„Faire Wettbewerbsbedingungen sind essenziell – regulatorisch wie marktseitig“

Exklusivinterview mit Walter Zinggl, Managing Director Austria RTL AdAlliance, über die Wettbewerbsbedingungen des Medienstandorts Österreich, wie die neue Buchungsplattform des Unternehmens Kleinstbetrieben den Zugang zum „Big Screen“ ermöglicht u.v.m.
© Kurt Patzak
„Faire Wettbewerbsbedingungen sind essenziell – regulatorisch wie marktseitig“
Walter Zinggl, Managing Director Austria RTL AdAlliance.

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Herr Zinggl, Sie blicken auf eine über vier Jahrzehnte währende Karriere zurück, in der Sie die Vermarktungslandschaft maßgeblich geprägt haben. Welche Meilensteine Ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn erscheinen Ihnen als besonders erwähnenswert und welche unmittelbaren Ziele haben Sie sich in den kommenden zwei Jahren gesetzt?

Die vergangenen zwölf Jahre als Geschäftsführer der RTL AdAlliance in Österreich waren besonders prägend. Als ich 2013 startete, hatten wir ein kleines Team, sechs Sender im Portfolio und überschaubare digitale Erlöse. Heute zählen wir 15 lineare TV- Sender, 75 Mitarbeiter:innen und ein stark wachsendes Digitalgeschäft, von Addressable TV über CTV, Online Video bis hin zu Gaming. Mit der Integration am 01. Juli 2025 in die RTL AdAlliance haben wir einen entscheidenden Schritt gesetzt, um national wie international zukunftsfit zu sein.

Mein Ziel ist es, die Transformation gemeinsam mit dem Team erfolgreich abzuschließen und meine Nachfolge ab 2026 strukturiert zu begleiten.

Mit dem abgeschlossenen „Merging-Prozess“ zur RTL AdAlliance haben Sie einen großen Transformationsprozess initiiert – welche strukturellen und inhaltlichen Synergien erwarten Sie dadurch?

Wir bündeln nationale und internationale Vermarktung unter einem Dach. Für österreichische Kund:innen bedeutet dies den Zugang zu einem großen internationalen Portfolio. Besonders die AdTech-Expertise innerhalb der RTL AdAlliance stärkt uns in Bereichen wie Addressable TV, Connected TV und datenbasiertes Targeting.

Welche Auswirkungen hat die Fusion auf das nationale wie internationale Vermarktungsgeschäft?

Wir sind nun Teil eines europaweit agierenden Total-Video-Vermarkters. Das stärkt unsere Position im Wettbewerb gegen US-Plattformen wie Meta oder TikTok.

Unser Vorteil: Brandsafe Umfelder mit Handschlagqualität und lokaler Marktkenntnis. Österreichische Kund:innen profitieren davon, dass sie über uns einen einfachen Zugang zu führenden europäischen Medienmarken erhalten und damit mehr Reichweite – weit über den Heimatmarkt hinaus.

„Faire Wettbewerbsbedingungen sind essenziell – regulatorisch wie marktseitig“
© smarterpix / nmedia

Umgekehrt bietet die RTL AdAlliance internationalen Kund:innen einen klar strukturierten Zugang zum österreichischen Werbemarkt. Gerade diese Kombination aus nationaler Stärke und internationaler Vernetzung ist ein Angebot, welches nur wenige Vermarkter in dieser Form leisten können.

Inwiefern hat das Rebranding nicht nur die äußere Erscheinung, sondern auch die Unternehmenskultur, interne Prozesse sowie die Markenwahrnehmung bei Kund:innen verändert und wie ist das Feedback?

Das Rebranding war weit mehr als ein Namenswechsel – es markiert den Aufbruch in eine neue Ära. Wir treten internationaler, technologiegetriebener und moderner auf, bleiben dabei aber unseren Grundwerten treu: Verlässlichkeit, Vertrauen, Handschlagqualität.

Das Feedback unserer Partner:innen ist durchwegs positiv. Sie sehen, dass wir international stärker aufgestellt sind, ohne unsere lokale Expertise einzubüßen.

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bilden das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft und ein Großteil der Plattformumsätze in Österreich, kommt von jenen Betrieben. Wie schätzen Sie die Bedeutung der KMU für Ihr Geschäftsmodell ein und auf welche Weise möchten Sie deren Partizipation an adressierbaren und programmatischen Werbeangeboten erhöhen?

