Die Wiener Elektro Tage 2025 luden zu einem erlesenen VIP-Symposium, welches den Blick auf die Neugestaltung der europäischen Mobilität richtete. In festlicher Atmosphäre trafen im prunkvollen Palais Niederösterreich Meinungsführer aus Wirtschaft, Industrie, Wissenschaft und Politik aufeinander, um über nachhaltige Mobilitätskonzepte sowie technologische Fortentwicklungen zu diskutieren und gemeinsame Strategien für eine klimafreundliche Verkehrswende zu skizzieren.
Im Mittelpunkt des traditionellen Abendevents der Porsche Holding Salzburg standen die Reden des Aufsichtsratsvorsitzenden der Porsche Holding Salzburg, Hans Dieter Pötsch, sowie des Vorstandsvorsitzenden der Volkswagen AG, Oliver Blume.
Eröffnungsrede – Hans Dieter Pötsch (Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche Holding Salzburg):

Herzlich willkommen hier im ehrwürdigen Palais Niederösterreich zum bereits traditionellen Abendevent der Porsche Holding Salzburg bei den Wiener Elektrotagen. Als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Porsche Holding Salzburg freut es mich besonders, dass auch dieses Jahr wieder so viele von Ihnen unserer Einladung gefolgt sind.
Die Wiener Elektro Tage 2025 dürfen sich auf über 50 Modelle von 22 Herstellern freuen, darunter 10 Österreich-Premieren – so viele wie nie zuvor. Die Wiener Elektro Tage untermauern somit nicht nur eindrucksvoll die Vielfalt elektrischer Mobilität, sondern auch den eigenen Stellenwert, den sie als Leitevent für die Elektromobilität mittlerweile besitzen.
Nirgendwo anders ist hierzulande die Elektro-Mobilität in dieser Intensität erlebbar, wie in den nächsten vier Tagen hier in der österreichischen Bundeshauptstadt.
„Mobilität im Wandel: Ist Europa fit für die Zukunft“ – interessanter kann das Thema des heutigen Abends kaum sein. Damit schließen wir inhaltlich nahtlos an die erst vor kurzem zu Ende gegangene IAA in München an, die mit vielen Elektro-Neuheiten glänzte. Vor allem die europäischen Automobilhersteller haben gezeigt, dass sie in punkto Innovation, Design und Emotion nach wie vor wegweisend unterwegs sind. Sie haben geliefert und Lust auf die Zukunft der Mobilität gemacht.
Aber: die IAA war mehr als eine Leistungsschau. Die Messe hat sich aktiv mit den Herausforderungen der Automobilbranche befasst. Es wurde ein umfassender sowie notwendiger politischer, wirtschaftlicher, aber auch gesellschaftlicher Diskurs über die Zukunft der Mobilität auf europäischer Ebene geführt.
Ein Diskurs, der für uns alle notwendiger denn je ist:
- Für Europa als Produktionsstandort.
- Für die Automobilbranche, um die Transformation zu gestalten.
- Und für die Kunden, um Sicherheit zu haben, für welche Antriebsform sie sich entscheiden sollen.
Die Automobilindustrie nimmt in Europa historisch und wirtschaftlich eine enorm wichtige Rolle ein. Über viele Jahrzehnte hinweg hat sie als Leitindustrie für Prosperität, soziale Sicherheit und gute Zukunftsaussichten gestanden. Und das soll auch in der Zukunft so bleiben.
Die Kernaufgabe der Automobilbranche in ihrer Gesamtheit ist, den Kunden attraktive, wertige, und nachhaltige Produkte für die individuelle Mobilität anzubieten – und damit natürliche sichere Arbeitsplätze zu schaffen. Das haben wir in der Vergangenheit hervorragend geschafft, und ich bin zuversichtlich, dass wir dies auch in Zukunft schaffen werden. Und die langfristige Zukunft heißt ganz klar Elektro-Mobilität.
Die Preisparität von Elektro zum klassischen Verbrenner rückt näher – auch bei den europäischen Herstellern. Die gesamte Automobilbranche ist für die elektrische Transformation massiv in Vorleistung gegangen und muss einen doppelten Weg aus Verbrenner und Elektro fahren. Auch wenn es aktuell an vielen Stellen drückt, langfristig werden die Anstrengungen sich auszahlen.
Damit wir aber die von der EU gesteckten Ziele für das Jahr 2035 auch erreichen können, ohne unsere wirtschaftliche Resilienz und gesellschaftliche Verantwortung aufs Spiel zu setzen, sind enorme Kraftanstrengungen notwendig. Denn es gilt innerhalb einer vergleichsweise kurzen Zeit eine Branche „komplett umzukrempeln“.
Als Unternehmer tragen wir die Verantwortung für hunderttausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Europa und auf der ganzen Welt. Deshalb sagen wir klar: Die Rahmenbedingungen müssen passen.
