70 Jahre Deutsche Handelskammer in Österreich: Optimismus und Veränderung

Mit einem Fest im Palais Ferstel hat die DHK ihre Wiedergründung in Österreich im Jahr 1955 gefeiert.
© DHK
70 Jahre Deutsche Handelskammer in Österreich: Optimismus und Veränderung
70. Jahre Deutsche Handelskammer in Österreich – v.l.n.r.: DHK-Vizepräsident Axel Kühner (ASK Management GmbH), DHK-Vizepräsidentin Annette Mann (Austrian Airlines AG), DHK-Vizepräsidentin Elisabeth Hintermann (Mühldorfer GmbH & Co. KG), Vito Cecere (Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Österreich), DHK-Präsident Hans Dieter Pötsch (Volkswagen AG), Peter Hanke (Bundesminister für Innovation, Mobilität und Infrastruktur) sowie DHK-Vizepräsident Joachim Schönbeck (Andritz AG).

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp

Vor der Jubiläumsfeier im traditionsreichen Palais Ferstel fand noch die 70. ordentlichen Generalversammlung der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK) statt. Die Kammer blickte auf sieben Jahrzehnte erfolgreicher deutsch-österreichischer Wirtschaftsbeziehungen zurück.

VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch wurde für weitere drei Jahre zum Präsidenten gewählt – Christian Jauk übernimmt das Amt des ersten Vizepräsidenten. Ebenso wurden Annette Mann (Austrian Airlines) und Joachim Schönbeck (Andritz AG) neu in das Präsidium gewählt. Beide stehen mit ihrer langjährigen Erfahrung in führenden österreichischen Industrie- und Dienstleistungsunternehmen für wirtschaftliche Kompetenz und europäische Partnerschaft.

Gemeinsame Verantwortung für Europa

Der Präsident der DHK, Hans Dieter Pötsch, betonte in seiner Rede die Bedeutung von Vertrauen, Stabilität und marktwirtschaftlicher Verantwortung als Grundpfeiler dieser Beziehung.

„Was uns verbindet, ist stärker als das, was uns trennt. Diese Partnerschaft bleibt ein Fundament für eine starke Zukunft in Europa.“

Gleichzeitig verwies er auf die zentralen Herausforderungen für die Zukunft: So stehen beide Länder vor geopolitischen Umbrüchen, die durch den Krieg in der Ukraine, weltweite Handelskonflikte und fragile Lieferketten geprägt sind. Diese komplexe Situation erfordert mehr wirtschaftliche Resilienz, eine stärkere Diversifizierung und ein enges europäisches Miteinander. Ein weiterer Schwerpunkt liege auf dem Wandel hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft.

Die Energiewende und Dekarbonisierung seien nicht nur notwendige Anpassungen, sondern auch große Chancen für Innovation – insbesondere im Maschinenbau, in der Mobilität und in der Umwelttechnik. Dabei müsse Technologieoffenheit das Leitprinzip bleiben, um Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz miteinander zu verbinden.

70 Jahre Deutsche Handelskammer in Österreich: Optimismus und Veränderung
DHK-Präsident Hans Dieter Pötsch (Volkswagen AG).
© DHK

Gleichzeitig stehe die Wettbewerbsfähigkeit Europas insgesamt auf dem Prüfstand. Während andere Weltregionen massiv in Technologie und Industriepolitik investieren, müsse Europa Bürokratie abbauen, Innovation fördern und den Industriestandort nachhaltig stärken.

Deutschland und Österreich sollten hier gemeinsam als starke Stimme für ein pragmatisches und zukunftsorientiertes Europa auftreten.

Eng verwobene Volkswirtschaften

Deutschland ist weiterhin Österreichs wichtigster Handelspartner – über 30 Prozent der österreichischen Warenexporte gehen in das Nachbarland. Rund 5.000 deutsche Unternehmen sind in Österreich aktiv, während mehr als 2.000 österreichische Firmen in Deutschland vertreten sind. Diese enge Partnerschaft habe sich auch in Krisenzeiten als belastbar erwiesen.

Seit ihrer Wiedergründung im Jahr 1955 habe sich die DHK zu einem zentralen Bindeglied zwischen den beiden eng verflochtenen Volkswirtschaften entwickelt.

Die deutsch-österreichischen Wirtschaftsbeziehungen seien, so das Fazit, weit mehr als Zahlen und Bilanzen: Sie stünden für Vertrauen, kulturelle Nähe und gemeinsamen europäischen Gestaltungswillen. Auch in Zukunft wolle die Deutsche Handelskammer in Österreich diese Partnerschaft aktiv mitgestalten – als Fundament für eine starke, wettbewerbsfähige Wirtschaft in Europa.