Viele KMUs investieren ihre Mikrobudgets bei internationalen Plattformen. Mit Addressable TV zeigen wir, dass auch TV-Werbung am Big Screen für sie möglich ist – einfach, kosteneffizient und präzise regional steuerbar. So verbinden wir für kleine und mittlere Unternehmen maximale Reichweite und Glaubwürdigkeit des Fernsehens mit der Flexibilität digitaler Kanäle.

Können Sie beschreiben, wie ein Kleinstbetrieb ohne große Mediavorgeschichte über ihre neue Buchungsplattform für KMU den „Big Screen“ erreicht und welche konkreten Vorteile Addressable TV für Unternehmen dieser Größenordnung bietet?

TV-Werbung wird mit unserer neuen Plattform erstmals auch für Kleinstbetriebe realistisch. Schon im unteren vierstelligen Euro-Bereich lässt sich eine Kampagne auf Postleitzahlen-Ebene buchen – gezielt, flexibel und messbar.

Besonders geeignet sind Switch-In XXL beziehungsweise L-Shape-Formate: Sie sind günstig, schnell umsetzbar und benötigen keine aufwendige Videoproduktion, werden aber trotzdem nahtlos ins TV-Umfeld integriert. Damit eröffnen wir KMUs den einfachen Zugang zum Big Screen, mit der emotionalen Wirkung klassischer TV-Umfelder sowie der Präzision digitaler Aussteuerung.

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© smarterpix / kentoh

RTL AdAlliance hat für die zweite Jahreshälfte 2025 eine digitale Initiative angekündigt, um das digitale Portfolio weiter auszubauen. Können Sie unseren Leser:innen erläutern, welche Lösungsansätze und Produkte Sie konkret planen?

Wir bauen unser Total-Video-Portfolio konsequent aus. Dazu gehören neue Addressable-TV-Lösungen, Connected TV und datenbasierte Targeting-Modelle wie „Smart Audiences“, die wir gemeinsam mit dem Adtech-Spezialisten smartclip in Österreich ausrollen.

So können Zielgruppen noch präziser angesprochen werden. Für nationale Kund:innen bedeutet das: mehr Reichweite, Flexibilität und Transparenz – kombiniert mit digitalen Tools, die Planung und Erfolgsmessung so einfach machen wie bei den großen Plattformen, jedoch in einem markensicheren europäischen Umfeld.

Der österreichische Medienstandort steht unter erheblichem Druck durch globale Tech-Giganten, denen jährlich nahezu zwei Milliarden Euro an Werbegeldern zufließen – welche politischen, regulatorischen oder marktseitigen Maßnahmen halten Sie für zielführend, um diesen Werbemittelabfluss zu verringern und heimischen Medienanbietern nachhaltig faire Wettbewerbsbedingungen zu sichern?

Faire Wettbewerbsbedingungen sind essenziell – regulatorisch wie marktseitig. Wir müssen europäische Alternativen stärker sichtbar machen.

Genau dafür steht RTL AdAlliance: markensichere, transparente und innovative, vertrauensvolle Lösungen aus Europa. Unsere Aufgabe ist es, die Vorteile lokaler und europäischer Umfelder klar zu kommunizieren, damit Budgets nicht automatisch zu internationalen Plattformen abwandern.

Angesichts einer zunehmend fragmentierten Werbelandschaft und verschiedener Konkurrenzmodelle entziehen sich Werbebudgets traditionellen Kanälen – mit welchen Strategien begegnet die RTL AdAlliance diesem Trend, um abfließende Budgets zurückzugewinnen und Kund:innen langfristig an Ihr Portfolio zu binden?

Unser Leitmotiv Simplicity for advertisers, value for publishers ist ein klares Leistungsversprechen.

Wir schaffen einfache Zugänge zu komplexen Medienumfeldern über Plattformen, die Werbung effizient, transparent und datengestützt planbar machen. Gleichzeitig unterstützen wir Medienhäuser mit modernster AdTech, strategischer Beratung und neuen Erlösmodellen – insbesondere im Bereich Addressable TV und digitaler Transformation.

Unser Fokus liegt auf dem Ausbau des digitalen Portfolios, lokal ebenso wie auf europäischer Ebene. Mit unserem integrierten Total-Video-Angebot bündeln wir lineares TV, Streaming und digitale Formate – und bieten Werbekund:innen Reichweite, Qualität und Vertrauen aus einer Hand.