Wir wollen in der aktuellen Diskussion nicht das eigentliche Ziel in Frage stellen, sondern einen realistischen Weg definieren, der die geopolitischen Verwerfungen und wirtschaftlichen Krisen der letzten Jahre mitberücksichtigt.
Der Weg muss nicht neu definiert werden, sondern nur neu kalibriert werden – unter Berücksichtigung der Interessen aller Parteien – einschließlich der Kunden – und vor allem ohne unseren wirtschaftlichen und sozialen Wohlstand zu gefährden.
Die geopolitischen Rahmenbedingungen haben nicht nur die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit Europas als Produktionsstandort gefährdet, sondern bedrohen auch massiv die wirtschaftliche Fitness eines ganzen Kontinents. Eine starke und leistungsfähige Automobilwirtschaft ist das Rückgrat Europas. Deshalb muss Europa wieder mehr zusammenrücken. Politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Strategische Zusammenarbeit ist der einzige Weg, um unsere europäischen Wirtschaftsinteressen und damit unseren Wohlstand langfristig abzusichern.
Leistbare Energiepreise, sichere Rohstoff-Versorgung, Investitionen in Aus- und Weiterbildung sowie Forschung und Entwicklung sind ebenso notwendig, wie der rasche Abbau von bürokratischen Hürden, um notwendige Investitionen in Infrastruktur schneller und attraktiver zu gestalten.
Wir brauchen jetzt die richtigen Programme und Instrumente, um Made in Europe wieder attraktiv zu machen und um zugleich die Transformation in die Elektro-Mobilität voranzutreiben.
Mit diesen Worten möchte ich mich nochmals für Ihre Teilnahme heute Abend bedanken. Ich wünsche Ihnen noch einen inspirierenden Abend mit interessanten Vorträgen und Diskussionen.
Keynote – Oliver Blume (Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG)

One group. One drive. One clear ambition. Das ist unser Antrieb. Tag für Tag. Und damit auch von mir: Einen guten Abend Ihnen allen hier in Wien.
Die Wiener Elektrotage sind ein besonderer Ort. Ein Ort an der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenkommen. Um zu hinterfragen, zu diskutieren, gemeinsam nach vorn zu denken. Gerade jetzt braucht es solche Räume. Räume für Ideen. Räume für Zukunft. Für unsere Industrie. Für die Mobilität von Morgen. Für Europa.
Ich freue mich heute ein paar Gedanken aus der Sicht des Volkswagen Konzerns beizusteuern.
Gut eine Woche nach der IAA. Mit starken Bildern im Kopf. Mit zusätzlichem Rückenwind im Segel. Inmitten eines heftigen Sturms. Der durch unsere Industrie fegt. Wir haben in München als Volkswagen Konzern gezeigt, dass wir Kurs halten. Dass wir Fahrt aufgenommen haben. Auch – und gerade – auf aufgepeitschter See.
Die Resonanz auf unserem Messestand war überwältigend. Bei Gästen, Fachbesuchern, Medien. Das Feedback ist Anerkennung für alles, was wir bisher geleistet haben. Und zugleich Ansporn für alles, was jetzt noch kommt. Der Volkswagen Konzern spielt wieder vorn mit.
Die IAA hat auch gezeigt: Die Zukunft der Mobilität ist digital, nachhaltig – und elektrisch.
Meine Damen und Herren, die Automobilindustrie steht nicht einfach vor einer Transformation. Sie ist mitten in der größten Umwälzung ihrer Geschichte. In einem Tempo, das es so noch nie gegeben hat.
Eine beispiellose Herausforderung. Für alle Hersteller. Aber es ist vor allem eines: eine enorme Chance. Vorausgesetzt, wir handeln. Als Unternehmen. Als Branche. Als Europäer.
Wir haben einen strategischen Plan für eine erfolgreiche Zukunft aufgestellt – und setzen diesen Schritt für Schritt um. Seither haben wir viele Meilensteine erreicht:
- Wir haben unsere Produktstrategie umfassend überarbeitet
- Das Design geschärft – mit klaren Identitäten: markentypisch, differenzierend, prägend.
- Unsere Qualität verbessert – spürbar und messbar.
- Mit Performance Programmen unsere Kosten verbessert.
- Begleitet von Restrukturierungsprogrammen in allen deutschen Marken.
- Wir haben unsere Software-Entwicklung saniert und neu aufgestellt – verbunden mit einer globalen Softwarestrategie und lokalen Partnern,
- unsere Batterie- und Technologiekompetenz ausgebaut,
- uns in China und Nordamerika komplett neu ausgerichtet,
- in Zukunftsfeldern wie dem Autonomen Fahren große Fortschritte erzielt
- und unsere Nachhaltigkeitsstrategie umfangreich überarbeitet.