Jubiläumsfeier im Palais Ferstel

„Lassen wir Optimismus spürbar werden“, rief der österreichische Innovationsminister Peter Hanke als Festredner der großen Schar an Gästen aus Wirtschaft, Politik, Diplomatie und Gesellschaft zu.

Man sollte die Herausforderungen der Gegenwart nicht eine Krise nennen, sondern Veränderung. Österreich und Deutschland gehörten zu den reichsten Ländern der Welt allerdings dürfe man sich nicht auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhen.

Der Innovationsminister Österreichs kündigte ebenso an, dass die Industriestrategie der Regierung, die noch in diesem Jahr ausgefertigt werde, sich auf Schlüsseltechnologien konzentrieren werde. Diese Innovationen müssten auch in Europa, in Deutschland und in Österreich stattfinden. Nur so könnten Österreich und Deutschland wettbewerbsfähige Standorte bleiben:

„Wir müssen Made in Europa wieder großschreiben – das gilt auch für die Eisenbahnindustrie“, verdeutlicht Peter Hanke.

70 Jahre Deutsche Handelskammer in Österreich: Optimismus und Veränderung
Peter Hanke (Bundesminister für Innovation, Mobilität und Infrastruktur).
© DHK

Er warnte vor dem Vordringen chinesischer Unternehmen, die mit „hoher Staatsunterstützung“ im europäischen Verkehrsnetz „Fuß fassen“. Es müssten für alle die gleichen Ausgangsbedingungen herrschen. Hervorgehoben wurden vom Innovationsminister auch die hervorragende Zusammenarbeit im Infrastrukturbereich. Der Koralmtunnel, der im Dezember in Betrieb gehen wird, wird in Südösterreich eine neue wirtschaftliche Dynamik entstehen lassen und zusammen mit dem Brenner-Tunnel, der 2032 fertig sein soll, einen wichtigen Teil der transeuropäischen Netze bilden.

Europa als Gestalter

„70 Jahre Deutsche Handelskammer in Österreich, das sind 70 Jahre gelebte Partnerschaft, Vertrauen und wirtschaftlicher Austausch zwischen zwei Ländern, die weit mehr verbindet als eine gemeinsame Grenze. Diese Verbindung beruht auf gemeinsamen Werten, auf Verlässlichkeit, Qualität, Fairness und Innovationskraft“, so der Präsident der DHK.

Europa dürfe angesichts der Herausforderungen dieser Zeit nicht Zuschauer sein, sondern müsse Gestalter sein. Dazu gehörten Nachhaltigkeit, Innovation und Zusammenarbeit. Europa könne nur stark sein, wenn es gemeinsam handelt. Es braucht, laut Hans Dieter Pötsch, weniger Bürokratie und mehr Vertrauen in Unternehmergeist und Eigeninitiative.

Rückgrat der heimischen Wirtschaft

An die Festveranstaltung richtete Bundeskanzler Christian Stocker eine Videobotschaft, in der er versicherte, dass Österreich in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der beiden Länder ein verlässlicher Partner bleiben werde. Kaum zwei Volkswirtschaften in Europa seien enger miteinander verflochten.

Die wirtschaftliche Anbindung an Deutschland sei das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft und Österreich zählt zu den bedeutendsten Partnern Deutschlands.

Jubiläumsfeier vereint Wirtschaft und Kultur

Als „Exil-Österreicher“ stellte sich Peter Sommerer vor, Dirigent und künstlerischer Leiter der Sächsischen Bläserphilharmonie, die dem Festabend mit ihrer Musik einen besonderen „Touch“ verliehen.

„Sehen Sie die Kunst als unsere gemeinsame Aufgabe“, appellierte er an die versammelte Wirtschaftselite – „geben Sie ihr Platz!“ Großer Applaus für ihn und das Bläserensembles bestätigte, dass der Appell wohlwollend aufgenommen wurde.

Der Abend im Palais Ferstel klang mit einer kulinarischen Reise durch Deutschland und Österreich aus, bei der die Gespräche und Netzwerken auch mit den ausstellenden Unternehmen aus der dem Mitgliederumfeld nicht zu kurz kamen.

https://oesterreich.ahk.de

Das könnte Sie ebenfalls interessieren:

Melden Sie sich hier an

Sie sind noch nicht registriert?