Themenwechsel: Herr Zinggl, ab Anfang 2026 tritt Elisabeth Frank als Local Managing Director ihre Nachfolge an, während Sie als Management Consultant verbleiben – wie planen Sie, Ihre langjährige Expertise in dieser neuen Rolle einzubringen und mit welchen Impulsen möchten Sie das Unternehmen weiterhin voranbringen?

Elisabeth Frank bringt viel Erfahrung im digitalen Business der österreichischen Medienlandschaft mit, dazu eine klare Vision und starke Leadership-Qualitäten. Sie versteht es, Marken strategisch zu entwickeln und gemeinsam mit unserem Team konsequent die Perspektive der Konsument:innen einzunehmen. Damit ist sie die ideale Besetzung für meine Nachfolge. Unterstützt wird sie von Claudia Ostermann-Schabata als VP & Deputy Managing Director sowie von Oliver Vesper als International Managing Director.

Ich selbst bleibe dem Unternehmen bis Ende 2026 als Management Consultant verbunden, um Wissen und Kontakte einzubringen, als Sparringspartner zu wirken und Kontinuität sicherzustellen.

Abschließend interessiert uns Ihre Vision für die langfristige Entwicklung der RTL AdAlliance am österreichischen Markt – vor dem Hintergrund der aktuellen Transformation und der neuen Führungsstruktur?

Meine Vision ist, dass RTL AdAlliance in Österreich ein Synonym für Total Video wird – getragen von einem starken lokalen Team und international bestens vernetzt.

Wien soll ein Hub bleiben, an dem wir nationale Kund:innen betreuen und internationale Kampagnen umsetzen. Bis 2028 wollen wir uns in Europa als führender Total-Video-Vermarkter etablieren, sowohl im linearen TV als auch im Streaming. Mit der aktuellen Transformation und der neuen Führungsstruktur sind wir dafür bestens aufgestellt.

„Faire Wettbewerbsbedingungen sind essenziell – regulatorisch wie marktseitig“
© smarterpix / simpson33

Herr Zinggl, wir möchten Sie gerne auch als Privatperson etwas näher kennenlernen – daher noch ein paar persönliche Fragen:

Wie sieht für Sie ein idealer freier Tag aus, und welche Aktivitäten helfen Ihnen, nach einer intensiven Arbeitswoche abzuschalten?

Ein idealer freier Tag bedeutet für mich, Zeit mit meiner Familie zu verbringen, in ein gutes Buch einzutauchen oder Musik zu hören. Ebenso genieße ich es, beim Golfspielen zur Ruhe zu kommen und den Kopf freizubekommen.

Gibt es ein Buch, einen Film oder ein Kunstwerk, das Sie in letzter Zeit inspiriert oder nachhaltig beeindruckt hat?

Sehr beeindruckt hat mich zuletzt der Film Contra von Sönke Wortmann. Außerdem habe ich Ein paar Leben später von Robert Palfrader gelesen, was ich großartig fand. Immer wieder bereichernd ist auch ein Blick in Marc Aurels Selbstbetrachtungen.

Musikalisch hat mich besonders eine Aufnahme von Philbrass, dem Blechbläser-Ensemble der Wiener Philharmoniker bewegt, mit ihrer berührenden Interpretation des vierten Satzes von Mahlers 2. Symphonie.

Mit welcher Person, aus der Gegenwart oder Vergangenheit, würden Sie gerne einen Tag verbringen und wie würde sich dieser Tag gestalten?

Ich würde sehr gerne einen Tag mit Kaiser Josef II. (*1741 – †1790 – Anm. d. Red.) verbringen. Es wäre faszinierend, ihm die Gesundheits-Erkenntnisse des 21. Jahrhunderts näherzubringen und zu sehen, wie eine längere Regierungszeit seine Reformen geprägt hätte. Dieses „Was-wäre-wenn“-Szenario finde ich äußerst spannend.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in Ihrem Leben getan haben?

Eines der verrücktesten Dinge war wohl, mit 16 Jahren die Entscheidung zu treffen, dass Werbung mein Beruf werden soll (lacht).

Herr Zinggl, wir wünschen Ihnen viel Erfolg für die Zukunft und herzlichen Dank für das Interview.

Vielen Dank für das angenehme Gespräch.

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