Ein tiefgreifender Wandel – auf den wichtigsten Märkten in einem Spannungsfeld stärkster Gegensätze.
In Europa – das große Gemeinschaftsziel: Klimaschutz vorantreiben. Und zugleich die industrielle Wettbewerbsfähigkeit nicht verlieren. In China – trifft eine beispiellose und kostenintensive Innovationsdynamik auf eine Konsumstimmung der Verunsicherung. Highspeed hier – Handbremse dort. Und in den USA – Abschottung auf der einen Seite, industriepolitischer Aufbruch auf der anderen.
Entscheidend ist aber auch, was davon in der Realität ankommt – und in den vergangenen Monaten haben wir geliefert:
- 60 neue Modelle über alle Marken und Antriebsarten in zwei Jahren.
- 28 % Marktanteil bei den vollelektrischen Autos in Europa – wir sind damit die klare Nummer Eins.
- 4 der 5 meistverkauften E-Autos in Europa kommen aus dem Volkswagen Konzern.
- Porsche ist mit einem Anteil von 57 % elektrifizierten Autos in Europa der Pionier der E-Mobilität. Mehr als alle anderen traditionellen Hersteller.
- In China haben wir in den Liefermodus geschaltet. Mit neuer Strategie, lokaler Entwicklung und starken Partnern. Mit neuen lokalen Plattformen, spezifischer E/E Architektur und Software und maßgeschneiderten chinesischen Produkten.
- Und unsere Software? Überzeugt – und wird mittlerweile vielfach ausgezeichnet
Und wir gehen weiter:
- Mehr als weitere neue 20 Modelle 2026.
- Beim autonomen Fahren mit dem ID. Buzz AD und MOIA stehen wir in der Spitzengruppe – in einem globalen milliardenschweren Wachstumsmarkt.
- In Salzgitter starten wir noch in diesem Jahr unsere eigene Batteriefertigung – als erster Automobilhersteller in Europa.
- Mit unseren Partnern Xpeng in China und Rivian in den USA bringen wir Spitzentechnologie schneller und effizienter zu unseren Kundinnen und Kunden. Wir machen hier große Fortschritte.
- Und im nächsten Jahr kommen wir mit unserer „Electric Urban Car Family“ in den Markt.
Der Volkswagen Konzern hat sich auf den Weg gemacht, der globale Technologietreiber der Autoindustrie zu werden. Das ist unsere klare Ambition. Kürzlich erst wurden wir zum weltweit Innovativsten Automobilunternehmen gekürt. Ausgezeichnet vom Center of Automotive Management. In einer wissenschaftlich basierten Erhebung. Im globalen Wettbewerb.
Erfolg ist kein Zufall. Oder Glück. Er ist das Ergebnis systematischer und harter Arbeit – und klarer Entscheidungen. Und er ist der Ertrag eines eindeutigen Kurses. Zur richtigen Zeit. Mit festem Fokus. Und mit einem hervorragenden Team dahinter.
Meine Damen und Herren, wir sind ebenso überzeugt: Elektromobilität wird sich langfristig durchsetzen. Batterien werden immer besser und günstiger. Die Ladeinfrastruktur wächst. Die europäische Autoindustrie fährt bei der Elektromobilität ganz vorne mit. Wir werden weder die Technologie noch die Märkte den chinesischen Wettbewerbern überlassen.
Für uns ist aber auch folgendes klar – es ist nicht realistisch, dass wir in Europa schon ab 2035 nur noch vollelektrische Fahrzeuge haben werden. Wir werden am Ende einen längeren Übergang benötigen. Gemeinsam. Aber mit realistischen, gut vorbereiteten Schritten für alle Beteiligten. Nicht in Verboten denken – sondern in Chancen. Das ist der Weg zum Erfolg. In China sehen wir, dass die Elektromobilität rasant wächst. Ohne eine Verbotsdiskussion zu führen. Aber mit perfekter Ladeinfrastruktur und Stromkosten von 2 bis 3 Cent pro Kilowattstunde.
Was wir benötigen, sind konkurrenzfähige Rahmenbedingungen. Unsere Politik muss sie schaffen. Unsere Industrie füllt sie mit Leben. Und wenn beides gelingt, entsteht nicht nur Fortschritt. Sondern Orientierung und Vertrauen in die Zukunft.
Und damit zur Frage dieses Abends:
Ist Europa fit für die Mobilität der Zukunft?
Meine Antwort ist klar: Europa hat alles, was es dafür braucht. Die Menschen, die Ideen. Die Unternehmen. Jetzt kommt es auf uns an. Wir haben es in der Hand. Wir dürfen uns nur nicht selbst im Weg stehen. Volkswagen ist bereit. Als Partner. Als Gestalter. Als Umsetzer. Als Teil einer Bewegung, die Europa nach vorn bringt.