch den Einsatz von energieeffizienten Technologien und Digitalisierung minimieren zu können. Dadurch – Stichwort Smart Building – kann laut einer Studie vom Austrian Institute of Technology eine 20-prozentige CO2-Reduktion erreicht werden. Die Umsetzung sieht mitunter stärkere Automatisierung in Gebäuden vor – insbesondere in Bereichen, die viel Energie verbrauchen, wie Beleuchtung, Kühlung und Heizung. Beim letzteren Punkt sind die Einsparungsmöglichkeiten am höchsten, denn kommt hier eine effiziente Reglung in Zusammenwirken mit einer ganzheitlichen Gebäudeautomation zum Einsatz, so ergibt das bei einer Sanierungsrate von fünf Prozent ein Einsparungspotential von bis zu 85.000 Tonnen CO2.

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Energieeffizienz im Gebäudesektor: Jetzt wichtiger denn je!
Robert Pfarrwaller zeichnet seit 2014 als CEO von REXEL Austria insbesondere für die strategischen Agenden des Unternehmens verantwortlich.

Anreizsysteme gefordert

Die Wende hin zu nachhaltigen Energielösungen ist in Österreich leider immer noch nicht attraktiv genug, da weder private noch gewerbliche Endverbraucher ausreichend informiert sind. Der österreichische Gebäudesektor bietet als einer der energieintensivsten Sektoren noch erhebliche CO2-Einsparungspotentiale. Im Jahr 2020 hat dieser Sektor acht Millionen Tonnen CO2-Äquivalent verursacht. Über drei Viertel der Bestandsgebäude in Österreich wurden vor 1990 gebaut und gelten laut Statistik Austria zu 60 Prozent aus energetischer Sicht als sanierungsbedürftig. Daher ist eine bewusstseinsbildende Offensive notwendig, gekoppelt z.B. mit einem monetären Anreizsystem. Um Sanierungen attraktiver zu machen, stellt beispielsweise eine flächige Einführung von Abschreibungsmodellen eine Möglichkeit dar: Steuerliche Entlastung für all jene, die bei getätigten Investitionen Energie- und CO2-Einsparungen nachweisen können. Diese Steuerentlastung ist technologieneutral zu betrachten. Dem Nutzer bleibt die Wahl aus einer Bandbreite an Möglichkeiten, er kann die aus seiner Sicht geeignetsten Effizienz-Maßnahmen tätigen. Die Höhe der Steuerabschreibung würde sich bei diesem Modell an den tatsächlichen CO2-Einsparungen orientieren. Die Analysen und Nachweise sind durch Marktteilnehmer, die bereits heute zur Ausstellung von Gebäude-Energieausweisen berechtigt sind, erstellbar. Neben diesen Anreizsystemen muss die gesamte Förderlandschaft auch einfacher werden. Ohne diesen Aktivitäten wird es schwierig, eine substanzielle Erhöhung der Renovierungsraten zu erreichen. In jedem Fall muss ein Umdenken stattfinden, um endlich konkrete Maßnahmen zu setzen. Zu lange hat sich Österreich auf seinem guten Ruf als Vorzeigeland in puncto Nachhaltigkeit ausgeruht – es ist an der Zeit, um zu handeln.

Energiemonitoring im Einsatz

Auf Unternehmensseite kann die Analyse des eigenen Energieverbrauchs mittels Energiemonitoring enormes Einsparpotential aufzeigen. Seit 2015 sind Großunternehmen in Österreich dazu verpflichtet, sich alle vier Jahre einem Energieaudit zu unterziehen. Alternativ oder zusätzlich zu den regelmäßigen Audits kann ein zertifiziertes Energiemanagementsystem implementiert werden. Bei REXEL Austria können wir in diesem Bereich auf eine Vielzahl an Referenzen verweisen. Ein Paradebeispiel aus unserem eigenen Haus ist unser Logistikzentrum im oberösterreichischen Weißkirchen. Hier konnten wir eine Stromeinsparung von 15 Prozent, was einer jährlichen CO2-Reduktion von 60 Tonnen entspricht, erreichen. Mithilfe einer Energiemonitoring-Lösung haben wir gezielt Lastspitzen ausfindig gemacht und entsprechend optimiert.

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Bewusstseinsbildung: Ein wesentlicher Schritt

Ein weiterer wesentlicher Hebel beim Bestreben, das eigene Unternehmen energieeffizienter zu gestalten, wird oft vernachlässigt: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Über unsere Academy sind wir bei REXEL einer der größten Ausbildner des Elektrohandwerks in Österreich und geben unseren Kunden bei Schulungen und Trainings unser Wissen weiter, unter anderem zum Thema Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Aber auch durch die Änderung von Gewohnheiten und Verhaltensweisen kann viel erreicht werden, denn der Energieverbrauch im Umgang mit elektrotechnischen Geräten am Arbeitsplatz wird häufig unterschätzt. Es ist wesentlich, bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Bewusstsein für das Thema Energiesparen zu schaffen und zu sensibilisieren. So suchen wir auch regelmäßig den Austausch mit unseren Kolleginnen und Kollegen. Etwa wurden anlässlich des Earth Days im April Ideen gesammelt, um das Unternehmen und seine Standorte noch nachhaltiger zu gestalten. Um gedankliche Ansätze auch umzusetzen, ist es wichtig, klare Verantwortlichkeiten zu schaffen, ein Budget vorzusehen und eventuell externe Expertise mit ins Boot zu holen. Auch wenn großer Handlungsbedarf in puncto Energie und Klima bei der Politik liegt, ist es dennoch wichtig, dass jeder Einzelne von uns Debatten anregt und seinen Beitrag leistet, um die Zukunft nachhaltig gestalten zu können und die Welt auch für kommende Generationen lebenswert zu machen.

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